Saša Stanišić gewinnt den Preis der Leipziger Buchmesse

Preis der Leipziger Buchmesse   LogoIm Jubiläumsjahr 2014, dem 10. Jahr der Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse, geht der Belletristik-Preis an Saša Stanišić, der 1978 in Višegrad, einer kleinen Stadt im östlichen Bosnien, geboren wurde. In der Kategorie Übersetzung gewinnt Robin Detje, und Helmut Lethen konnte die Jury in der Kategorie Sachbuch überzeugen.

von NADINE HEMGESBERG

Die Sonne scheint hell durch das Glasdach, der Frühling brüllt laut heraus, dass er nun endlich da ist. Hubert Winkels, der diesjährige Juryvorsitzende, nimmt ihn auf, diesen ewigen Topos des Lauten und des Leisen in der Literatur, in der Sprache der Schriftsteller und in ihrer politischen Verantwortung. Laut gehe es zu hier auf der Messe, laut auch zuweilen in den Debatten. In einer nur vermeintlich stimmigen Volte der lauten und leisen Töne, nennt er die Dresdner Rede von Sibylle Lewitscharoff „missglückt“. Aber von all dem soll hier nicht weiter die Rede sein. Vielmehr soll es hier um die preisgekrönten Stimmen gehen, oder wie es Helmut Lethen in seiner Dankesrede mit viel Charme und erfrischendem Humor sagte: „Nun steh’ ich hier als preisgekröntes Ding“. Lethen wurde in der Kategorie Sachbuch ausgezeichnet für die Ergründung des „Dahinter“, das Dahinter in Fotos, das, was nicht sichtbar wird im Akt des Sehens, sondern erst sichtbar gemacht werden muss. Lethen gewinnt mit seinem Essay Der Schatten des Fotografen (Rowohlt) und setzt sich damit gegen Diedrich Diederichsen, Jürgen Kaube, Barbara Vinken und Roger Willemsen durch.

„Ein Dorf aus Sprache“

In der Kategorie Übersetzung wird Robin Detje für seine deutsche Ausgabe des Mammutwerkes Europe Central (Suhrkamp) von William T. Vollmann ausgezeichnet. Er freue sich „wie ein Schneekönig“ und die Jury lobte die „stimmig am amerikanischen Roman entlang“ übersetzte Version Detjes, der die Sprache Vollmanns in „Sätze voller Schönheit“ übersetzt habe.

Den Preis der Leipziger Buchmesse 2014 in der Kategorie Belletristik, bekam nach dem Vorjahressieger David Wagner mit seinem Roman Leben, Saša Stanišić mit seinem Roman Vor dem Fest (Luchterhand Literaturverlag) zuerkannt. Fabian Hischmann mit seinem Roman Am Ende schmeissen wir mit Gold (BerlinVerlag), Per Leo mit Flut und Boden (Klett-Cotta), Martin Mosebach mit Das Blutbuchenfest (Carl Hanser) sowie die hoch gehandelte Katja Petrowskaja mit ihrem Debütroman Vielleicht Esther (Suhrkamp) gingen bei der Preisvergabe leer aus.

Die feuilletonistisch durch Maxim Billers Kommentar zur Gegenwartsliteratur aufgeladene Uckermark, bezeichnete Stanišić neben dem Lektorat und dem Luchterhand als „Teil des Teams“, das zu diesem Roman beigetragen habe. Jurorin Daniela Strigl lobte in ihrer Laudatio den fabelhaften Erzähler Stanišić, der in dem Roman Vor dem Fest „ein Dorf aus Sprache kreiere“. Saša Stanišić, der mit seinem Debütroman Wie der Soldat das Grammofon repariert bereits auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2006 stand und den Kelag-Publikumspreis beim Bachmann-Wettbewerb gewann, ist punktum ein großartiger Erzähler.

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