Ela Angerers semi-autobiografischer Roman Bis ich 21 war ist ein frostiges Leseerlebnis, das einen über eine grotesk wohlstandsverwahrloste Jugend im Österreich der 1960er und 70er schaudern lässt.
von LINA BRÜNIG
Die analytische, klare Sprache setzt den strukturierten Blick der Fotografin literarisch gekonnt um. Die namenlose Ich-Erzählerin hat die wirrsten Erlebnisse, doch durch die erzählerische Retrospektive wirkt alles kontrolliert, geordnet und kühl – zu kühl.
Das Problem des Textes ist vielleicht, dass eine erlebnisreiche Jugend nicht automatisch eine interessante Geschichte für einen Roman hergibt. Natürlich ist es ein Kunstgriff, dass die Erzählerin ihre Erfahrungen mitunter so maschinell und präzise widergibt wie eine Kamera – aber das verleiht dem Ganzen einen sterilen Grundton und kann die erzählerische Leere nicht verbergen. Doch womöglich ist das auch volle Absicht. So bemerkt die Erzählerin beim Betrachten ihrer Jugendfotos selbst: „In keiner Einstellung wird auf ein Ereignis oder eine Zusammenkunft verwiesen, an die man sich später erinnern könnte. Stattdessen der Versuch, die Leere festzuhalten.“ Das gelingt Angerer durchaus – allerdings bleiben die „Fragen, denen wir nicht ausweichen können“ (Klappentext), aus. Stattdessen bekommt man eine brillant beobachtete, aber stets auf Distanz bleibende, generische Geschichte eines armen, reichen Mädchens.
Das beweißt wohl, dass eine interessante Geschichte nicht ausreicht, wenn sie nicht auch interessant erzählt wird. Mir persönlich ist ein schöner Stil immer sehr wichtig, daher werde ich dieses Buch wohl nicht lesen.
LG, Katarina 🙂