Die Redaktion empfiehlt

Weihnachtsgeschenke   Foto: flickr User pfeifhofer CC BY-NC-SA 2.0, nicht verändertWie überstehen wir bloß diese Feiertage? Wie überstehen wir bloß all den Jubel, Trubel, die Heiterkeit und die diversen Fresskomata an den Tafeln unserer Familien? – Genau, mit einem guten Buch. Mit einem guten Buch, das wir still und heimlich an einem ruhigen Örtchen (im abgewetzten Ohrensessel der Großmutter) lesen und so für eine kurze Zeit all der überbordenden Besinnlichkeit entgehen. Die Redaktion von literaturundfeuilleton gibt Euch eine Liste von Büchern an die Hand, mit denen Ihr gut durch die Feiertage kommt und das ein oder andere Aha- und Oh-Erlebnis haben werdet. Habt eine fabelhafte Zeit, übersteht die Feiertage und rutscht gut ins neue Jahr!

Eure literaturundfeuilleton-Redaktion

Lina Brünig

Sam Wasson: Verlieben Sie sich nie in ein wildes Geschöpf. Audrey Hepburn und ‚Frühstück bei Tiffany‘. Steidl 2011, 251 Seiten. 16 €.

Der Klassiker Frühstück bei Tiffany ist regelmäßiger Bestandteil des weihnachtlichen Fernsehprogrammes. Wer sich für die Hintergründe des Filmes interessiert, wird dieses fundierte Buch mögen. Es beleuchtet den schwierigen Entstehungsprozess, erzählt warum Marilyn Monroe die Hauptrolle nicht bekommen hat und stellt den progressiven Film als Wegbereiter für die damals noch junge Frauenbewegung vor.

Jenny Erpenbeck: Heimsuchung. btb 2010, 192 Seiten. 8,99 €.

Die Geschichte eines Hauses und seiner Bewohner im Verlauf des letzten Jahrhunderts. Erpenbeck erzählt die großen Verstrickungen dieser Zeit im Kleinen und Persönlichen. Dabei entsteht ein literarisches Mosaik, das gerade wegen seines sachlichen Erzähltons zu berühren vermag. Schnell gelesen, lange nachwirkend.

Esra Canpalat

Irisch Radisch: Camus. Das Ideal der Einfachheit. Eine Biographie. Rowohlt 2013, 352 Seiten. 19,95 €.

Radisch gibt einen feinfühligen Einblick in das Leben des dandyhaften, mittelmeerisch denkenden Philosophen und konzentriert sich dabei auf das von ihm idealisierte Prinzip der Armut und Einfachheit. Eine äußerst lesenswerte Biographie zum 100. Geburtstag von Albert Camus. (Rezension folgt!)

Sylvia Plath: Der Koloss: Gedichte. Suhrkamp 2013, 163 Seiten. 22,95 €.

Winterzeit ist Sylvia Plath-Zeit! Erstmals wurde dieser einzige zu Lebzeiten der amerikanischen Autorin erschienene Gedichtband, die am 11. Februar 1963 Selbstmord beging, ins Deutsche übersetzt. Das hätte ich gerne unterm Weihnachtsbaum liegen!

Albertine Sarrazin: Astragalus. Hanser 2013, 240 Seiten. 19,90 Euro.

Patti Smiths absolutes Lieblingsbuch – und mittlerweile auch eines meiner Lieblingsbücher. Sarrazin erzählt in einem frechen und kaltschnäuzigen Stil von den Befreiungsversuchen einer neunzehnjährigen Rebellin. Ein zauberhaftes und bitteres Buch zugleich! (Rezension)

Nadine Hemgesberg

Hugh Raffles: Insektopädie [Insectopedia]. Matthes & Seitz 2013, 380 Seiten. 38 €

Weil ich seit einem Vortrag von Hania Siebenpfeiffer von Insekten, den Anfängen der Mikroskopie und der Übertragung dieser Technik des Sehens in literarische Texte völlig fasziniert bin. Und, wenn schon eine Insektenfaszination, dann führt wohl kaum ein Weg an dieser Naturkunde vorbei.

Clemens Meyer: Gewalten. Ein Tagebuch. S. Fischer 2012, 223 Seiten. 9,99 €

Solche Prosa-Miniaturen, Episodengeschichten, nur lose verbundenen Erzählungen prägen mein Lesejahr 2013 und diesem grandiosen Erzähler Clemens Meyer mit dem unwiderstehlichen Erzählduktus muss man einfach erliegen.

