Auf einen literarisch-kafkaesken Moment, 20. KW

Verifizierter ErfolgGestatten Hemgesberg. Was den Literaturbetrieb in der vergangenen Woche beschäftigte? Die Festnahme des Schriftstellers Jörg Albrecht, der zum Besuch der Buchmesse nach AbuDhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten gereist war. Was war geschehen?

von NADINE HEMGESBERG

Kurz nachdem Jörg Albrecht Fotos von Gebäuden gemacht hatte, unter denen sich scheinbar auch eine Botschaft befand (was ihm nicht bewusst war), wurde er von der Polizei festgenommen.Über Albrechts Inhaftierung berichtet zunächst Joachim Güntner nur am Rande in seinem NZZ Bericht über die Buchmesse in Abu Dhabi. „Leider ist der NZZ-Artikel nur bis zu einem gewissen Grad wahr. Denn ich bin immer noch in Abu Dhabi und darf das Land nicht verlassen“, schreibt Albrecht daraufhin in einem Kommentar am 10. Mai unter einen Artikel von nachtkritik.de. Aus der Haft wurde der Autor zwar entlassen, aus dem Land durfte er allerdings bis zum 13. Mai nicht ausreisen.

In seinem Interview mit Florian Kissler von der ZEIT schildert Albrecht dann am 12. Mai nicht nur das kafkaeske an seiner Situation, sondern auch seine Naivität: „Ich dachte, ich würde einer Art Annäherung der ‚westlichen‘ Welt und der Emirate beiwohnen, und sei es nur auf der Ebene eines Austauschs über Lyrik, über die Wüste, über das Wachsen des Landes hier – das war völlig naiv. Ich dachte, ich könnte mir die Stadt ansehen, die ja eines der Beispiele für die schnell wachsenden Riesenstädte ist.“ SchriftstellerInnen, Theatermacherinnen und Menschen des Kulturbetriebes starten eine Petition auf change.org, die an den Kulturminister der Vereinigten Arabischen Emirate adressiert ist. Ein enormes Medienecho begleitet die Inhaftierung und das Ausreiseverbotdes deutschen Autors in Abu Dhabi, binnen 24 Stunden unterzeichnen über 6000 Menschen die Petition und unterstützen das Anliegen Albrechts, eine sofortige Ausreisegenehmigung zu veranlassen. Dann ging alles ganz schnell, heißt es in einer Pressemeldung der Initiatoren der Petition, Albrecht kann ausreisen.

Wieder in Berlin, berichtet der Autor im PULS Interview von den Wirrnissen in Abu Dhabi, der Spekulation um eine Verwechslungsgeschichte und seinen gemachten Erfahrungen. In der rbb Mediathek ist ein Interview mit Albrecht aufrufbar.

Ende gut, fast alles gut. Auch die Redaktion von literaturundfeuilletonatmet auf und sendet herzliche Grüße nach Berlin. Häppchen alle, auf Wiederlesen in der nächsten Woche, wenn es hoffentlich wieder von Skurrilitäten zu berichten gibt und nicht von solch bangen Momenten.

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