Wenn parasoziale Beziehungen Psychotherapien ersetzen

Rin Usami: Idol in Flammen, Cover: Kiepenheuer & Witsch

Die japanische High-School Schülerin Akari hat es aufgegeben, ihre psychischen Probleme therapieren zu lassen. Stattdessen stürzt sie sich in die Welt der japanischen Popindustrie und setzt ihre psychische und körperliche Gesundheit aufs Spiel. Rin Usami macht in ihrem Roman Idol in Flammen gleich auf mehrere Gesellschaftsprobleme aufmerksam: die toxischen Aspekte der Fankultur, die Machenschaften der Musikindustrie und die dunkle Seite von Social Media. Das alles auf nur 125 Seiten.

von VANESSA MUSZARSKY

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„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie dagegen ist unglücklich auf ihre besondere Art.“

Lew Tolstoi (Fotografie Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski, 1908)

Mit diesen Worten beginnt Anna Karenina, einer der berühmtesten Ehebruchromane der Literatur neben Madame Bovary und Effi Briest. Wenn der Name Leo Tolstoi fällt, denkt man in erster Linie wahrscheinlich anden oben erwähnten Roman oder Krieg und Frieden. Die beiden Bücher spiegeln die russisch- aristokratische Gesellschaft wider, in der er gelebt hat. Tolstoi zeichnete sich vor allem durch sein soziales Engagement und seine religiösen und politischen Ansichten aus. Anlässlich seines 195. Geburtstags blicken wir auf das Leben von einem der wichtigsten Vertreter der russischen Literatur zurück.

von VANESSA MUSZARSKY

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Gemeinsam einsam

Mieko Kawakami: All die Liebenden der Nacht, Cover: DuMont

Einsamkeit ist nicht nur ein Problem alter Leute, deren Bekannten- und Freundeskreis langsam ausstirbt. In All die Liebenden der Nacht verdeutlicht Mieko Kawakami das anhand einer Lektorin Mitte 30, die jenseits ihrer Arbeit sozial völlig isoliert ist. Kawakami verwebt die Themen Einsamkeit, Frausein und Alkoholismus zu einem Roman, der an vielen Stellen überzeugt, es jedoch nicht durchgehend schafft, die Tiefe der angesprochenen Themen zufriedenstellend auszuleuchten.

von CAROLIN KAISER

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Podcast Literatur und Feuilleton – Folge 017: Sommerliteratur

Giuseppe Arcimboldos Gemälde Der Sommer (1563) zeigt uns das facettenreiche Gesicht des Sommers.

In der Sonne liegen, die Wärme genießen, ans Meer fahren – das sind alles Sachen, die wir ganz klar mit dem Sommer verbinden. Der Sommer ist für viele von uns die Jahreszeit um abzuschalten und einfach mal nichts zu tun oder aber auch die krassesten Abenteuer zu erleben. Man fährt in den Urlaub, verbringt Zeit mit Freunden und Familie, lässt lange Abende ausklingen, macht alles, wonach einem so ist. Der Sommer ist Freizeit und damit auch Freiheit. Für viele ist der Sommer deswegen nicht einfach nur eine Zeit, sondern ein Lebensgefühl.

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Aller Anfang ist schwer (7): Die Bücherdiebin

Markus Zusak: Die Bücherdiebin, Cover Blanvalet

Markus Zusaks Die Bücherdiebin öffnet mit der Erinnerung an die eigene Sterblichkeit, die Sterblichkeit des Lesers. Die Relevanz des Individuums wird auf unmittelbarste Weise bekräftigt. Diese Signifikanz eines jeden Charakters für sich und ihre Relevanz im Bezug zu einander ist der Fokuspunkt der Geschichte. Ihr Erzähler ist konzipiert, um die Bedeutung des unscheinbaren Einzelnen darzustellen, wie kein anderer es könnte. 

