Auf nach Istanbul

"Istanbul" am Schauspielhaus Bochum Foto: Diana Küster

“Istanbul” am Schauspielhaus Bochum Foto: Diana Küster

In dem Stück Istanbul, das bereits seit Oktober 2017 am Bochumer Schauspielhaus läuft, wagt die Regisseurin Selen Kara einen spannenden Perspektivwechsel, indem sie das „deutsche“ Wirtschaftswunder in der Türkei ansiedelt und einen deutschen „Gastarbeiter“ an den Bosporus schickt. Unterlegt mit türkischen Liedern, Herz und Humor erzählt das Stück von einer aufregenden Reise, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

von STEFANIE KÄHNE Weiterlesen

Wie hast Du’s mit der Religion?

Ayad Akhtars "Geächtet" vom Wiener Burgtheater bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen Foto: Georg Soulek

Ayad Akhtars “Geächtet” vom Wiener Burgtheater bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen Foto: Georg Soulek

Bei den Recklinghäuser Ruhrfestspielen werden dieses Jahr unter dem Motto „Kopf über, Welt unter“ große, oft unbequeme Fragen und komplexe Themen auf verschiedenste Weise auf der Bühne präsentiert und verhandelt. Ayad Akhtars mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetes Stück Geächtet könnte damit den Kern der diesjährigen Spielzeit treffen – der Regisseurin Tina Lanik und dem Dramaturgen Florian Hirsch vom Wiener Burgtheater fehlt es jedoch an Mut zur Kürzung und Abstraktion, um den Zuschauer bei all den Abhandlungen über das Für und Wider des Islams, die Frage nach dem individuellen Wert des Glaubens u. v. m. emotional am Ball zu halten.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

Von Junkies, Stalkern und Betrügern

cover_waldis_marktplatz-der-heimlichkeiten_piperMarktplatz der Heimlichkeiten ist weniger ein Roman als eine Sammlung von Porträts, die dem Leser wie bei einem Museumsrundgang begegnen. Die Menschen auf den Gemälden sind sehr verschieden, und doch haben alle zwei Dinge gemeinsam: Sie arbeiten für ein großes schweizerisches Medienunternehmen – und sie hüten ein Geheimnis. Niemand führt das Leben, das er vor Kollegen, Vorgesetzten oder Untergebenen präsentiert. Angelika Waldis zeigt Abgründe hinter mühsam errichteten Fassaden und beschreibt ihre Figuren so virtuos, dass der rote Faden der Handlung zwischen den Seiten verloren zu gehen droht.

von ANNA BREIDENBACH Weiterlesen

Liebe Kinder, wer nicht faul ist, kann nichts schaffen!

"Die Abenteuer des starken Wanja" im Ringlokschuppen Ruhr Foto: Stephan Glagla

“Die Abenteuer des starken Wanja” im Ringlokschuppen Ruhr Foto: Stephan Glagla

Die neueste Inszenierung von vorschlag:hammer in Kooperation mit dem Ringlokschuppen Ruhr widmet sich, wenn auch nicht ausschließlich, den Kleinsten unter uns. Mit Witz, Fantasie und am Ende gar einem Fünkchen Bürokratie ist Otfried Preußlers Die Abenteuer des starken Wanja nicht nur ein gelungenes Familienstück, sondern auch eine Kampfansage an den Arbeitszwang und Leistungsdruck unserer Zeit.

von SILVANA MAMMONE Weiterlesen

Sie sind entlassen, Krause

"Top Dogs" am Schauspiel Essen Foto: Martin Kaufhold

“Top Dogs” am Schauspiel Essen Foto: Martin Kaufhold

Getreu dem Spielzeitmotto „Werte zählen“ feierte im Schauspiel Essen das Stück Top Dogs Premiere. Regisseur Christoph Roos kennt das Haus, inszenierte hier bereits erfolgreich Die Buddenbrooks, Michael Kohlhaas und Faust. Die amüsierende Managersatire bringt er kurzweilig, ohne viel Wesens, auf den Punkt.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Von Schweinen und anderen Menschen

"Das Fleischwerk" am Schauspielhaus Bochum Foto: Arno Declair

“Das Fleischwerk” am Schauspielhaus Bochum Foto: Arno Declair

Das zweite Premierenwochenende im Schauspielhaus Bochum endet mit der Uraufführung von Christoph Nußbaumeders Das Fleischwerk, das – nach Eisenstein und Mutter Kramers Fahrt zur Gnade – extra für die Bochumer Bühne geschrieben wurde. Robert Schuster zeigt die katastrophalen Zustände in deutschen Schlachtbetrieben, in denen das Leben des Wanderarbeiters nicht mehr wert ist als das eines Mastschweins. Trotz spitzfindig gedachter Dramaturgie und solider Regiearbeit bleibt ein drastischer Höhepunkt aus.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

Demütigung und Selbstaufgabe sind Menschenrechte – ein kurioses Plädoyer

Das Bekenntnis eines Masochisten am Theater Dortmund   Foto: Edi SzekelyMasochismus. In Das Bekenntnis eines Masochisten ist es nicht bloß eine sexuelle Vorliebe, sondern das Lebenskonzept von Herrn M. Auf seiner Suche nach ekstatischen Grenzerfahrungen treibt es ihn in immer tiefere Abgründe, bis er am Ende doch an der Spitze landet. Eine Tragödie des 21. Jahrhunderts. Man gratuliere dem Theater Dortmund für die Auswahl dieses brillanten Stückes von Roman Sikora, das großartig von Carlos Manuel inszeniert wurde und am letzten Samstag Premiere hatte.

von SILVANA MAMMONE Weiterlesen

Arbeit und Struktur

HB Seethaler_978-3-446-24645-4_MR.inddGanz unaufgeregt erzählt Robert Seethaler in Ein ganzes Leben die Geschichte des Hilfsarbeiters Andreas Egger: Von Kindheit, Arbeit, Liebe und schlussendlich dem Tod. Eine Miniaturensammlung wie der Starschnitt eines christlichen Katechismus. Zwischen Ermüdung und Rührung.

von NADINE HEMGESBERG

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