Wenn der Clown zum Mörder wird

Der Bajazzo, Aalto-Musiktheater Essen (Foto: Matthias Jung)

Die neue Version der ebenso dramatischen wie kurzen Oper Der Bajazzo (Pagliacci) am Aalto-Musiktheater Essen ist vor allem eines: bildgewaltig. Regisseur Roland Schwab geizt nicht mit Lichtstimmungen, filmischen Kulissen und Requisiten. Während Robert Jindra die bestens disponierten Essener Philharmoniker souverän-temperamentvoll durch die Partitur von Leoncavallo führt, lassen die Sänger:innen einige Wünsche offen.

von HELGE KREISKÖTHER

Weiterlesen

Küsschen, Küsschen aus Korea

 

Hye-Young Pyun: Der Riss; btb

Ogi, Professor für Geografie, erleidet auf dem Höhepunkt seiner Karriere einen schweren Schicksalsschlag: Bei einem von ihm verursachten Autounfall verstirbt seine Frau, er selbst wird zum Pflegefall. Trotz dieser dramatischen Ausgangssituation gelingt es Hye-Young Pyuns Roman Der Riss zu keinem Zeitpunkt, Empathie für die gesichtslosen Figuren beim Leser auszulösen. Doch vielleicht stehen gar nicht die Figuren im Zentrum, sondern die Schatten, die sie werfen…?

von THOMAS STÖCK Weiterlesen

Machen es wirklich alle so?

"Così fan tutte" am Essener Aalto-Theater Foto: Matthias Jung

“Così fan tutte” am Essener Aalto-Theater Foto: Matthias Jung

Essens gegenwärtiger Generalmusikdirektor Tomáš Netopil liebt nicht nur die großen Komponisten seiner tschechischen Heimat, sondern insbesondere auch Mozart. So übernimmt er nach Titus und vor Figaros Hochzeit nun die musikalische Leitung der Neuinszenierung von Così fan tutte. Regie führt der Engländer Stephen Lawless, zum ersten Mal am Aalto-Musiktheater. Er zeichnet diesen heiteren und zugleich bitterernsten Geniestreich aus dem Jahr 1790 als farbenfrohe Referenz ans klassische Bühnendekor.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Die Koexistenz von Religionen

"Die Jüdin von Toledo" am Schauspielhaus Bochum Foto: Jörg Brüggemann / Ostkreuz

“Die Jüdin von Toledo” am Schauspielhaus Bochum Foto: Jörg Brüggemann / Ostkreuz

Die Jüdin von Toledo war die Eröffnungspremiere des Schauspielhauses Bochum unter der neuen Intendanz von Johan Simons, welcher auch die Regie bei dieser Inszenierung übernahm. In Koen Tachelets Theaterfassung nach dem Roman von Lion Feuchtwanger zeigt sich ein starkes Ensemble, welches auf reduzierter und abstrakter Bühne den komplexen und komplizierten Dialog dynamisch darzustellen weiß.

von KEVIN WANCKEL Weiterlesen

Mitten im Wahnsinn?

"Campiello" am Schauspielhaus Bochum Foto: Birgit Hupfeld

“Campiello” am Schauspielhaus Bochum Foto: Birgit Hupfeld

Patient*innen und Mitarbeiter*innen der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin des LWL-Universitätsklinikums Bochum zeigen mit Campiello in der Zeche Eins eine Telenovela für die Bühne. Auf dem „kleinen Platz“ werden italienische Klischees und stereotype Figuren präsentiert, die dort ihr alltägliches Freud und Leid verhandeln. Leider bleibt das Geschehen auf dem Campiello der einzige Inhalt.

von JASMIN GIERLING Weiterlesen

Vivat Venezia!

Johann Strauß' "Eine Nacht in Venedig" am Aalto-Theater Essen Foto: Jörg Landsberg

Johann Strauß’ “Eine Nacht in Venedig” am Aalto-Theater Essen Foto: Jörg Landsberg

Altmodisch, zu brav, anspruchslos – die Operette gilt manchem als überholte Gattung. Dass sie quicklebendig ist, zeigt Bruno Klimek mit seiner Inszenierung von Johann Strauß’ Eine Nacht in Venedig am Essener Aalto-Theater in einem Abend voller Witz, Lust(barkeit) und unterhaltsamer Gegenwartskritik.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

Wenn die Paranoia um sich greift

Arthur Millers "Hexenjagd" am Schauspiel Düsseldorf Foto: Sebastian Hoppe

Arthur Millers “Hexenjagd” am Schauspiel Düsseldorf Foto: Sebastian Hoppe

Das Düsseldorfer Schauspielhaus bringt Arthur Millers Hexenjagd auf die Bühne. In der Regie des Russen Evgeny Titov entwickelt das Stück mitunter einen düsteren Sog, verblasst aber insgesamt wegen seiner etwas ideenlosen Imitation konventioneller cineastischer Effekte. 14 leidenschaftliche Schauspieler berühren das Publikum ungeachtet ihrer schablonenhaften Rollentypen.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Ein Krug kommt selten allein

Kleist "Der zerbrochne Krug" am Schauspielhaus Bochum Foto: Hans Jürgen Landes

Kleist “Der zerbrochne Krug” am Schauspielhaus Bochum Foto: Hans Jürgen Landes

Anselm Weber, Noch-Intendant des Bochumer Schauspielhauses, widmet sich nach etlichen Bühnenklassikern nun Heinrich von Kleists Lustspiel Der zerbrochne Krug. Zwar gerät der Abend zum kurzweilig-komischen (Sprach-)Vergnügen, auf innovative Regieeinfälle wartet man jedoch abermals vergeblich.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Vergoldete Verlorenheit

Hauptmanns "Rose Bernd" am Schauspielhaus Bochum Foto: Arno Declair

Hauptmanns “Rose Bernd” am Schauspielhaus Bochum Foto: Arno Declair

Wie schon in der letzten Spielzeit bringt Regisseur Roger Vontobel mit Rose Bernd ein Hauptmann-Stück auf die Bühne des Bochumer Schauspielhauses. Auch diesmal überzeugt Jana Schulz in der titelgebenden Hauptrolle: Sie spielt eine Frau, die als Spielball zwischen zu viel fordernden Männern Stärke beweist, letztendlich aber an den Zwängen der Gesellschaft zerbricht.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

„Das Soloinstrument in der Symphonie der Sterbenden“

Philippe Claudel - Die grauen Seelen   Cover: RowohltIn einer Zeit, in der sich für die tagtäglichen Verstümmelungen und Verletzungen keine Worte, für die Toten keine Würde und keine Anerkennung mehr finden und keine überschaubare Zahl mehr nennen lässt, sind es ausgerechnet die Einzelschicksale der Hinterbliebenen, die ihre ganz eigenen, kaum zu begreifenden Katastrophen darstellen. Philippe Claudel zeichnet in Die grauen Seelen das Bild des Alltags von Menschen, die ihren Alltag durch den Krieg verloren haben.

von MELINA LOSCHEN

Weiterlesen