Sally Rooney: Gespräch mit Freunden; Cover: Luchterhand
Es ist eine wilde Geschichte voller Eskapaden, in die sich Frances und ihre Ex-Freundin hineinmanövrieren.Sie geraten an ein Ehepaar, dem sie beide jeweils schöne Augen machen. Sally Rooneys Gespräche mit Freunden gibt sich an vielen Stellen jung und hip – gerade darin liegt jedoch der Schrecken dieses Buchs: Ist unsere Generation denn wirklich so verklemmt, wie es hier den Anschein hat?
John Hersey: Hiroshima, Cover: Jung und Jung Verlag
Angesichts der aktuellen Nachrichtenlage wirkt ein Buch über einen Atombombenabwurf vielleicht nicht auf jedermann wie die ansprechendste Lektüre. Für John Herseys Reportage Hiroshima lohnt es sich aber, die Komfortzone zu verlassen. Leserinnen und Leser erwartet kein billiger Katastrophenvoyeurismus, sondern ein Vorzeigestück in der Verbindung von Journalismus und romanhafter Erzählweise.
Chloe Gong: Welch Grausame Gnade, Cover: Lago Verlag
Wie viel verrät der erste Satz über das Ende eines Romans? So ziemlich nichts, denkt man wahrscheinlich beim Anblick des Einstiegs in Welch Grausame Gnade von Chloe Gong – doch trotzdem ist der Ausgang der Handlung zu erahnen. Denn im Wissen, dass es sich bei dem Roman um eine Neubearbeitung von Shakespeares Romeo und Julia handelt, tendieren wir zu der Annahme, das Ende der Geschichte bereits zu kennen. Aber nicht immer müssen unsere Erwartungen erfüllt werden. Manchmal hat der erste Satz rückwirkend betrachtet viel mehr Informationsgehalt als erwartet, manchmal ist der Handlungsverlauf noch überraschender und manchmal ist die Neubearbeitung eines kanonischen Werks wirklich neu.
Von Kafka geht eine besondere Faszination aus. Ein Autor, der in seinem Leben und seinem Schaffen zerrissen war und bei dem sich dies in der fragmentarischen Eigenart seines Werkes und der surrealen Qualität seines Schreibens bemerkbar macht. Zu seinem 140. Geburtstag betrachten wir die Übertragung seiner Wirklichkeit in die Selbstreflexion.
Wie der Titel des Romans bereits vermuten lässt, beschäftigt sich Babel: Or the Necessity of Violence: An Arcane History of the Oxford Translators’ Revolution mit der zwingenden Macht von Sprache. Rebecca F. Kuang denkt die Geschichte des britischen Imperiums neu: In ihrem Großbritannien des 19. Jahrhunderts dreht sich alles um die Übersetzung. Der Staat zieht seine Macht aus der Magie, die den zwischen Sprachen verloren gehenden Sinn einfängt. Trotz einiger gestalterischer Schwächen gelingt es Kuang, eine eingehende Betrachtung der Zusammenhänge von Sprache, Kolonialismus und der Notwendigkeit des Widerstands anzustellen.
Das Foto zeigt einen Protestmarsch in Boston gegen den Vietnamkrieg im Jahr 1970, geschossen von Nicholas DeWolf. Die Demonstranten fordern u. a. den Abzug der US-amerikanischen Truppen aus Südostasien und die Freilassung der Bürgerrechtlerin Angela Davis.
