Haben Sie auch Traditionen, ohne die sich Weihnachten nicht wie Weihnachten anfühlt? Wenn Sie da ähnlich denken wie ich und jedes Jahr aufs Neue Der kleine Lord im Fernsehen gucken, dann ergänzen Sie doch einmal diese Tradition und greifen stattdessen zum Buch. Denn: Es lohnt sich!
von VIKTORIA GORETZKI
Manchmal gibt es einfach Geschichten, die können immer wieder und wieder gelesen, gehört oder gesehen werden. Little Lord Fauntleroy von Frances Hodgson Burnett aus dem Jahr 1886 gehört da definitiv zu. Jedes Jahr läuft die Verfilmung von Jack Gold aus dem Jahr 1980 im Fernsehen – mit Alec Guinness, der den grantigen Earl und Großvater von Cedric Errol spielt. Ohne diesen Film zum gleichnamigen Buch fühlt sich Weihnachten einfach nicht wie Weihnachten an, finden Sie nicht auch? Wie wäre es dann dieses Jahr mit etwas Neuem? Bevor Sie also wie ich darauf warten, den Film kurz vor den Feiertagen zu sehen, greifen Sie doch stattdessen zum Buch und lesen die Geschichte rund um den kleinen Lord Fauntleroy einfach selbst.
Falls Sie noch nicht wissen, wer der kleine Lord ist, dann wird es Zeit, ihn kennenzulernen. Cedric Errol ist sieben Jahre alt, lebt zusammen mit seiner Mutter in einer kleinen Wohnung in New York und hat zwei beste Freunde: Dick, den Schuhputzer und Mr Hobbs, einen Gemischtwarenhändler, der absolut gar nichts für Aristokraten übrighat. Cedric ist ein guter Junge, an sehr vielen Dingen interessiert und aufgeweckt. Er hilft gern anderen Menschen und versucht mit seinen sieben Jahren bereits die Welt zu verstehen. Seitdem sein aus England stammender Vater gestorben ist, nennt er seine Mutter „Dearest“, ist immerzu um sie besorgt und liebt sie abgöttisch. Seine Mutter wiederum hat Cedric so viel Liebe und Offenheit mitgegeben, dass Ceddie seinen Mitmenschen ebenfalls sehr liebevoll und hilfsbereit gegenübertritt. Wie das bei allen guten Geschichten so ist, nimmt sein Leben eine fast schon dramatische Wendung: Eines Tages bekommen sie Besuch von Mr Havisham, dem Anwalt von Cedrics Großvater, der Earl von Dorincourt. Mr Havisham hat große Neuigkeiten für Cedric und seine Mutter. Da Ceddies Vater sowie seine Onkel gestorben sind und er der einzige lebende Nachfahre ist, geht der Titel Lord Fauntleroy an ihn über. Eines Tages soll er also Earl von Dorincourt werden – etwas, das Mr Hobbs ziemlich kritisch betrachtet. Allerdings muss Cedric dafür zu seinem Großvater nach England reisen, der aber so wirklich gar nichts von Amerikanern hält und damit rechnet, dass Cedric ein unhöflicher kleiner Junge ist, dessen Mutter alles verkörpert, was der Earl verabscheut. Als Cedric seinen Großvater allerdings kennenlernt, muss dieser feststellen, dass es nicht gut ist, Vorurteile zu haben. Denn der kleine Lord ist alles andere als frech und egoistisch. Im Gegenteil: Er hat sehr viel Liebe in seinem Herzen, die er auch seinem mürrischen Großvater entgegenbringt. Und wickelt damit nicht nur die Bewohner von Erlesboro um den Finger, sondern auch den alten Earl. (Es sei noch hinzuzufügen, dass auch Mr Hobbs den Gedanken schließlich gar nicht mehr schrecklich findet, dass sein Freund eines Tages ein Aristokrat sein wird.)
Interessiert? Ich kann Ihnen die englische Ausgabe wärmstens empfehlen. Sehr verständlich, humorvoll und mit viel Liebe in ausnahmslos jeder Figur erzählt Frances Hodgson Burnett eine wunderbare Geschichte, mit der man es sich perfekt in der Weihnachtszeit gemütlich machen kann. Und wenn man das Buch dann beendet hat, kann man sich ja trotzdem den Film ansehen, der einen nochmal so richtig in Weihnachtsstimmung versetzt. Ich wünsche Ihnen schon einmal fröhliche Weihnachten!

Meine Empfehlungen:
Frances Hodgson Burnett: Little Lord Fauntleroy. Introduced by John Boyne
Puffin Classics, 229 Seiten
Preis: 7,98 Euro
ISBN: 978-0141330143
Der kleine Lord (Fernsehfilm)
Regie: Jack Gold, 1980
Mit Ricky Schroder und Alec Guinness
Dieses Jahr wird der Film am 23.12.22 um 20:15 Uhr und am 26.12.22 um 15:50 Uhr im Ersten ausgestrahlt