Sarah Herhausen

Daniel Glattauer: Der Weihnachtshund. Goldmann 2009, 224 Seiten. 7,95 €

Eine wunderschöne und lustige Liebes-, Weihnachts- und Hundegeschichte.

Charles Dickens: Weihnachtslied. Eine Gespenstergeschichte. Diogenes 2011, 192 Seiten. 16,90 €.

Der Weihnachtsklassiker für große und kleine Ebernezers.

Sylvia Kokot

Wolfgang Herrndorf: Sand. Rowohlt 2011, 480 Seiten. 9,99 €.

Ziel: Ein Buch noch einmal neu erlesen, das mich bei der ersten Lektüre, vielleicht gerade wegen des Feuilleton-Hypes etwas verwirrt, frustriert und enttäuscht zurück gelassen hat.

Alison Bechdel: Fun Home. A Familiy Tragicomic. Mariner Books 2007. 240 Seiten. ca. 11,20 €.

Gleichzeitig Familiengeschichte, Tragödie, Komödie, Graphic Novel und Coming-Out-Geschichte, in der sich in und zwischen Panels und Textzeilen, zwischen Seiten und Abschnitten Tiefgründiges, Abgründiges und Unvermutetes eröffnet und dieses auf so leichtfüßige wie schwermütige Art und Weise, dass es mich in seinen Bann zieht.

Hannah Konopka

Joanne K. Rowling: The Casual Vacancy. Little Brown 2012, 510 Seiten. ca. 10 €.

Ein Mitglied des Stadtrates stirbt, eine britische Kleinstadt in Aufruhr! Geschickt verstrickt Rowling in ständigen Perspektivwechseln die Geheimnisse der Einwohner und zeichnet sehr genau die politischen sowie persönlichen Konflikte zwischen Oberschicht und Unterschicht, Vätern und Söhnen, Lehrern und Schülern, Ehepartnern und Freundinnen nach. Erschütternd, witzig und absolut zeitgemäß.

Chuck Palahniuk: Choke. Vintage 2008, 304 Seiten. 8,50 €.

Dieses Buch ist das krasse Gegenstück zur besinnlichen Weihnachtszeit: „Was würde Jesus nicht tun?“, fragt sich Victor, wenn er die Selbsthilfegruppe für Sexsüchtige besucht oder im Restaurant einen wohlhabenden Möchtegern-Samariter vermutet (um einen Erstickungsanfall vorzutäuschen und Mitleid und Geld zu kassieren). Sucht im Internet nach allen Synonymen für „verrückt“ und Ihr habt Euer Urteil über dieses Buch.

Annika Meyer

Julian Barnes: The Sense of an Ending. Vintage 2012, 160 Seiten. ca. 7,90 €.

Ein wirklich kluges Buch voller Gelegenheiten zum Schmunzeln, kleiner Alltagsphilosophien und einigen Aha-Momenten. (Rezension)

Eva Menasse: Quasikristalle. Kiepenheuer & Witsch 2013, 425 Seiten. 19,99 €.

Ein großartig aufgemachtes Porträt einer Frau, das gleichzeitig auch eine Reise durch unsere Zeit und unsere Gesellschaft ist.

Noah Gordon: Der Medicus. Heyne 2013, 848 Seiten. 9,99 €.

Zeitlich passend zum Kinostart der Romanverfilmung: ein wirklich schöner historischer Roman über Freundschaft, Liebe und den Mut, für seine Berufung weite Wege zu gehen. Leichte Kost, die mich aber als Kind dazu gebracht hat, „erwachsenere“ Literatur zu lesen, und auf deren filmische Umsetzung ich schon sehr gespannt bin.

Katja Papiorek

Andrzej Stasiuk: Kurzes Buch über das Sterben. Suhrkamp 2013, 112 Seiten. 8 €.

Da schreibt einer über das Sterben. Vier Geschichten: über den Tod eines befreundeten Schriftstellers, eines Jugendfreundes, der eigenen Großmutter und eines Hundes. Das wühlt nicht nur auf, sondern regt auch auf – weil es völlig anders ist, als erwartet. Und nach dem dritten Lesen wird klar, dass dieses Buch vor allem eins ist: Sehr ehrlich.

Wilhelm Genazino: Ein Regenschirm für diesen Tag. dtv 2003, 176 Seiten. 7,90 €.

Ein flanierender Schuhtester beobachtet die Welt, die Menschen um sich herum und vor allem sich selbst. Das macht er so ironisch und liebevoll, dass ich mich selbst zwingen musste, das Buch ganz langsam zu lesen, um das Ende möglichst lange hinauszuzögern. Perfekt, um dem Feiertagsstress zu entfliehen.

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