Jo ist Schriftstellerin, ihre Erschafferin war es auch. Die Rede ist von Louisa May Alcott und Jo, eine der Protagonistinnen aus ihrem Roman Little Women. Im Fokus stehen die Schwestern Meg, Jo, Beth und Amy March, die sich mit ihren Rollen als junge Frauen im 19. Jahrhundert und dem gesellschaftlichen Druck auseinandersetzen müssen, ähnlich wie Alcott selbst.
von CELINA FARKEN
Louisa May Alcott wurde am 29.11.1832 in Pennsylvania geboren. Sie wuchs mit ihren Eltern und drei Schwestern in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihre Eltern waren beide sehr aufgeschlossene Menschen, ihr Vater vertrat beispielsweise pädagogisch weit fortgeschrittene Vorstellungen, die das eigenständige Denken der Kinder anregen sollten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Alcott sehr liberal war, sich selbst entfalten und sich dem Schreiben widmen konnte. Außerdem unterstützte sie ihre Familie mit dem Schreiben auch auf finanziellem Weg, was stark an eine gewisse Figur ihres autobiografisch angelegten Romans Little Woman erinnert.
Neben der Little Women-Reihe schrieb sie auch Schauergeschichten, Kinderbücher, Gedichte und Zeitungsartikel. Sie starb am 06. März 1888.
Heiratet sie denn nun am Ende?
Little Women ist vielen bestimmt als Filmversion bekannt, denn der Roman wurde mehrfach adaptiert – zuletzt 2019, von Greta Gerwig (Eine Empfehlung zum Film finden Sie hier). Diese Version des Klassikers beleuchtet vor allem Jos Figur, die innerhalb der Rahmenhandlung versucht, ihre Manuskripte bei einem Verlag unterzubringen. Eine ähnliche Hintergrundgeschichte wie sie Alcott erlebte, die mit ihrem eigenen Roman zunächst überhaupt nicht zufrieden war, welcher später aber zu einem ihrer Bekanntesten wurde. Denn Jo, aber auch Alcott stoßen beim Verleger auf dieselbe Frage, die die Wichtigste zu sein scheint: Heiratet sie denn nun am Ende?
Nach allem, was Jo mit ihren Schwestern erlebt, scheint dies das Einzige zu sein, das zählt. Heutzutage unverständlich, im 19. Jahrhundert aber ganz natürlich. Es heißt, dass Alcott den Roman den Vorstellungen des Verlegers anpassen musste, denn Jo heiratet am Ende – ganz den Geschlechterrollen des 19. Jahrhunderts entsprechend. Im letzten Band der Reihe, Jo’s Boys, macht sie allerdings deutlich, dass es auch die Möglichkeit für Frauen gibt, nicht zu heiraten, ihrer Karriere nachzugehen und damit Erfolg zu haben.
Alcott selbst blieb ihr Leben lang unverheiratet. Sie setzte sich auf Demonstrationen für Frauenrechte ein und schrieb für heranwachsende Frauen, letzteres war zu der Zeit erstmalig. Alcott ist der Meinung (und damit behält sie recht):
“Women, they have minds, and they have souls, as well as just hearts. And they’ve got ambition, and they’ve got talent, as well as just beauty. I’m so sick of people saying that love is all a woman is fit for.”
Little Women zeigt genau das, dass Frauen nicht nur für die Liebe bestimmt sind, was allerdings auch nicht ausschließt, dass diese ein Teil ihres Lebens sein kann. Heirat hin oder her, Jo schreibt und sie schreibt trotz des gesellschaftlichen Drucks. Und Alcott schrieb ebenfalls und sie schrieb für junge Frauen, die sie auch heute noch erreicht.
Empfehlung:
Louisa May Alcott: Little Women
Random House Children’s Books, 432 Seiten
Preis: ab 3,99 Euro
ISBN: 978-0-09-957296-1