von ANDREAS MARTIUS

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Der Absturz des Schwebenden

Dževad Karahasan: Einübung ins Schweben, Cover: Suhrkamp

Alles andere als leichte Kost: Dževad Karahasans Werk Einübung ins Schweben erörtert existenzielle Fragen vor der Kulisse des belagerten Sarajevos während des Bosnienkrieges. Der Roman des jüngst verstorbenen bosnischen Schriftstellers liefert Denkanstöße, kann sprachlich jedoch nicht auf ganzer Linie überzeugen.

von NICOLAS UHRBERG

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Eine Frau überlebt

Elodie Harper: Die Wölfe von Pompeji; Cover: Piper

Pompeji: Die antike Stadt, die im Jahr 79 n. Chr. durch den Vulkanausbruch des Vesuvs in Feuer, Flammen und Glut vernichtet wurde. Diese und viele weitere Geschichten über Schlachten, Eroberungen und die Befreiungskriege Roms sind uns wohl bekannt. Caesar, Crassus, Spartacus: Männer, die die Geschichte geformt haben. Elodie Harper eröffnet mit Die Wölfe von Pompeji einen anderen Blickwinkel auf diese Zeit. Sie erzählt die Geschichte einer Frau, die unter der männlichen Gewalt überlebt – jedoch mit vielen stilistischen Schwächen. 

von MAJA GRÜTER

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Podcast Literatur und Feuilleton – Folge 016: Berühmte Detektive

Das Bild zeigt Basil Rathbone als Sherlock Holmes in einer Filmreihe aus dem Jahr 1939. Rathbone trägt die für Sherlock Holmes typische Kleidung und hat auch sein Markenzeichen bei sich: eine Pfeife. Doch welche Figuren abseits des bekanntesten Detektivs das Genre? Dieser Frage gehen wir in der heutigen Folge nach.

„Die Detektivgeschichte ist als literarisches Genre eine im 19. Jahrhundert entstandene Untergattung des Kriminalromans, bei der die Rekonstruktion und die Aufklärung eines Verbrechens durch einen Detektiv im Mittelpunkt steht. Der Detektiv bedient sich bei der Aufklärung des Falles Indizien, Psychologie, Kombinatorik, Intuition und logischer Schlussfolgerung und steht als ‚Löser‘ von erstaunlicher Intuition, messerscharfer Logik, untrüglicher Schlauheit und Gewandtheit im Mittelpunkt des Interesses.“ So lautet die Wikipedia-Definition von Detektiverzählungen. Doch wie genau hat sich das Genre der Detektiverzählungen entwickelt und welche Detektive sind besonders wichtig für die literarische Rezeptionsgeschichte? Was macht eigentlich einen Detektiv aus? Mit genau diesen Fragen beschäftigen wir uns in den nachfolgenden Steckbriefen, die wir zu einigen Detektiven und Detektivinnen der literarischen Erzähltradition verfasst haben. Über Auguste Dupin, Hercule Poirot und Miss Marple bis zu den Drei Fragezeichen porträtieren wir Figuren, die die Wahrnehmung der Detektiverzählung bis heute prägen.

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Verrückt sind ja immer die anderen

Angela Lehner: Vater unser Cover: dtv Verlag

Angela Lehners Roman Vater unser erzählt die Geschichte einer narzisstischen Protagonistin, die sich in eine Psychiatrie einweisen lässt, um ihren Bruder zu retten. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Lüge immer mehr und lassen den Leser mit vielen offenen Fragen zurück. Das Buch wurde mit dem Debütpreis des Österreichischen Buchpreises 2019 ausgezeichnet.

von PAULA BURMEIER

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Sex mit der Ex und einem Ehepaar

Sally Rooney: Gespräch mit Freunden; Cover: Luchterhand

Es ist eine wilde Geschichte voller Eskapaden, in die sich Frances und ihre Ex-Freundin hineinmanövrieren.Sie geraten an ein Ehepaar, dem sie beide jeweils schöne Augen machen. Sally Rooneys Gespräche mit Freunden gibt sich an vielen Stellen jung und hip – gerade darin liegt jedoch der Schrecken dieses Buchs: Ist unsere Generation denn wirklich so verklemmt, wie es hier den Anschein hat?

von THOMAS STÖCK

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