Kinderbuchautor und Satiriker

Erich Kästner (1899–1974) um 1930; Foto: Grete Kolliner

Erich Kästner, dessen Todestag sich heute zum 48. Mal jährt, ist wohl so gut wie jedem aus der Kindheit bekannt – ob Emil und die Detektive oder Das fliegende Klassenzimmer sowie die 2002 erschienene Verfilmung, die jedes Jahr zu Weihnachten gezeigt wird. Kästner hat aber nicht nur Kinderbücher geschrieben. Auch seine Romane und seine Lyrik sind thematisch immer noch aktuell.

von CELINA FARKEN

Emil Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren. Die ersten Gedichte veröffentlichte er in der Schülerzeitung seines Gymnasiums. Er erhielt das goldene Stipendium der Stadt Dresden und studierte dann Geisteswissenschaften in Leipzig, später auch in Rostock und Berlin. Nach dem Studium arbeitete er für die Neue Leipziger Zeitung als Redakteur im Feuilleton. Nach seiner Entlassung zog er nach Berlin und arbeitete dort für unterschiedliche Zeitungen. Ab 1929 erschienen dann auch seine Romane unter anderem Emil und die Detektive. Kästner setzt sich in seinen Romanen wie Fabian (später unzensiert vom Atrium Verlag unter dem Titel Der Gang vor die Hunde erneut herausgegeben), aber auch in seinen Gedichten kritisch mit Politik und Gesellschaft auseinander. Während des Zweiten Weltkriegs blieb er in Deutschland.

Erziehungsratgeber für Erwachsene

Kästner schrieb Kinderbücher, die auch heute noch als Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen werden – oder von Fans gesammelt. Dabei handelt es sich keineswegs um Bücher, die mit dem Gute-Nacht-Kuss aus den Köpfen verschwinden. Nicht nur bei Kindern, sondern auch bei den Erwachsenen. Sie belehren anders als andere Geschichten nicht vorrangig die Kinder, sie belehren auch und vor allem Erwachsene. Sie dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern sind ein Appell. Ein Appell, Kind zu bleiben und gleichzeitig ein Appell an die Vernunft. Kästners Kinderbücher wie Das fliegende Klassenzimmer und Emil und die Detektive sind nicht nur für Kinder etwas, auch als Erwachsener kann man an ihnen Freude finden, denn für Kästner gilt: „Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.“

„Kann man Bücher verbrennen?“

Kästner blieb trotz des Schreibverbots zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Als die Nationalsozialisten in der Nacht des 10. Mai 1933 Bücher verbrennen ließen, die „dem Staatsstreich gegen Freiheit, Toleranz und Intelligenz im Weg standen“, wohnte Kästner selbst dieser Schandtat bei und sah zu, wie seine eigenen Bücher verbrannt wurden. Zum Jubiläum der Missetat im Jahr 1947 stellt er die Frage, ob man Bücher überhaupt verbrennen könne. Nachdem er beschreibt, wie die eigentlichen Intellektuellen, die Studenten, selbst die Bücher in das Feuer werfen und damit für das Ende der Meinungsfreiheit mitverantwortlich sind, kommt er zu dem Schluss, dass man Bücher nicht verbrennen könne. Denn einige der Studenten, die die Tat eigentlich ausführen sollten, retteten heimlich ein paar der Werke und lasen sie zu Hause. Das „mag ein Zeichen dafür sein, wie schwer es ist, Bücher wirklich zu verbrennen“. Kästner reflektiert, man wusste erst später, dass man zwar mit solchen Methoden ein Volk vernichten könne, aber kein Buch. Bücher kann man nicht verbrennen. Solange ihr Inhalt von Bedeutung ist, bleiben sie im Geiste der Lesenden erhalten, genauso wie Kästners Bücher es auch heute noch tun. Kästner beschäftigt sich mit Themen wie Politik und Erziehung, die in jeder Literatur- und Zeitepoche von Bedeutung sind, und trägt mit seiner Literatur heute noch zu ihrem Diskurs bei.

An dieser Stelle möchten wir gern auf unsere Artikelreihe Bücherverbrennung hinweisen.

Meine Empfehlungen:

Erich Kästner: Der Gang vor die Hunde

Atrium Verlag, 320 Seiten

Preis: 12,00 Euro

ISBN: 978-3038820017

Erich Kästner: Das fliegende Klassenzimmer

Atrium Verlag, 176 Seiten

Preis: 14,00 Euro

ISBN: 978-3855356072

Erich Kästner: Über das Verbrennen von Büchern

Atrium Verlag, 56 Seiten

Preis: 10,00 Euro

ISBN: 978-3855353897

Erich Kästner: Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke: Gedichte für den Hausbedarf der Leser

Atrium Verlag, 208 Seiten

Preis: 12,00 Euro

ISBN: 978-3038820130

Kommentar verfassen