Leipzig liest

Logo: Leipziger Buchmesse 13.–16.3.2014Seit Donnerstag lädt die Leipziger Buchmesse zu einem Schaulaufen der Bibliophilen: Verleger, Autoren und diejenigen, die es gerne sein würden, feiern das Buch und seine Vielfalt. In verschiedenen Sachgebieten zeigt die Messe neuen Lesestoff vom Comic bis zum Klassiker und ermöglicht bei zahlreichen Lesungen und in einem spannenden Rahmenprogramm die Begegnung zwischen Leser und Autor.

 von LARA THEOBALT

Wer glaubt, er käme bei einer Buchmesse zum Lesen, täuscht sich. Es ist voll und es ist laut. Besucherströme drängen an den Ständen vorbei und Autoren lesen gegen den Lärm an. Trotzdem ist die Atmosphäre entspannt. Die meisten Besucher scheinen ohnehin den Überblick über das Programm verloren zu haben und lassen sich treiben. Hier und dort ein wenig blättern, einige Minuten einer Lesung aufschnappen, vielleicht ins Gespräch kommen an einem der Stände, scheint die allgemeine Taktik für den Messetag. Und dabei gibt es viel zu entdecken.

Alles, was zwischen zwei Buchdeckel passt

Die Möglichkeiten dessen, was sich zwischen zwei Buchdeckel drucken lässt, scheinen schier unbegrenzt. So zeigt die Messe Bücher für Leser jeden Alters und jeden Interessensgebietes. Die Spanne reicht von Belletristik bis Fachbuch und umfasst auch speziellere Bereiche wie Notenbücher, Reiseführer oder Buchkunst. Neben den großen Verlagen sind auch zahllose kleine, spezialisierte Verlage und Dienstleister vertreten. Deren Stände bieten einen spannenden Einblick in die Arbeit rund um das Buch und wecken das Interesse ein persönliches Gespräch zu suchen. An vielen Ständen gibt es Lesungen sowie Autoren und Autorinnen, die mit nicht gerade kleinem Stolz ihre Werke präsentieren. Verschiedene europäische Länder laden ein, einen Blick über den deutschen Buchmarkt hinaus zu wagen. Die Liebe zum Lesen zeigt sich auch bei den ausstellenden Antiquaren und Antiquarinnen. Hier lassen sich seltene und unglaublich teure Ausgaben bestaunen und die eine oder andere Geschichte zu ihrer Herkunft in Erfahrung bringen.

Neben den klassischen Formaten, widmet sich ein großer Teil der Messe auch neuen Publikationsformen wie E-Books und Books-on-Demand. Hier zeigen vor allem junge Verlage, was technisch möglich ist und welche Entwicklungen für den Buchmarkt denkbar wären. Brisante Fragen, die nicht nur auf dem Podium diskutiert werden. Die Welt des Hörbuchs wird insbesondere von verschiedenen Radiosendern präsentiert. Natürlich sind auch Zeitungen, Fernsehen und Radio in ihrer Rolle als Literaturvermittler auf der Buchmesse vertreten.

Zu meinen persönlichen Highlights zählen die vielen jungen Verlage, die oft spannende neue Formen des Buches und bisher unbekannte Autoren vorstellen. Bei ihnen steht eindeutig die Lust am Text und nicht die Verkaufszahl im Vordergrund. Vor allem unabhängige Verleger und Verlegerinnen aus Berlin und Umkreis präsentieren sich. Zwischen den Gesprächen über Bücherlager im eigenen Wohnzimmer und literarischen Nachwuchs vom Poetryslam in der nächsten Eckkneipe wird etwas von dem spürbar, was viele Messebesucher umtreibt: die Neugier am Neuen und Unkonventionellen. Ebenso spannend die Aussteller von Buchkunst, Illustration und Druckgrafik. Hier zeigen auch einige Universitäten, was in ihren Kursen erarbeitet wurde. So werden auf der Leipziger Buchmesse nicht nur in Sachen Publikationsform, sondern auch inhaltlich wie gestalterisch einige neue Töne angeschlagen.

Lesen und feiern

Weiterer Schwerpunkt der Buchmesse war auch in diesem Jahr wieder die Manga und Comic Convention. Der wohl bunteste Besuchermagnet lockt vor allem jugendliches Publikum zu Anime-Kino, Go und Zeichen-Kursen. Unter den Besuchern auch viele Cosplayer, die mit ihren auffälligen Kostümen nicht nur das Bild der Buchmesse prägen, sondern in ganz Leipzig die Blicke auf sich ziehen. Zwischen Free-Hugs und Foto-Shootings zeigen sich auch unter ihnen begeisterte Leser und sorgen für das ein oder andere surreale Bild, wenn etwa Sailor Moon auf eine antiquarische Goethe-Ausgabe trifft.

Neben der Messe bietet das breite Rahmenprogramm noch viel Gelegenheit zum Lesen (insofern man denn die Zeit findet), Zuhören und Feiern. Wem die Lesungen auf der Messe zu etabliert, zu angestaubt sind, der findet sich etwa in einer der studentischen Kellerbars ein. Ateliers füllen sich nun auch mit Literatur und die Straßen mit auffällig vielen Jutebeuteln, deren Aufdrucke auf die ungeheure Belesenheit ihrer Träger hinweisen. Vor allem die Lange Leipziger Lesenacht am vergangenen Donnerstag verwandelte die Innenstadt in ein großes Lesezimmer, dessen Sessel schon mal in einer nächtlichen Buchhandlung oder einem historischen Ort wie der Moritzbastei stehen konnten. Auf der einen oder anderen Party werden dann sogar die Bücher aus der Hand gelegt.

Insgesamt ist es vor allem die Vielfalt des Lesepublikums, das die Leipziger Buchmesse zu einem Erlebnis werden lässt. Es macht einfach Spaß, in Zügen und Straßenbahnen zu fahren, in denen wieder gelesen wird, Augen strahlen zu sehen vor Bücherstapeln, sich zu treffen. Mein Fazit: Es lohnt sich, einen Blick auf die Literaturszene hinter den großen Verlagen und den bekannten Autoren zu wagen und so ganz neue Seiten zu entdecken. Ach ja, und ein Buch mehr für die Rückfahrt einpacken!

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