Wieder mal Tschechow, wieder mal Zentral-Abi

COVER Spielzeit 2015,16 BochumKein Motto fasst die vor uns liegende Spielzeit 2015/16 am Schauspielhaus Bochum zusammen, stattdessen wurde bei der Spielzeitpräsentation viel auf vergangene (Miss-)Erfolge und sich sehen lassende Zahlen eingegangen. Und so setzt das Team um Intendant Anselm Weber wie schon in den letzten Jahren auf ein Potpourri aus dem Haus treuen, internationalen und aufstrebenden RegisseurInnen, planbaren Kassenschlagern, Klassikern und einigen wenigen Uraufführungen.

von ANNIKA MEYER
Nun gut, eine kleine Leitidee steckt schon hinter dem Spielplan der nächsten Saison. Der ab der nächsten Spielzeit alleinige geschäftsführende Dramaturg Olaf Kröck betonte, dass sich viele der geplanten Inszenierungen mit der Frage beschäftigen, wie das Zusammenleben verschiedener Generationen funktioniert – was es an Hürden zu meistern gibt, welche Bereicherung es bedeuten kann, aber auch, wie man generell zu dem wird, der man ist. In diesem Sinne ist die bevorstehende Premiere von Leas Hochzeit (Regie: Eric de Vroedt) am 16. Mai schon eine Vorausschau auf noch Kommendes.

Wie schon diese Saison, wird ein Stück Tschechows den Auftakt am Schauspielhaus machen: Der Kirschgarten (Premiere: 05. September). Zu hoffen ist, dass der ungarische Regisseur und Tschechow-Experte Tamás Ascher mehr aus dem Stoff um vergangene und verratene Ideale macht, als es Stephan Kimmig vergangenen Herbst mit Onkel Wanja und der Thematisierung der Langeweile tat. Mit Joseph Roths Hiob (Premiere: 6. September) haben wir nach Schillers Kabale und Liebe erneut ein Stück im Spielplan, das im Zentral-Abitur relevant ist und sicherlich für volle Kammerspiele sorgen wird. Jana Schulz, Dauergast und Preisträgerin des Bochumer Theaterpreises 2014, wird hier das erste Mal mit Regisseurin Lisa Nielebock zusammenarbeiten, die u. a. durch ihre Amphitryon-Inszenierung noch in guter Erinnerung ist.

Verquere Artussage und getötete Wesen

Mit dem Musical Monty Python’s Spamalot startet am 11. September das zweite Bochumer Premierenwochenende. Christian Brey, der diese Spielzeit schon mit Kästners Drei Männer im Schnee ausverkaufte Vorstellungen garantierte, nimmt sich einer orchestral begleiteten Adaption von Monty Pythons Die Ritter der Kokosnuss an. Die erste Uraufführung 2015/16 folgt am 12. September mit Robert Schusters Inszenierung von Das Fleischwerk, eine „moderne Tragödie über die zynischen Mechanismen eines Schlachtbetriebs“. Autor Christoph Nußbaumeder ist dem Bochumer Publikum noch durch seine Werke Eisenstein und Mutter Kramers Fahrt zur Gnade bekannt.

Klassiker wie Schillers Don Karlos (Premiere: 07. November, Regie: Jan Neumann) und Kleists Der zerbrochne Krug (Premiere: 05. Dezember, Regie: Anselm Weber) mit „Wiederholungstäter“ Dietmar Bär als Dorfrichter Adam folgen. Henner Kallmeyer, der den Bochumer Schauspielhausbesuchern vor allem durch seine Weihnachtsmärchen, aber auch durch Im Westen nichts Neues in Kooperation mit der Folkwang Universität ein Begriff sein sollte, bringt am 29. November Der kleine Ritter Trenk für die kleinen Theatergänger auf die große Bühne.

Auf der Suche nach…

Die angekündigten Fragen um Identität und Familie werden besonders 2016 thematisiert. Alan Ayckbourns zynische Komödie Familiengeschäfte (Premiere: 30. Januar) wird von Marius von Mayenburg in Szene gesetzt, Alexander Riemenschneider inszeniert Florian Zellers Vater (Premiere: 13. Februar) und thematisiert das Verhältnis eines dementen Vaters zu Tochter und Schwiegersohn. Daneben bringt Ensemblemitglied Marco Massafra Carlo Goldonis Der Impresario aus Smyrna (Premiere: 12. Februar) auf die Bühne des Theater Unten.

Eric de Vroedt präsentiert am 02. April Reto Fingers Bearbeitung von Max Frischs Stiller, dem verzweifelt nach seiner Identität Suchenden, „Polit-Regisseur“ Hermann Schmidt-Rahmer sucht ab dem 09. April in seiner „Invasion“ Krieg der Welten nach außerirdischem Leben und die Figur Hendrik Höfgen sucht in Klaus Manns Mephisto (Premiere: 13. Mai 2016) eine Möglichkeit, trotz der politischen Vorgänge im Dritten Reich Theater zu spielen – inszeniert von Daniela Löffner, die trotz durchwachsener Kritik an ihrem Bochumer Debüt Hexenjagd wieder das Schauspielhaus Bochum beehrt.

Wir feiern Theater

Weitere Premieren und Uraufführungen erwarten uns an der Königsallee; einzigartig ist wohl das Projekt c/o Brunnenplatz, bei dem das kainkollektiv im Juni 2016 den Brunnenplatz der Bochumer Hustadt bespielen lässt. Es soll gezeigt werden, dass es gelingen kann, mit 49 Nationen zusammenzuleben – die Hustadt sei kein Brennpunkt, sondern ein multikultureller Ort für Menschen aller Altersgruppen.

Doch auch noch diese Saison kann das Theaterleben gefeiert werden – u. a. am 07. Juni mit dem „Tag im Park“. Zusammen mit dem Kunstmuseum Bochum und den Bochumer Symphonikern lädt das Schauspielhaus Bochum in den Stadtpark ein, um Kunst, Tanz und Theater zu frönen, bevor es schon am 29. Juni in die Sommerpause geht. Und am 30. August heißt es dann wieder „Vorhang auf!“, wenn das Schauspielhaus zum Spielzeiteröffnungsfest ruft.

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