Ruhrgebeat, so lautete der Titel des vergangenen Literarischen Abends des Literaturclubs Düsseldorf, kurz LCD. Die Veranstaltung fand am 06.03.2012 statt.
Der seit April 2011 jeweils am ersten Dienstag des Monats stattfindende Club bietet Literaten jeden Alters Forum und Experimentierbühne. Außerdem stellen sich kleinere, unabhängige Verlage, wie z.B. der Verbrecher Verlag aus Berlin, mit ihrem Programm vor. Der LCD findet im Salon des Amateurs, Club und Café der Düsseldorfer Kunsthalle statt, der für sein innovatives und abwechslungsreiches Programm von Elektroclubmusik über experimentelle Klaviermusik bis hin zum Literaturclub bekannt ist. Am Ruhrgebeatsabend war ich zum dritten Mal da. Wie der Titel schon andeutet, kamen die Vortragenden dieses Mal aus dem Ruhrgebiet. Ein paar Beats waren auch dabei.
Von SARAH ZIMMERMANN
Falteri-tirallala und Freundlich’ Handgeklappere vs. Summertime
Allein wegen seiner musikalischen Einlagen fiel dieser Abend auf. Während Eva Kurowski, Autorin aus Oberhausen, am Ende mit tiefer Soulstimme und einer deutschen Version des Klassikers Summertime verblüffte, verstand ich nach dem Auftritt von Ludmillus(Mühlheim a.d. Ruhr) endlich, warum der arme Troubadix von Asterix’ Galliern bei jeglichen Gesangsversuchen misshandelt oder geknebelt wurde. Ludmillus ist selbsternannter Minnesänger und tritt gerne auf Mittelalterfesten in entsprechendem Kostüm auf.
Herr Nipp im Altersheim
Der zweite Vortragende des Abends hieß Haimo Hieronimus und präsentierte Auszüge aus den Beobachtungen seiner Figur Herr Nipp. Dieser Herr macht sich so einige Gedanken zum Treiben um ihn herum. Da wird ein Friedhof schon mal zur Kontaktbörse umgedacht, oder versonnen die Cannabispflanze im Innenhof des Altersheims seiner Oma betrachtet und sinniert, wie diese zur Finanzierung desselben beitragen könnte. Diese kurzen Betrachtungen wurden bisher regelmäßig ins Netz gestellt, dann später erst verlegt.
Schmiert Gott Stullen?
Zuletzt las bereits genannte, soulstimmige Eva Kurowski aus ihrem Buch Gott schmiert keine Stullen. Darin beschreibt sie u.a. ihre Oberhausener Kindertage zwischen total verdreckter, aber romantisch von Möwen umkreister Emscher und den obligatorischen Griechenlandaufenthalten der Familie. Der Vater, linker Sozialist, die Mutter, wilde 70er Jahre Hausfrau, und andere illustre Charaktere werden hier in realistischer Weise satirisch vorgeführt, aber stets mit einem liebevollen Augenzwinkern statt mit Boshaftigkeit behandelt.
Stellt euch vor, es ist Literaturclub und keiner geht hin
Allen Literaturbegeisterten und selbst Schreibenden lege ich diese monatlichen Literaturabende in Düsseldorf wärmstens ans Herz. In entspannter und netter Runde vorgelesen zu bekommen oder selbst zu lesen ist himmlisch! Der nächste Literaturclub findet am 03.April im Salon des Amateurs, Grabbeplatz 4, Düsseldorf statt und wird von Düsseldorfern, Kölnern und Lörrachern bestritten.