„All this happened, more or less. The war parts, anyway, are pretty much true.“ Kurt Vonneguts Roman The Slaughterhouse-Five or The Children’s Crusade beginnt mit einer Aussicht auf das, was sich in der Menschheitsgeschichte immer wiederholt: Krieg… Ein Wort, das in den allermeisten Menschen Unbehagen, Angst, Trauer oder Wut auslöst. Zerstörung, Bombardierung, Massaker, Lebensmittelknappheit, posttraumatische Belastungsstörung, Verzweiflung. Diese Wörter werden mit Krieg assoziiert. Krieg ist ein komplexes und verheerendes Ereignis. „Make Love not War.“ Viele von euch werden diesen Satz kennen. Er entstand 1967 und wurde von den Hippies als Slogan genutzt, als sie gegen den Vietnam- und den Kalten Krieg protestierten. Doch wie lassen sich Krieg und die Proteste gegen ihn in der Literatur darstellen? Das wollen wir in dieser Folge gemeinsam herausfinden.
Kaufen, sammeln, spielen: Die Leidenschaft für Sammelkarten ist zu einer etablierten Nische für Millionen von Menschen herangewachsen. Während manche seit ihrer Kindheit den Sammelkarten treu geblieben sind, entdeckt Rufus Klipsch, Protagonist von Sebastian Gollas Lebende Legenden, seine Jugendliebe neu – und verliert sich zusehends in seinem Hobby. Eigenwillig, dabei stets rational-nüchtern erzählt Gollas Protagonist von einem kunterbunten Abenteuer einer Nischenkultur: der Spielkartenturnierwelt.
Gabriel García Márquez: Hundert Jahre Einsamkeit; Cover: Fischer Verlag
Die Geschichte des biblischen Sündenfalls ist eine der bekanntesten Erzählungen der Menschheitsgeschichte. In Gabriel García Márquez‘ Roman Hundert Jahre Einsamkeit lösen die Blutsverwandten José Arcadio Buendía und Úrsula Iguarán durch ihre Ehe und einen Mord einen neuen Sündenfall aus. Zwischen dem Ciénaga Grande und der Sierra Nevada de Santa Marta gründen die beiden das Dorf Macondo, welches von der Außenwelt durch Sümpfe und Urwald abgeschnitten ist. Ein idyllischer Ort, um eine Familie zu gründen, doch der Schein trügt. Für die Buendías und ihre Nachkommen folgen hundert Jahre Schlaflosigkeit, Vergessen und Einsamkeit.
Noah Martin: Florentia – Im Glanz der Medici; Cover: Droemer Verlag
Ränkeschmiede, verbotene Liebesaffären, Mordkomplotte: In Noah Martins Florentia wartet der populäre Historienroman mit einer absoluten serienreifen Leistung zur Höchstform auf. Martin gelingt es, das Florenz des 15. Jahrhunderts mit Themen des 21. Jahrhunderts in Einklang zu bringen, sodass uns in den Buchzeilen Homosexualität oder die Frage nach weiblicher Selbstbestimmung begleiten. Die Ausschmückungen der historischen Überlieferung lassen aus Florentia ein markantes Psychogramm einer Familie erstehen, die für den Machterhalt persönliche Belange hintanzustellen bereit ist.
Neben dem SKK und der Leipziger Buchmesse widmen wir uns in unserer heutigen Folge dem Bloggerpreis Das Debüt, dessen Vergabe für das Jahr 2022 am 3. Juni 2023 in Essen stattfindet.
Eine Podcastfolge in Literaturevents – nach dem Pandemie-bedingten Aussetzen vieler kultureller Veranstaltungen stürzen sich Reemda und Thomas für euch ins Literaturgetümmel und können euch einige Veranstaltungen ans Herz legen. Da ist zunächst der Studierendenkongress der Komparatistik, der im Jahr 2023 in Bremen stattfand. Und da war ja auch die Leipziger Buchmesse, über die sich Thomas mit Bozena Badura austauscht. Bozena ist zugleich einer der Hauptorganisatorinnen des Bloggerpreises Das Debüt – und die Vergabe dieses Preises findet am 3. Juni 2023 statt. Bozena und Thomas bringen euch näher, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass alljährlich der beste Debütroman gekürt wird, welche Rolle Bloggerinnen und Blogger dabei spielen und warum in diesem Jahr Ursula Knoll gewonnen hat.