Der 2011 beim Fischer Verlag erschienene Roman Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz ist eine Übersetzung von Henning Ahrens. Die amerikanischen Originalausgabe mit dem Titel Three Farmers on Their Way to a Dance wurde von Richard Powers verfasst.
Im Mittelpunkt des Textes steht eine Fotografie von drei Bauern auf dem Weg zum Tanz, die Richard Powers im Museum gesehen und die ihn fasziniert hat. Diese Faszination wird auch im Text durch den Helden deutlich – er ist ebenso in den Bann dieses Fotos gezogen wie Powers selbst. Eine Fotographie, die für Verwirrung sorgt.
von NATHALIE BUSCH
Das Besondere am Text Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz ist, dass es nicht nur einen sondern gleich drei Erzählstränge gibt. Zwei dieser drei Erzählstränge handeln in der Gegenwart, wohingegen der dritte Strang überwiegend vom Jahre 1914 erzählt. Im Mittelpunkt des Romans steht eine Fotografie, die der Ich-Erzähler in einem Museum in Detroit entdeckt, während er auf seinen Zug wartet. Dieses Foto zeigt drei junge Bauern aus dem Westerwald und wurde 1914 von August Sander aufgenommen. Von diesem Bild ist der Erzähler schnell in höchstem Maße begeistert und seine fieberhafte Recherche zum Hintergrund des Fotos beginnt. Der Erzähler hat das Gefühl, einem Geheimnis auf der Spur zu sein und stellt Nachforschungen zum Fotographen sowie zu der Geschichte der Bauern an. Somit wird der zweite Erzählstrang eröffnet, der die Lebensgeschichten der drei Bauern auf dem Foto erzählt. Daran angeknüpft wird der dritte Erzählstrang, in dem es um Peter Mays, einen Journalisten geht. Dieser ist auf der Suche nach einer Frau, die er vom Fenster aus gesehen hat und die er nun finden möchte.
Es sind ebendiese drei Erzählstränge, die den Text einerseits zu einem Meisterwerk werden lassen, da sie dem Text eine besondere Ästhetik verleihen. Andererseits tragen die Erzählstränge nicht zum Lesefluss bei; ganz im Gegenteil. Der erste Erzählstrang, in dem es um den Erzähler geht, tritt bald in den Hintergrund und der zweite und dritte Strang wechseln sich ab. Dies führt dazu, dass am Ende eines jeden Kapitels ein relativ großer Einschnitt stattfindet und der Leser sich auf jedes Kapitel neu einlassen muss. Darüber hinaus stellt man sich am Beginn eines jeden Kapitels die Frage, in welchem Erzählstrang man sich gerade befindet. Das Chaos von Handlungssträngen ist sehr verwirrend und das Lesen des Textes somit anstrengend und mühsam. Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz ist ein Text, den man nur mit Ruhe und Geduld lesen sollte, damit man ihm überhaupt noch folgen kann. Erschwerend hinzu kommen Exkurse in der Erzählung, die verschiedene Themen behandeln wie zum Beispiel zeitgeschichtliche Ereignisse wie Krieg, technische Fortschritte, Neuerungen in der Fotografie. Diese Exkurse lenken zum Teil von der eigentlichen Erzählung ab und scheinen überflüssig. Neben den Exkursen gibt es noch einen Nebenhandlungsstrang über die Biographie von Henry Ford, die mit fiktiven Elementen angereichert wird. Es entsteht ein regelrechtes Wirrwarr an Handlungssträngen, das nur schwer zu durchdringen ist.
Der Text ist in sehr viele Kapitel unterteilt, so gibt es insgesamt 27. Jedes dieser Kapitel beginnt mit einem Zitat: unter anderem von Walter Benjamin oder Sigmund Freud. Die Zitate sind keine Einführung in das jeweilige Kapitel. Dennoch sind sie von Bedeutung, da die Philosophien einiger dieser bedeutenden Personen im Text aufgegriffen werden.
So zusammenhangslos die verschiedenen Erzählstränge und Exkurse zunächst auch scheinen mögen, werden sie gegen Ende des Textes vereint. Bei Mays Suche nach der Frau, die er durchs Fenster gesehen hat, ergibt sich eine Verbindung zum Foto der drei jungen Bauern, da er darin einen seiner Vorfahren erkennt. Am Ende ergibt das gesamte Konstrukt demnach einen Sinn und das Wirrwarr an Erzählsträngen beginnt sich immer weiter zu entknoten.
Alles in allem ist Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz von der Struktur her ein schwieriger und komplizierter Text, der jedoch auf der sprachlichen Ebene leicht verständlich ist.
Dennoch: Verwirrung auf 462 Seiten. Die ersten Seiten des Textes sind leicht zu lesen, wodurch eine gewisse Erwartungshaltung entsteht, die jedoch schnell gebrochen wird. Was als einfacher Text beginnt, wird zu einem wackeligen Konstrukt, das überladen ist mit Ideen und Handlungen.