Zum elften Mal wurde der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen in den drei Kategorien „Belletristik“, „Sachbuch“ und „Übersetzung“. Nach Saša Stanišić, der mit seinem Roman Vor dem Fest im vergangenen Jahr gewann, wurde nun Jan Wagner für seine Regentonnenvariationen mit dem Preis in der Kategorie „Belletristik“ ausgezeichnet.
von NADINE HEMGESBERG
Zum ersten Mal in der Geschichte des Preises der Leipziger Buchmesse wurde in diesem Jahr ein Lyrikband mit dem Preis in der Kategorie „Belletristik“ ausgezeichnet. Das ist ein Novum, das ist gut – das wird mit Sicherheit nicht kritisch unkommentiert bleiben.
Und mit dieser Auszeichnung wird nicht nur Jan Wagner und seinen Regentonnenvariationen (Hanser Verlag) Ruhm zuteil, sondern dem ganzen „Marktsegment“ Lyrik, das zu großen Teilen in Auflagen von maximal 500 Exemplaren verlegt wird und eher bei einem Liebhaberpublikum Zugang findet. „Ich war schon überrascht, als ich von der Nominierung erfuhr. Ich bin sprachlos“, sagt Jan Wagner bei der Verleihung. Und er sei froh, dass ein Licht auf die vielfältige deutschsprachige Lyrik geworfen werde. Von der Jury heißt es: „Ein Gedichtband, in dem die Regentonne zur Wundertüte wird, der Giersch zur Gischt, Unkraut und unreiner Reim ihren Charme entfalten und die Lust am Spiel mit der Sprache vor den strengen Formen nicht Halt macht: Lyrik voller Geistesgegenwart.“
Mirjam Pressler erhält für ihre Übersetzung von Amos Oz’ Judas (Suhrkamp Verlag) den Preis in der Kategorie „Übersetzung“. Amos Oz, ebenfalls bei der Verleihung anwesend, hat lobende Worte für seine Übersetzerin ins Deutsche. Die Übersetzung eines Werkes in eine andere Sprache sei, wie ein Violinenkonzert auf dem Piano spielen zu wollen, meint Amos Oz. „Eingebettet in eine ungewöhnliche Dreiecksgeschichte im Jerusalem des Winters 1959/60, erzählt Amos Oz von den bewegten Jahren der Staatsgründung Israels. Mit kunstvoller Zurückhaltung trifft Mirjam Pressler den Ton dieses großen Erzählers und macht seine schroffe Wärme auch auf Deutsch spürbar”, so die diesjährige Jury. Mirjam Pressler sei diese Übersetzung aufs Beste gelungen – „Ein Buch der Stunde“.
In der Kategorie „Sachbuch“ wird Philipp Ther für sein Buch Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent (Suhrkamp Verlag) ausgezeichnet. Von der Jury heißt es: „Ein Geschichtsbuch, das, 25 Jahre nach dem Mauerfall, von der Gegenwart handelt. Reportagen, Analysen und Wirtschaftsdaten fügen sich zu einem Text über den postsowjetischen Raum, den lesen sollte, wer die jüngsten Konflikte in Europa verstehen will.“
Die Messe ist mit dieser Überraschung aber bei Weitem noch nicht gelesen: Bis zum Sonntag, den 15. März 2015, steht Leipzig mit tausenden Lesungen, Preisverleihungen und Events noch im Zeichen der Literatur und des gedruckten Wortes.