Heute wurde sie bekanntgegeben, die Shortlist des Deutschen Buchpreises: Vier Autoren und zwei Autorinnen haben nun noch die Chance am 6. Oktober für den besten Roman ausgezeichnet zu werden.
von NADINE HEMGESBERG
„Telefonieren? Oder geht’s so? Hätte gerne eine Verbalkakofonie von dir.“: Wenn man diese Nachricht heute um 2min nach 10 erhält, kann man davon ausgehen, dass irgendetwas vorgefallen ist. Vielleicht dass Sibylle Lewitscharoff schon wieder etwas geschrieben oder gesagt hat, was nicht ganz soooo nett ist oder Alice Schwarzer irgendeine neue Kampagne fährt. Nichts dergleichen ist geschehen, „lediglich“ ist die Shortlist des Deutschen Buchpreises bekanntgegeben worden. Auf dieser Liste befinden sich nun noch Thomas Hettche mit Pfaueninsel (Kiepenheuer & Witsch), Angelika Klüssendorf mit April (Kiepenheuer & Witsch), Gertrud Leutenegger mit Panischer Frühling (Suhrkamp), Thomas Melle mit 3000 Euro (Rowohlt.Berlin), Lutz Seiler mit Kruso (Suhrkamp) und Heinrich Steinfest mit Der Allesforscher (Piper). Das herbeigesehnte Kunststück eines doppelten Gewinns bleibt Saša Stanišić und seinem Roman Vor dem Fest (Luchterhand) also verwehrt. Auch der äußerst positiv besprochene Franz Friedrich mit den nicht mehr singenden Meisen von Uusimaa (S.Fischer) ist ebenso wie Marlene Streeruwitz mit ihrem betriebskritischen Roman Nachkommen (S.Fischer) nicht mehr im Rennen. Schmerzlich vermisst werden darf auch Lukas Bärfuss’ Koala (Wallstein), dessen erzählerischen Kniff bisher nur die wenigsten KritikerInnen verstanden zu haben scheinen [Rezension folgt].
Aus 20 mach sechs: Die Auswahl der diesjährigen noch verbleibenden AnwärterInnen begründete die Juryvorsitzende und freie Kritikerin Wiebke Porombka wie folgt: „Wenn Sprache denjenigen gegeben wird, die am Rande unserer und anderer Gesellschaften stehen oder womöglich schon aus ihnen herausgefallen sind, dann wird Literatur zum Weg in eine Freiheit – eine emotionale, eine gedankliche und manchmal sogar in eine ganz konkrete. Die sechs Autorinnen und Autoren der Shortlist 2014 führen uns mit sprachlicher Brillanz ihre Figuren in all ihrer Würde vor Augen, sie erweitern dabei unseren Blick auf das Leben und unsere Gegenwart und justieren ihn neu.“ Da kann man durchaus anderer Meinung sein und ich werde nicht müde zu betonen, dass die Nominierung von Heinrich Steinfest mit dem Allesforscher nun auch für den engeren Kreis der Aspiranten, ein Witz ist.
Am sechsten Oktober wissen wir mehr: Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse wird der Deutsche Buchpreis, der mit 25.000 Euro dotiert ist, im Frankfurter Römer verliehen. Aus dem Kreis der sechs Shortlist-AutorInnen könnte Thomas Hettche mit der Pfaueninsel wohl der große Favorit sein. Ein Underdog wird zumindest nicht mehr gewinnen, weder Debütanten noch kleinere Verlage sind noch auf der Shortlist vertreten.
Am 6. Dezember ist Nikolaus, aber sonst bin ich mit allem einverstanden. 😉
Ja ist denn heut schon Weihnachten? Fehler behoben, ganz kurioses Missgeschick. LG N
Sehr guter Kommentar zum Preisgedöns. Und angesichts mancher Kritiken zum “Koala” bleibe ich fassungslos (beziehungsweise ziehe mich Eukalyptuskauend auf meinen Baum zurück). Ganz doof die Besprechung in der Zeit. Das Buch hat mich gepackt. Bin gespannt auf Eure Besprechung.
Ich habe bisher erst „Nachkommen“ und „Isabel“ von der Longlist gelesen, die vermisse ich beide nicht. 😉
Habe mich tatsächlich durch alle 20 Bücher gelesen, um mir noch vor Bekanntgabe “meine eigene Shortlist” zu erstellen. Die sähe tatsächlich deutlich anders aus. Mir fehlen Koala, Sieben Sprünge über den Rand der Welt, Kastelau, Kleine Kassa, Unternehmer und Zwei Herren am Strand. Aber es waren insgesamt sehr viele gute Bücher, und schließlich kann’s nur einer werden