„Something that is loved is never lost“

Toni Morrison, ca. 2019

Mit ihrer Arbeit sowie ihren Büchern trug Toni Morrison einen bedeutenden Teil zur Etablierung afroamerikanischer Literatur auf dem Buchmarkt bei. Heute wäre die erste afroamerikanische Literatur-Nobelpreisträgerin 92 Jahre alt geworden – ein guter Grund, um an ihr beeindruckendes Werk zu erinnern.

von VIKTORIA GORETZKI

Chloe Ardelia Wofford, wie Toni Morrison ursprünglich hieß, wurde am 18. Februar 1931 in Lorain, Ohio geboren. Mit ihren drei Geschwistern war sie Teil einer afroamerikanischen Arbeiterfamilie. Als Chloe zwölf Jahre alt war, konvertierte sie zum Katholizismus und nahm den Taufnamen Anthony an, von dem sich ihr Spitzname Toni ableitete. 1949 begann sie Anglistik an der Howard University in Washington D.C. zu studieren. Während ihrer Studienzeit änderte sie auch ihren Rufnamen: aus Chloe wurde Toni. Mitte der 1950er Jahre schloss sie ihr Studium mit dem Master of Arts ab und arbeitete fortan als Dozentin für Englische Literatur an der Texas Southern University, kehrte aber 1957 wieder an die Howard University zurück. Die Arbeit mit und an Literatur begleitete sie auch weiterhin: Nach ihrer Scheidung von dem Architekten Howard Morrison, mit dem sie zwei Söhne bekam, arbeitete Toni Morrison als Lektorin bei Random House. Während ihrer Zeit bei dem großen Verlag trug sie viel zur Etablierung afroamerikanischer Literatur auf dem amerikanischen Buchmarkt bei. Unter anderem setzte sie sich für die Verlegung von Gail Jones oder Toni Cade Bambara ein. Der Lehre blieb sie trotzdem weiterhin treu: Neben ihrer Arbeit als Lektorin nahm sie auch ihre Arbeit an der Universität wieder auf und lehrte bis 2006, unter anderem an der Princeton University. Am 05. August 2019 starb Toni Morrison im Alter von 88 Jahren in New York.

„If there’s a book you want to read, but it hasn’t been written yet, you must write it.“

Falls Sie sich für das Schreiben an sich interessieren, dann sind Sie mit Sicherheit schon einmal über dieses Zitat gestolpert. Häufig bekommen angehende Autoren nämlich genau dieses als Tipp genannt, wenn es um die Frage nach Inspiration geht. Und Toni Morrison hat recht: Wenn es ein Buch gibt, dass Sie unbedingt lesen wollen, das aber noch nicht geschrieben ist, dann müssen Sie das schreiben. Morrison hat solche Bücher geschrieben – und damit viel bewirkt.
Durch ihre Eltern fand sie schon früh den Weg zur Sprache, denn diese erzählten ihr häufig afroamerikanische Märchen und Geistererzählungen. Sie las viel und gern, zu ihren Lieblingsautoren gehörten Jane Austen und Leo Tolstoi. Bücher und Wörter begleiteten Toni Morrison also schon von klein auf, folglich fand auch sie den Weg zum Schreiben. 1970 erschien ihr erster Roman The Bluest Eye (dt.: Sehr blaue Augen). Dieser, sowie die Folgetitel, wurden allesamt von der Kritik sehr gut aufgenommen und in eine Vielzahl von Sprachen übersetzt. In ihren Büchern setzte sich Morrison häufig mit den Schicksalen schwarzer Familien sowie Sklaverei auseinander, wobei sie häufig afrikanische beziehungsweise afroamerikanische und europäische Erzähltraditionen miteinander verband.
Für ihre Werke erhielt Morrison zahlreiche Preise, unter anderem den National Book Award sowie 1988 den Pulitzer Preis für ihren Roman Beloved (dt.: Menschenkind), in welchem sie die bedrückende Geschichte einer Frau erzählt, die ihr Kind tötet, um es vor einem Leben in Sklaverei zu bewahren. Dabei thematisiert sie unter anderem die psychologischen Folgen der Sklaverei und spricht somit über Themen, die lange nicht die Aufmerksamkeit bekamen, die ihnen gebühren sollte. 1993 wurde ihr als erste afroamerikanische Frau der Nobelpreis für Literatur verliehen – der wohl wichtigste Preis ihrer gesamten Karriere. Toni Morrison hat sich mit dem beschäftigt, was sie geliebt hat: Literatur und Schreiben. Und ihr Werk, das sie hinterlassen hat, geht nicht verloren. Ihr Nachlass befindet sich heute in der Princeton University Library, welche bereits 2021 eine Ausstellung zu Toni Morrison ankündigte. Sites of Memory. The Archival World of Toni Morrison soll 2023 eröffnet werden.

Empfehlungen

Toni Morrison: Sehr blaue Augen. Übersetzt von Susanna Rademacher
Rowohlt Taschenbuch, 240 Seiten
Preis: 12,00 Euro
ISBN:
978-3499228544

Toni Morrison: Menschenkind. Übersetzt von Helga Pfetsch
Rowohlt Taschenbuch, 400 Seiten
Preis: 12,00 Euro
ISBN
: 978-3499244209

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