Deutscher Buchpreis für Terézia Mora

Logo Deutscher Buchpreis 2013, PressefotoWer hätte das gedacht? Terézia Mora gewinnt den Deutschen Buchpreis 2013 mit Das Ungeheuer und setzt sich gegen Mirko Bonné, Reinhard Jirgl, Clemens Meyer, Marion Poschmann und Monika Zeiner durch. Ein „perspektivenreicher Nekrolog“ und eine „lebendige Road-Novel“ hat also am Ende die Nase vorn.

von NADINE HEMGESBERG

Die 1971 im ungarischen Sopron geborene Schriftstellerin war bereits das zweite Mal für den Deutschen Buchpreis nominiert. Im Gegensatz zum 2009er Jahrgang, bei dem sie mit ihrem Roman Der einzige Mann auf dem Kontinent schon an der Kürzung zur Shortlist scheiterte, kann sie nun den mit 25.000 Euro dotierten Preis für sich verbuchen. Dabei hätte es bei den viel diskutierten Kursen der Buchmacher – hätte es solche bei dieser Preisvergabe gegeben – vermutlich ganz anders ausgesehen. Der Event im Kaisersaal des Frankfurter Römer – nun, da hinkt der Buchmachervergleich dann doch ein wenig – ist keinesfalls die Preisverleihung eines von Prof. Dr. Honnefelder (Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und Vorsitzender der Akademie Deutscher Buchpreis) als Leuchtturm stilisierten Deutschen Buchpreises, der im fast romantischen Sinn als Wegweiser in tiefster Seefahrernacht dient, sondern ein Marktargument zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse und das Prädikat „Kaufen“ für den bestselleraffinen Kunden.

Der gefühlte Favorit Clemens Meyer konnte die diesjährige Jury nicht mit seinem Roman Im Stein überzeugen. Die Wahl – mit der laut Jurysprecher Helmut Böttiger alle Jurymitglieder ausgesprochen zufrieden gewesen seien – fiel auf Terézia Mora.

„Virtuos“

Kopp, der IT-Spezialist, dürfte den meisten, mit Terézia Moras Werk vertrauten LeserInnen bereits aus ihrem Roman Der einzige Mann auf dem Kontinent bekannt sein. Dieser ist, wie Das Ungeheuer, im Luchterhand Verlag erschienen. Mora nähert sich dem Unsagbaren, der Unvereinbarkeit von Leben und Tod, indem sie durch einen harten Strich das Leben von Darius Kopp und seiner Frau Flora, die sich das Leben genommen hat, trennt und doch vereint und nebeneinander stellt. Flora ist die anwesende Abwesende; ihre Tagebuchaufzeichnungen unterlaufen den Reisebericht Kopps. In der Jurybegründung heißt es: „,Das Ungeheuer‘ ist ein stilistisch virtuoser, perspektivenreicher Nekrolog und eine lebendige Road-Novel aus dem heutigen Osteuropa. […] Terézia Mora vereint hohes literarisches Formbewusstsein mit Einfühlungskraft. ,Das Ungeheuer‘ ist ein tief bewegender und zeitdiagnostischer Roman.“ (die ausführliche Begründung der Jury nachzulesen unter …)

„Kraftvolles Schreiben“

„Und in diesem Zusammenhang [Frankfurter Poetikvorlesungen] ist mir über mich selber aufgefallen, dass ich sehr gerne mit Helferfiguren arbeite. Dass meine Helden, so einsam sie sich auch fühlen in meinen Büchern, sehr davon profitieren, anderen zu begegnen“, sagt Mora in ihrer Dankesrede zum Deutschen Buchpreis – eine Eigenschaft ihrer Erzählungen und vor allem von Das Ungeheuer, die schon Katharina Döbler in der ZEIT hervorhob. Ganz überzeugt war Döbler jedoch nicht: „Die Autorin vertraut ihren Figuren nicht“, überließe diesen keiner Entwicklung und verspielt die Möglichkeit der „viele[n] Nebengeschichten, die auf verschiedene Weise zeigen, wie gut [sie] erzählen und wie kraftvoll sie schreiben kann“.

Natürlich: Es wird Diskussionen um das Urteil der Jury geben. Wie schon im Vorfeld und bei den Entscheidungen um die Long- und Shortlist kann man sich die Frage stellen, ob es verdient war, ob so unterschiedliche Romane wirklich mit den gewählten ästhetischen Kriterien zu beurteilen sind – Fragen, die auch im nächsten Jahr beschäftigen und eine weitere Jury quälen werden. Fest steht: Terézia Mora konnte diese sieben Menschen überzeugen. Bilden Sie sich ein Urteil, lesen Sie …

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