„Astronauten“ oder Ein Scheitern in drei Zitaten

Sandra Gugic - Astronauten   Cover: C.H. BeckEs gibt Romane, die kommen gefühlt zehn Jahre zu spät. Sandra Gugics Debüt Astronauten ist einer dieser Romane. Ihre Figuren: In einem Perspektivenroman umhertreidelnde Astronauten in der bösen Überwachungsmatrix namens Leben und mit dem inszenierten Ich in mannigfaltigen (medialen) Ausprägungen Hadernde. Gähn.

von NADINE HEMGESBERG

Darko, Zeno, Alen, Mara, Niko und Alex sind irgendwie alle mehr oder minder – und das trotz Verwandtschaftsbeziehungen – lose miteinander verbandelt: Kumpels, Vater und Sohn, Geliebte, Bulle und Drogenfreak. Es geht um Freundschaft, Liebe, Geld und Sucht.

Scheitern in drei Zitaten:

„Zeno sitzt vor dem Computer und klickt die Stellenanzeigen weg, sucht nach Partyfotos vom letzten Wochenende, wichtig ist, ob der Club-Fotograf uns auch wirklich, wie versprochen, ins Netz gestellt hat, mit wem wir abgelichtet worden sind, ob wir auf den Bildern nach Spaß aussehen, ob wir noch da, noch vorhanden sind.“

„Die flirrenden Lichter und Stroboskope, Mara und ich oben auf der Treppe, vor uns die beleuchteten Schemen der anderen, ein Menschenteppich, und wir mittendrin, die Band vorne war das Bild im Bild im Bild unzähliger Kameras und Displays, die hochgehalten wurden, um festzuhalten, den Moment festhalten, irgendetwas festhalten, jetzt.“

„ …vielleicht gibts unendliche Möglichkeiten von hier und jetzt in verschiedenen Parallelwelten auf verschiedenen Splitscreens, aber wer sitzt hinter den Screens und sieht sich das alles an, wer drückt die Knöpfchen …“

All das Parallelweltgeschwurbel und Spiel mit den Realitäten – bin ich jetzt oder träume ich gar? – macht Astronauten zu einem nervenden Egalroman. Auch wenn Sandra Gugic vermag, jedem Einzelnen ihres Astronautenensembles einen ganz eigenen Sound in den Mund zu legen.

Sandra Gugic: Astronauten
C.H. Beck, 199 Seiten
Preis: 18,95 Euro
ISBN: 978-3-406-67370-2

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