Auf einen literarischen Tomate-Mozzarella-Turm KW 1

Tomate-Mozarella-Turm   Foto: Rainer Sturm / pixelio.deGestatten: Hemgesberg. Ich lade Sie hier und heute auf ein getürmtes Häppchen, die Tomate-Mozzarella-Kreation der vergangenen Woche ein – den Turmbau zu Babel aus dem Literaturbetrieb. Setzen Sie sich, es ist genug geschehen in dieser Welt der alternden LiteraturkritikerInnen und jungen VerlegerInnen, damit wir ein wenig plaudern können: Jo Lendle übernimmt bei Hanser, Hellmuth Karasek wird 80 und alle guten Vorsätze sind auf nächstes Jahr verschoben.

von NADINE HEMGESBERG

Das Jahr ist noch jung, der letzte Dreck noch nicht ganz weggekehrt und der Restalkohol pocht bei manch feierwütigem Nimmersatt am vierten Tag des Jahres 2014 noch immer in den Hirnwindungen und vielleicht haben sie wie Woody Allen versucht, mit dem Fahrstuhl nach Kuba zu reisen: „I’m not a drinker, my body won’t tolerate … eh … spirits, really. I had two martinis New Years Eve and I tried to hi-jack an elevator and fly it to Cuba.“ Wir haben all die mehr oder minder wohlwollenden Rückblicke, Auflistungen, Empfehlungen und guten Vorsätze hoffentlich schon wieder verdrängt und freuen uns fast ganz naiv auf dieses Jahr der Superlative: Mehr Gedenken gab es nie, die besten Bücher, die vielversprechendsten DebütantInnen, das literarische Nonplusultra, die VerlegerInnen-Crème-de-la-Crème … Sie sehen, wo das hinführt? So ein Tomate-Mozzarella-Turm kann auch nicht bis in die Unendlichkeit gesteigert werden, irgendwann ist der Kollaps unaufhaltsam oder die Chose endet einfach in einem blutleeren Buhlen um den Längsten. Sehen Sie? Lehnen Sie sich also entspannt zurück und lassen sie sich überraschen, vergessen Sie die guten Vorsätze, die sind eh nur da, um gebrochen zu werden.

FAZ startet Serie

Zum hundertsten Jahrestag: Die FAZ gedenkt der „Urkatastrophe“, dem ersten Weltkrieg, mit einer Serie mit literarischen und künstlerischen Zeugnissen der Kriegsjahre 1914–1918. Lorenz Jäger stellt die Reihe, die in enger Zusammenarbeit mit dem Literaturarchiv Marbach und der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart entsteht, vor und den Auftakt machen Hans Ulrich Gumbrechts Ausführungen zu Guillaume Apollinaires Gedicht La petite auto.

Karasek und Lendle

Hellmuth Karasek darf sich am heutigen Samstag feiern lassen und wird sich die eine oder andere Spitze – ja, auch an seinem Ehrentag – gefallen lassen müssen. Der Literaturkritiker und Autor wird heute 80 Jahre alt, ein Jubiläum, an dem man gerne mal zurückblickt: Sie nennen ihn „den ersten Pop-Journalisten“, den „TV-Kronprinzen der deutschen Literaturkritik“, stellen seinen „profunden Unernst“ heraus und gratulieren ihm fleißig. Lassen Sie den Schampus knallen, Herr Karasek!

Und da wir uns gerade in der Sparte „alte, intellektuelle Männer“ befinden, so fällt die Überleitung nicht schwer: Der gefühlt – da die Nachfolge schon ewig lang geklärt ist – seit Jahren scheidende Verleger Michael Krüger hat sein Büro nun endgültig für Jo Lendle geräumt und der leitet nun ab diesem Jahr die Geschicke des Hanser Verlages. Viel Erfolg!

Und in der nächsten Woche: Der ganze biestige Schmäh wurde nämlich für die noch kommenden Wochen aufgespart, in den ersten Tagen stand der noch feiertagslahme Literaturbetrieb unter einer Art Welpenschutz. Seien Sie also gespannt auf dieses Jahr, mit dem rosa Wölkchen pupsen ist es nun vorbei. Literaturbetrieb: it’s on! Häppchen alle, auf Wiederlesen.

Bildnachweis: © Rainer Sturm / pixelio.de

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