Türchen 4: Es klappert die Mühle …

Hinter unserem heutigen Türchen verbirgt sich die märchenhafte Krabat-Erzählung als Ballett adaptiert.

Als Demis Volpi im Jahr 2011 Krabat von Otfried Preußler entdeckt, ist für ihn klar: Das ist der Stoff für sein erstes abendfüllendes Handlungsballett. So hat Volpi im Jahr 2013 am Stuttgarter Ballett einen Publikumsliebling geschaffen, der nun, da er Ballettdirektor und Chefchoreograf des Balletts am Rhein ist, auch in Düsseldorf aufgeführt wird.

von ALINA BRAUCKS

Otfried Preußlers mittlerweile in 31 Sprachen übersetzter Roman, der auf einer sorbischen Sage basiert, erzählt die Geschichte des Waisenjungen Krabat. Als dieser zum ersten Mal die Mühle im Koselbruch betritt, ahnt er noch nicht, welche dunklen Geheimnisse der Müllermeister hütet. Die zwölf Lehrlinge, Krabat unter ihnen, die dort in der Mühle Tag für Tag arbeiten, werden nämlich nicht nur im Handwerk, sondern auch in der Kunst der schwarzen Magie ausgebildet. Krabat findet hier schnell Freunde, doch etwas stimmt nicht: Jahr um Jahr stirbt einer der Jungen auf unerklärliche Art und Weise. Der Machterhalt des Müllermeisters fordert seinen Tribut …
Ein „Schwanensee für männliche Opfer“ schreibt das Ballettjournal, wenn auf der Bühne der Oper am Rhein männliche Tänzer in schwarzen Krähengewändern im Bann eines bösen Zaubers gehalten werden und nur die Liebe sie erlösen kann. Mit einem opulenten Bühnenbild und beeindruckenden Kostümen von Katharina Schlipf gelingt es Volpis Krabat, direkt Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und auch die Choreografie schafft Atmosphäre: Während die „dunklen“ Erzählstränge der Geschichte mit einem eher zeitgenössischen Tanzstil und einer Dekonstruktion klassischer Ballettfiguren verdeutlicht werden, werden die „hellen“ und „leichten“ Partien mit schwebenden und klaren, klassischen Ballettfiguren choreografiert. Ebenso atomsphärisch ist Volpis Musikauswahl: Ein rhythmisches Klappern und Dröhnen schafft die bedrohliche Klangkulisse der Mühle, die zudem untermalt wird mit Musik von Peteris Vasks, Krzysztof Penderecki und Philip Glass. Ein Tanzabend für Groß und Klein, bei dem Augen und Ohren auf ihre Kosten kommen sollen.
Wer sich zur Weihnachtszeit mal nicht klassisch mit dem Nussknacker (im Dezember ebenfalls von Volpi im Theater Duisburg zu sehen) begnügen möchte, für den ist Krabat eine gute Alternative. Oder eignen sich die Tickets auch als Last-Minute-Weihnachtsgeschenk? Allzulange sollte man mit dem Kauf der Karten allerdings nicht warten. Krabat ist beim treuen Ballett-am-Rhein-Publikum sehr beliebt und Demis Volpi hat bereits seinen Wechsel zum Hamburgerballett im Sommer 2024 angekündigt. Dort tritt er am 1. August 2024 die Nachfolge von John Neumeier (der das Hamburger Ballett seit 1973 leitet!) als Intendant des Hamburger Balletts an. Das ist zwar noch etwas hin, aber das nächste Mal wird Krabat dann wohl in Hamburg zu sehen sein.

Krabat

UA: 22. März 2013 Opernhaus Stuttgart
Choreografie: Demis Volpi
Musik: Pēteris Vasks, Philip Glass, Krzysztof Penderecki
Bühne und Kostüm: Katharina Schlipf

Weitere Aufführungen:

So, 11.12.22, Opernhaus Düsseldorf (18:30–21:30 Uhr)
Fr, 16.12.22, Opernhaus Düsseldorf (19:30–22:30 Uhr)
So, 18.12.22, Opernhaus Düsseldorf (15–18 Uhr)
Mo, 19.12.22 Opernhaus Düsseldorf (11–14 Uhr)
So, 25.12.22 Opernhaus Düsseldorf (18:30–21:30 Uhr)
Mi, 28.12.22 Opernhaus Düsseldorf (19:30–22:30 Uhr)
Fr, 30.12.22 Opernhaus Düsseldorf (19:30–22:30 Uhr)
Sa, 14.01.23 Opernhaus Düsseldorf (19:30–22:30 Uhr)

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