Peterchen meets Darth Vader

Peters Reise zum Mond im KJT Dortmund   Foto: Birgit HupfeldWas passiert, wenn in einem Weihnachtsmärchen zwei beliebte Filme über Raumfahrt aufeinandertreffen? Andreas Gruhn wagt einen interessanten, aber nicht ganz gelungenen Versuch: Peters Reise zum Mond wird zu einer Korrelation zwischen dem Filmklassiker Star Wars und Gerdt von Bassewitz’ Peterchens Mondfahrt.

von NINA STEINERT und ANNIKA MEYER

In einer Vollmondnacht liegen die Geschwister Peter (Steffen Happel) und Anna (Désirée von Delft) wach in ihren Betten. Da trifft es sich gut, dass der Maikäfer Sumsemann (Andreas Ksienzyk) auf der Suche nach zwei mutigen Kindern ist, die ihm helfen, sein sechstes Beinchen vom Mondmann zurückzuholen. Schnell wird ihnen musikalisch und tänzerisch das Fliegen erklärt, und schon kann die Reise beginnen.

Angekommen auf der Raumstation α 5180, unterstützt sie Commander Allister (Rainer Kleinespel) auf ihrer Reise zur Nachtfee (Bianka Lammert). Sie gab einst ihr Versprechen, dem Maikäfer bei der Wiederbeschaffung seines fehlenden Beinchens behilflich zu sein, und dies nicht ganz uneigennützig: Der Mondmann (Götz Vogel von Vogelstein) terrorisiert seit geraumer Zeit die interstellaren Reiserouten und ist somit zum galaktischen Superschurken geworden. Die Kämpfer der Weltraumallianz schaffen es nicht, den Mondmann zu besiegen – erst Peters und Annas Mut bringt ihn zur Einsicht. Der Frieden im All ist gerettet, und auch Sumsemann erhält vom einstigen Widersacher sein Beinchen zurück.

Peters Reise zum Mond im KJT Dortmund   Foto: Birgit HupfeldUnausgeschöpftes Potenzial

Die Modernisierung des Bassewitz’schen Märchens ist gelungen, doch langatmige Textpassagen und Umbaupausen nehmen dem Stück die Dynamik. Daran kann auch die musikalische Untermalung (Musik: Michael Kessler) nichts ändern, die in der Kampfszene mit Laserschwertern als Fahrstuhlmusik anmutendes Klaviergeklimper geradezu kontraproduktiv wirkt. Auch Ohrwurmpotenzial ist nicht gegeben, obwohl die Lieder durchaus stimmig sind. Zwar unterstützt die phantasievolle Bühnengestaltung (Bühne und Kostüme: Oliver Kostecka) in Form von Folien und Videoeinspielungen (Video: Peter Kirschke) die Atmosphäre und zieht das Publikum mit ins Weltall, doch auch hier werden nicht die vollen Möglichkeiten ausgenutzt. Die Drehbühne kommt nur an einer Stelle zum Einsatz, hätte jedoch dem Gesamtstück mehr Schwung bringen können.

Auch den Figuren fehlt es an Ausgestaltung. Während Peter die einzig nachvollziehbare Entwicklung vom verängstigten Jungen zum mutigen Helden durchläuft, schwankt Sumsemann zwischen anfangs euphorischem Tatendrang und feiger Untätigkeit hin und her, ohne dass diese Veränderungen erklärt werden. Das Weltraumkommitee zeichnet sich genauso durch starken Handlungswillen aus, bleibt jedoch stets typenhaft mit seinen Frisuren und Kostümen, die unter anderem Prinzessin Amidala und Leia nachempfunden sind, statt wirkliche Persönlichkeiten zu verkörpern. Und obwohl der Mondmann am Ende mit seiner Darth Vader Maske auch sein Schurkendasein ablegt und somit seine menschliche Seite offenbart, ist der Wandel zu platt und kommt zu plötzlich.

Sterne und LED

Ebenso abrupt ist auch das Ende. Statt den Protagonisten Peter, Anna und Sumsemann die letzten Worte zu gewähren, schließt das Weltraumkomitee die Handlung mit der Hoffnung, dass ihre drei irdischen Helden sicher auf ihrem Heimatplaneten ankommen werden. Im schnell einsetzenden Premierenapplaus sind noch einmal alle Figuren auf der Bühne vereint und singen – akustisch leider unverständlich – über den Sternenhimmel. Ihre Choreographie mit LED-Lämpchen ist zwar durchaus nett anzuschauen – der große Wagen am Ende ist ein pfiffiger Hingucker –, verwirrt jedoch eher, als dass sie einen runden Abschluss zum Stück bietet. Und so haben wir den Abend zwar unter vergnügten, aber nicht euphorischen Kindern verbracht, denen die Moral des Stückes sicher ans Herz gelegt wurde: dass auch die Schwachen mutig sein können und auch der größte Wertraumganove einst ein nur kleines gehänseltes Mondgesicht war.

Nächste Vorstellungen:
Sonntag, 30. November 2014
Montag, 01. Dezember 2014
Dienstag, 02. Dezember 2014
Informationen zum Stück

 

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