Ein Künstler für die Literatur

Bei diesem Ausschnitt aus Sandro Botticellis Anbetung der Heiligen Drei König handelt es sich vermutlich um ein Selbstporträt des Künstlers (1445–1510)

Bekanntheit erlangte Sandro Botticelli für seine Kunst. Eigentlich sollte er die Lehre als Goldschmied absolvieren, um Schmuckstücke für die Ewigkeit anzufertigen. Ähnlich wie das unvergängliche Edelmetall sind uns heute, 513 Jahre nach seinem Tod, zahlreiche Werke Botticellis erhalten geblieben. Werke, die unter anderem stark von der Literatur geprägt wurden und auch in aktueller Literatur gerne verarbeitet werden.

von MAJA GRÜTER

Am 17. Mai 1510 stirbt Sandro Botticelli, geboren als Alessandro di Mariano de Vanni Filipepi, in Florenz. Mit seinen gotischen, archaischen Gemälden gilt er als berühmtester Maler und Zeichner der frühen Renaissance. Neben der Abbildung religiös geprägter Motive sind es vor allem mythologische Bilder, die als Erkennungsmerkmal Botticellis bekannt sind. Besonders die Werke Primavera (c. 1482) und Die Geburt der Venus (c. 1485) werden von uns mit dem Künstler in Verbindung gebracht. Doch was eher unbekannt ist: das Interesse des Künstlers an Dante Alighieris Literatur.

Die Divina Commedia als Inspiration

Fasziniert von der Göttlichen Komödie, soll Botticelli angeblich einen Kommentar zu einem Absatz des Werkes verfasst haben, der allerdings nicht erhalten geblieben ist. Die Begeisterung für Dantes Literatur zeigt sich jedoch daran, dass der Künstler lange an den Zeichnungen zu den drei Cantiche arbeitete, die auch als Vorlage für die später entstandenen Holzschnitte dienten. Von diesen wurden aber nur 19 in den Druck aufgenommen.

Botticelli setzte seine Arbeit fort, indem er begann, eine eigene, vollständig illustrierte Ausgabe der Divina Commedia anzufertigen. Zum Großteil liegen hier heute nur Skizzen vor, da er das Manuskript nicht vollenden konnte.

Botticelli und die Medici

Da Botticelli im engen Verhältnis zu den Medici stand, erhielt er direkte Aufträge der Familie. Die Primavera, die Nymphen und Göttinnen in blumiger Umgebung, fertigte er beispielsweise für Lorenzo di Pierfrancesco de‘ Medici an. Im Stadthaus der jüngeren Medici fand es seinen Platz im Brautschlafzimmer. Für wen aus der Medici-Familie Die Geburt der Venus genau bestimmt war, ist nicht eindeutig bekannt. Da es sich bei diesem Werk um das erste beinahe lebensgroße Gemälde einer Frau seit der Antike handelt, wird es als „Avantgardegemälde“ bezeichnet. Erschreckend ist, dass mit weiteren Gemälden auch die beiden Meisterwerke Botticellis nach dem Untergang der Medicis im Fegefeuer der Eitelkeiten 1497 verbrannt werden sollten. Wie viele seiner Werke letztendlich vernichtet wurden, ist nicht verzeichnet.

Deswegen sind Botticelli und seine Kunst aus vielen historischen Romanen über die Renaissance nicht wegzudenken. Aktuell repräsentiert ein Ausschnitt des Venus-Gemäldes die Geschichte der Medici als Cover des Romans Florentia von Noah Martin. Auch Leonardo da Vinci zählt zu den Figuren des Werks – ein Kollege Botticellis, über dessen frühes Leben es ebenfalls viel zu erfahren gibt.

Empfehlung:

Noah Martin: Florentia. Im Glanz der Medici

Droemer Knaur, 544 Seiten

Preis: 18,00 Euro

ISBN: 978-3-426-28396-7

Kommentar verfassen