Use Möre Gas auf Trommelfell-Zerstörungs-Mission im Pitcher

Use Möre Gas_Foto: Norbert GuzyInspiriert von Chrome Divisions Trouble With The Law, haben sich im September 2010 vier Jungs zusammengeschlossen und die Band Use Möre Gas gegründet. Der Name ist ein „Fettes Statement“ an die Konsumgesellschaft, und musikalisch könnte man sie als eine wiedergeborene Fusion aus Motörhead und Guns n’ Roses beschreiben, bereit, in Sachen Lautstärke ihre Vorbilder zu übertreffen. Sie beschreiben ihre Musik selbst als puren Rock’n’Roll und quetschen sich ungern in irgendwelche Subgenres, außer das des „Highway-Rock“, der perfekten Musik zum Autofahren.

von KAMILA DOBNER

Das neue Album Stay Hungry ist endlich fertig und muss gebührend gefeiert werden. Wo sonst, wenn nicht in der Heimatstadt der vier Jungs, in einer typischen Düsseldorfer Rock-Kneipe. Das Pitcher – Rock’n’Roll Headquarter Düsseldorf besticht mit seiner lockeren Atmosphäre und kalten Getränken. Vor dem Laden stehen in schwarz gekleidete Männer mit Kutten: Rocker wie aus dem Bilderbuch. Sie rauchen eine Zigarette nach der nächsten, während sie sich ungezwungen mit den Bandmitgliedern unterhalten. Jeder scheint jeden zu kennen, es hat etwas von einem Klassentreffen. Die Vorband Daily Thompson hat den Laden schon gut aufgeheizt und die vier Jungs von Use Möre Gas gehen langsam und geschlossen rein und bereiten sich vor.

Das Publikum folgt brav dem Beispiel der Hauptakteure des Abends und strömt ebenfalls in die Kneipe. Typisch rote Wände, mit Liebe eingerahmte Musik-Plakate, diverse Gitarren hängen an den Wänden, samt der Unterschriften schon bekannter Düsseldorfer Bands, wie den Toten Hosen und den Broilers. Ein bezauberndes Schild an der Theke “NO Onkelz, NO Freiwild, NO BULLSHIT” und diverse Fortuna 95 Logos zeigen den Besuchern deutlich, wo es hier langgeht. Hier regieren Rock’n’Roll, Alkohol und Spaß.

Von Schweiß, Eskalation und Trommelfell-Schäden

Use Möre Gas, bestehend aus Frontmann und Gitarrist Dan, Gitarrist Costa, Bassist Nik und Schlagzeuger Dom, betreten die Bühne und spielen ein emotional geladenes Intro ein. Es ist, als werde man auf eine eineinhalb Minuten währende Reise durch die Berglandschaft Skandinaviens geschickt. Kurz darauf folgt das laute Erwachen, das dem Motto der Band „If it ain’t loud, it ain’t right“ vollkommen gerecht wird. Der vor dem Konzert noch „müde und gesättigte“ Dom ist wie ausgewechselt. Frontsau Dan ermutigt das Publikum mit einem „Hands In The Air Motherfuckers“ zur Eskalation und wird dabei von Costas Gitarrensolo unterstützt, das stimmig zum Feiern anregt.

Die Lautstärke steigt mit jedem Lied, und spätestens beim vierten Song und jenseits der 100 Dezibelgrenze bereut jeder Verweigerer von Gehörschutz die eiserne Haltung. Dem Bandmotto treu, ist selbst die Technik mit der Lautstärke überfordert, und so haben sie mit starken Rückkopplungen zu kämpfen. Spätestens im dritten Track sind diese aber, gleich einem bockenden Pferd, gebändigt. Mit druckvoller Soundkulisse auf Düsenjetstärke geht es weiter durch den Abend.

Das kleine, aber äußerst enthusiastische Publikum, zum größten Teil bestehend aus alten Bekannten, Freunden, den regelmäßigen Pitcher-Besuchern, aber nur wenigen Frauen, headbangt zum Takt, während die ersten Mädels direkt an der Bühne Fotos von sich und der Band im Hintergrund schießen.

Dan animiert das Publikum mit irren Blicken und starker Gestik zwischen den Riffs, die einem „Sinner“ gerecht werden, auch wenn man den Text der Lieder nicht explizit verstehen kann. Die Stimmung wird im Laufe des Konzerts immer heißer, und es scheint, als schwebe der Geruch von Benzin tatsächlich in der Luft. Der schwunghafte Verkauf allerlei Alkoholika über die Theke des Home of Rock’n’Roll unterstützt diesen Eindruck zusätzlich.

Costa und Dan sind ein unzertrennliches Duo, das hier und da um die Aufmerksamkeit und die Lacher im Publikum kämpft. Die Jungs lassen ihre Gitarren mit Choreografien à la ZZ Top tanzen und Costa geleitet sein Solo durch die Menge, um wahre Publikumsnähe an den Tag zu legen.

Insgesamt überzeugen Use Möre Gas durch ein natürliches Zusammenspiel der Bandmitglieder sowohl musikalisch als auch auf persönlicher Ebene. Sie bleiben durchgehend ihrem Stil treu. Das ist wahrer Oldschool-Rock’n’Roll, der mit modernen Soli eine Brücke zwischen Alt und Jung schafft. Am Ende bleibt nur noch eine Frage offen, und diese wird rasch mit einem „Drei zu Eins für Fortuna“ beantwortet.

Use Möre Gas: Stay Hungry (2017)
Label: Bionic Records
Weitere Konzerttermine:    13.10.2017 – Freak Show, Essen, 21.10.2017 – Esslingen Frisst Staub V, Esslingen, 22.12.2017 – AK 47, Düsseldorf, 13.01.2018 – Sternhagel Bar, Köln

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