Der Bachmannpreis bleibt!

Katja Petrowskaja    Bild: Bachmannpreis.euDie Preisverleihung des 37. Bachmannpreises in Klagenfurt begann mit einer freudigen Nachricht: Der Bachmannpreis wird auch in den folgenden Jahren weiter stattfinden.

von ESRA CANPALAT

Bereits zu Beginn der Verleihung verkündete der ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, der die Absetzung des Literaturpreises angedroht hatte: „Der Bachmannpreis bleibt. Der Bachmannpreis bleibt in Klagenfurt. Der Bachmannpreis bleibt im 3sat. Der Bachmannpreis bleibt im Internet.“ Darauf gab es zu Recht Jubel und Applaus vonseiten des Publikums.

Nach der Bekanntgabe der Shortlist wählte die Jury dann in offenen Wahlen den Sieger der diesjährigen Ausgabe. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis ging an die Favoritin Katja Petrowskaja. Mit ihrem Text Vielleicht Esther, der von der Vertreibung der Juden in Kiew während des Zweiten Weltkriegs handelt, rührte sie laut Jurymitglied Hildegard Keller, die die die Autorin zum Wettbewerb eingeladen hatte, das Publikum zu Tränen. Keller lobte in ihrer Laudatio den typisch russischen Erzählduktus Petrowskajas, der durch seine Leichtigkeit überzeuge. Der Preisträgerin sei es in ihrem Text gelungen, „im Individuellen das Allgemeine“ darzustellen. Jurypräsident Burkhard Spinnen betonte immer wieder, dass Petrowskajas Text „die Aneignung der Geschichte durch Nachgeborene“ darstelle und deshalb so wichtig sei.

Der von der Kärtner-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft geförderte 2. Platz, der sogenannte kelag-Preis, ging an Verena Güntners Auszug aus dem Roman Es bringen. Die Coming-of-Age-Geschichte Güntners wurde am Donnerstag noch von Spinnen als abgedroschen kritisiert. Paul Jandl aber würdigte in seiner Laudatio den Text als „berührende Parade des Erwachsenwerdens“.

Bei der Wahl des Siegers des 3sat-Preises musste sich die Jury schließlich zwischen Benjamin Maack, der bereits mit Güntner in der Stichwahl zum kelag-Preis stand, und Heinz Keller entscheiden. Der Preis ging an Maaks Wie man einen Käfer richtig fängt, eine Geschichte über „das Entgleiten der Phantasie eines Jungen in der Pubertät“, so Hubert Winkels. Winkels hielt Maack in seiner Laudatio zugute, dass er der Kurzgeschichte, einer Gattung im Aussterben, wieder neues Leben einhauche. Dies habe Maack vor allem auch in seiner Kurzgeschichtensammlung Monster (Rezension bei literaturundfeuilleton von Jan Frederik Bossek) bewiesen. Auch Wie man einen Käfer richtig fängt handelt von monströsen Abgründen des Menschen, diesmal von denen eines von Insekten faszinierten Jungen namens Joachim, der mit seiner aufkeimenden Sexualität in Konflikt gerät.

Heinz Heller ging aber nicht mit leeren Händen nach Hause: In einer Stichwahl mit Roman Ehrlich gewann er den von einer Reihe Verlagen gestifteten Ernst-Willner-Preis. Sein Text Wir sind schön wurde bereits am Freitag von Spinnen als „gelungener Text über Lieblosigkeit“ gewürdigt. Den Aspekt der Lieblosigkeit unterstreicht auch Daniela Strigl in ihrer Laudatio an Helle: Er präsentiere einen „Prototyp unserer Zeit“, einen „Mann, der nichts spürt und nichts will.“

Den Publikumspreis bekam Nadine Kegele für ihren Text Scherben schlucken. Erstaunlich, dass gerade für diesen Text im Internet so rege abgestimmt wurde, hatte ihn doch die Jury am Donnerstag als missglückt kritisiert.

Die Preisverleihung endete mit einer kurzen Rede vonseiten Spinnens, der die Solidarität und den Zusammenhalt der Mitarbeitenden am Bachmannpreis pries. Mit einem Oscarpreis-verdächtigen Gruß an seine liebe Mutter, womit er schallendes Gelächter vom Publikum erntete, endete der diesjährige Bachmannpreis.

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