Camus wohl bekanntestes Werk La Peste residiert derzeit auf Platz 25 der meistverkauften Bücher in Frankreich. Die Verbindung zu dem Ausbruch des Corona-Virus liegt nahe. Weitere Möglichkeiten, statt Klopapier lieber Bücher zu hamstern – selbstverständlich über den Versanddienst der lokalen Buchhandlung –, stellen wir Ihnen in dem ersten Beitrag unserer dreiteiligen Reihe im Folgenden vor.
von ALINA WOLSKI
Die Pest – Albert Camus

Albert Camus: Die Pest, Rowohlt
„Il n’y a rien de plus ignoble que la maladie.“ – „Es gibt nichts Schändlicheres als die Krankheit,“ soll sich Camus geäußert haben. Diese Einstellung zieht sich wie ein roter Faden durch seinen Roman Die Pest. Darin lässt der Autor den Verlauf einer Pestepidemie in Oran, einer Stadt an der algerischen Küste von dem Protagonisten, Rieux, schildern. Rieux selbst ist Arzt und versucht, sich dem hoffnungslosen Unterfangen zu stellen, gegen das massenhafte Sterben anzukämpfen. Die Deutungsmöglichkeiten der Pest im Roman sind vielfältig: die Taten während des nationalsozialistischen Unrechtregimes, das Schlechte im Menschen, die Unausweichlichkeit des Todes… Gerade aufgrund dieser Vielfältigkeit ist Die Pest auch – und vielleicht besonders – in diesen Tagen eine Lektüre wert.
Albert Camus: Die Pest
Rowohlt, 349 Seiten
Preis: 12,00 Euro
ISBN: 978-3499225000
Corpus Delicti: Ein Prozess – Juli Zeh

Juli Zeh: Corpus Delicti: Ein Prozess, btb
In Juli Zehs Dystopie ist die Gesundheitsdiktatur ausgebrochen. Die Gesundheit der Bevölkerung ist zum höchsten Staatsziel erkoren worden. Um dies zu gewährleisten, überwacht der gläserne Staat die Einhaltung der Hygiene-, Sport-, Ernährungs- und Schlafvorgaben. Zum Wohle der Gesellschaft versteht sich. In diesem Ambiente entfaltet sich ein Justizskandal, der eng mit der Kritik am DNA-Verfahren verwoben ist. Zuvor wurde Corpus Delicti häufig als Kritik am Schönheitswahn, der beispielsweise in den Sozialen Medien beobachtet werden kann, gelesen. Besonders der Hintergrund der aktuellen Pandemie eröffnet neue Perspektiven auf Juli Zehs hinterfragenden Roman.
Juli Zeh: Corpus Delicti: Ein Prozess
Btb, 272 Seiten
Preis: 11,00 Euro
ISBN: 978-3442740666
Tod in Venedig – Thomas Mann

Thomas Mann: Tod in Venedig, Fischer
Verwesung, Ekel und der Tod schwingen in Thomas Manns Novelle Tod in Venedig beständig mit. Vor dieser morbiden Kulisse entfalten sich Schönheit, Kunst und Dekadenz. Der deutsche Schriftsteller Gustav von Aschenbach verbringt große Teile seines Aufenthalts in Venedig damit, einen jungen Hotelgast zu beobachten und sich immer weiter in das etwa vierzehnjährige Kind zu verlieben. Zugleich erreicht eine Cholera-Epidemie die Stadt. Aschenbach ist hin- und hergerissen: Zurück nach Deutschland reisen, wo er vor der Krankheit sicher ist oder bei seiner unerwiderten Liebe in Venedig bleiben?
Thomas Mann: Der Tod in Venedig. In der Fassung der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe (Fischer Taschenbibliothek)
Fischer: 144 Seiten
Preis: 11,00 Euro
ISBN: 978-3596512782
Das nächste Mal folgt Teil zwei der Reihe: Freiwillige Isolation.
Hier geht es zu Teil drei der Reihe: Erzwungene Isolation.
Darüber hinaus möchten wir auf die Reihe Lesen in der Corona-Krise des Blogs literaturkritik.de hinweisen.