Treffen junger Autoren – Erster Tag

Lara Theobalt   Foto: privat„Es wird viel über Fische geschrieben“, wirft einer der Teilnehmer des diesjährigen Treffens junger Autoren in den Raum. Wir stimmen stumm nickend zu – vielleicht passt die Metapher. Warum auch nicht? In den 2360 Texten, die zum nunmehr 28. TJA ihren Weg nach Berlin nahmen, wird die ein oder andere Unterwasserspezies ihre literarische Nische gefunden haben.

von LARA THEOBALT

In den Texten der 20 ausgewählten Teilnehmer geht es aber auch um Stethoskope, Schlägereien und Kenophobie (die Angst vor leeren Räumen). Letztere insbesondere auf weißen Papierseiten, welche die Teilnehmer in allen Spielarten zwischen Prosa, Drama und Lyrik zu füllen versuchen – wie sich zeigt –, aber am liebsten nicht über Gattungen sprechen. Wir sind zum ersten Tag des TJA im Haus der Berliner Festspiele empfangen worden, wo man nach einer allgemeinen Begrüßung vor allem die Teilnehmer miteinander ins Gespräch bringen möchte. Also sitzen wir im Foyer und halten nebst anderen Klischees den Anschein aufrecht, junge Menschen zu sein, die der Welt etwas zu sagen haben. So kreisen die Diskussionen wild um Theater, Rolltreppen und die Internetpräsenz von Marianne Rosenberg. Auf unserem Tisch liegt eine Polaroid-Kamera, ein Notizbuch und eine ziemlich abgeliebte Tabakdose. Vielleicht sind Metaphern dazu da, Leser in die Irre zu führen.

Dann steht eine kleine Führung durch das Haus an. Betretenes Schweigen beim Anblick der Lesebühne. Morgen Abend findet die Lesung der Teilnehmer vor rund 250 Gästen statt. Nicht jeder von uns hat bereits vor solch einem Publikum gelesen. Auch ich nicht. Uns wird versichert, morgen den ganzen Tag Zeit für Leseproben zu haben: „warm werden mit dem Mikrophon und wenn die Scheinwerfer an sind, sieht man eh nichts mehr“. Nach der morgigen Lesung werden wir das Wochenende mit Workshops verbringen, mit Lektoren unsere Texte durchgehen und mit Schriftstellern ins Gespräch kommen. Es bleibt die Hoffnung, zwischen den spannenden Programmpunkten Raum zum Schreiben zu finden. Denn schließlich ist dies der Punkt, der die 20 ansonsten sehr unterschiedlichen Teilnehmer – Studenten, Schüler, Unentschlossene – miteinander verbindet. Dies stellt sich in der ersten Schreibaufgabe heraus: nach einem Gespräch zu zweit einen der anderen Teilnehmer in einem Text zu charakterisieren. Der literarische Fleischwolf wird angeworfen und etwas widerwillig ein erster Text ausgespuckt. Dabei wird viel gelacht und intensiv übers Schreiben gesprochen. Viele der Teilnehmer kennen sich um drei oder weniger Ecken, haben sich bei diesem oder jenem Projekt, Workshop oder Wettbewerb bereits kennengelernt. In solchen Runden scheinen die Welt recht klein und die Möglichkeiten groß. Wir freuen uns auf die gemeinsamen Tage, Themen und Texte. Vielleicht auch über Fische.

Fortsetzung folgt …

Lara Theobalt, geboren 1993, wuchs in Solingen auf und lebt nun in Bochum. Sie studiert Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum. 2011 war sie mit Kopfüber Hals für den Theo nominiert.

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