Der Förderpreis Ruhr geht an… Esra Canpalat! – “Ich schreibe, weil ich nicht anders kann.”

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Die Preisträgerin, Esra Canpalat Bildrechte: Laila Schubert

Esra Canpalat war lange Jahre Redaktionsmitglied bei literaturundfeuilleton. Nun erhielt sie den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis Ruhr 2021 für ihren Text Wahlrosshaut. In diesem Zuge freuen wir uns, dass sie sich Zeit genommen hat, diesem Medium, auf dem sie früher selbst veröffentlicht hat, ein Interview zu geben. Darin spricht sie darüber, was sie bewogen hat, ihren Sieger-Text zu verfassen, sie thematisiert Diversität im Literaturbetrieb, die Bedeutung des Schreibens für sie selbst und was sich in der universitären Wissenschaft ändern sollte.

von ALINA WOLSKI Weiterlesen

Macht das Mitgefühl beim Dorf-Nazi Halt?

Juli Zeh: Über Menschen; Cover: Luchterhand

Juli Zehs Roman Über Menschen erzählt von Dora, einer Werbetexterin aus Berlin. Dora lotet in Bracken, einem fiktiven Ort in der brandenburgischen Prignitz, ihre physischen und emotionalen Grenzen aus. Sie kauft dort ein Gutsverwalterhaus und lässt Freund und Corona in Berlin zurück. Dort wird sie durch ihren Nachbarn Gote, dem Dorf-Nazi, auf Herz und Vorurteile geprüft. Das Werk hinterfragt den Rassismus eines jeden, pulverisiert Klischees sowie eigene Vorurteile und macht einem die eigene Handlungsfreiheit bewusst.

von LISA THEISSEN

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Aufstieg und Fall eines Genies

Klaus Cäsar Zehrer: Das Genie; Diogenes

Klaus Cäsar Zehrers Das Genie ist mehr als nur eine Biographie über den – so heißt es – klügsten Menschen, der bislang auf diesem Planeten weilte: Der Roman ist ein ausgezeichnet recherchiertes Porträt, Abbildung der Geschichte, philosophisches Traktat und fesselnde Unterhaltung in einem. Kurz gesagt: ein wirklich gutes Stück Literatur des 21. Jahrhunderts.

von ALINA WOLSKI

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Iphigenie bei den Bochumern

"Iphigenie" am Schauspielhaus Bochum Foto: Julian Röder

“Iphigenie” am Schauspielhaus Bochum Foto: Julian Röder

Das Schauspielhaus Bochum zeigt eine Euripides-Jelinek-Melange von Dušan David Pařízek, die vor allem ein Anliegen hat: Geschlechterrollen zu verwischen und zu hinterfragen. Trotz brillanter Schauspieler und einiger verblüffender Regieeinfälle läuft der Abend jedoch etwas ins Leere; nur Weniges bleibt hängen.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Wer bin ich? Wer will ich sein?

"Penthesilia" am Schauspielhaus Bochum Foto: Monika Rittershaus

“Penthesilia” am Schauspielhaus Bochum Foto: Monika Rittershaus

Viel braucht es nicht, um auf einer Bühne eine spannende und fesselnde, aber gleichzeitig verzerrte und undurchsichtige Atmosphäre zu erzeugen. Dies wird auch in der Bochumer Inszenierung von Kleists Penthesilea auf hohem Niveau gezeigt. Johan Simons macht aus diesem ursprünglich antiken Stoff ein Zwei-Personen-Stück. Zwei Stunden wird der Zuschauer gefesselt und erlebt eine Geschichte von Gewalt und Liebe sowie einen Kampf zwischen – oder mit – den Geschlechtern.

von KEVIN WANCKEL Weiterlesen

Im Labyrinth des flüchtigen Seins

"Moments of Being" von kaleidoskop beim west off-Festival Foto: Annika Meyer

“Moments of Being” von kaleidoskop beim west off-Festival Foto: Annika Meyer

Das Theaterfestival west off beschäftigt sich in diesem Jahr unter anderem mit der (De-)Konstruktion unserer Wahrnehmung und dem Begriff der Wirklichkeit. In diesem Rahmen zeigt das Kollektiv kaleidoskop seine „theatrale Rauminstallation“ Moments of Being und präsentiert dem Publikum eine sehr persönliche Annäherung an Virginia Woolfs Schreiben und (künstlerisches) Erleben.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

Modernes Theater geht auch ohne schockierende Effekte

“Eugen Onegin” im Opernhaus Dortmund Foto: Anke Sundermeier

Puschkins Eugen Onegin gilt als der typisch russische Versroman des 19. Jahrhunderts. Das literarische Werk über die Rolle von Literatur, den überflüssigen Menschen und die Frage nach dem richtigen Augenblick für das wahre Glück verwandelte Tschaikowski 1878 in die gleichnamige Oper. An diese russische Komposition wagt sich die Oper Dortmund nun erfolgreich und künstlerisch innovativ. Als vollkommen überzeugend kann sie jedoch nicht bezeichnet werden; dazu verliert sie den russischen Ursprung des Werks ein wenig zu stark aus dem Blick.

von ALINA WOLSKI Weiterlesen

Vom Aufgang der Sonne…

"Sonnenaufgangsautomat" der scheinzeitmenschen Foto: Jörg Gröger

“Sonnenaufgangsautomat” der scheinzeitmenschen Foto: Jörg Gröger

Pünktlich zur Herbstsaison liefert das Künstler*innenkollektiv scheinzeitmenschen mit der Installation Sonnenaufgangsautomat eine gute Alternative zu den hiesigen Sonnenbänken – nicht nur, um Licht zu tanken, sondern auch, um den bevorstehenden Winterdepressionen helle Momente entgegenzusetzen. Kunst versus Solarium also? Nicht ganz. Trotz diverser Parallelen funktioniert die Arbeit weniger auf einer körperlichen als vielmehr auf einer geistigen Ebene.

von CHRISTOFER SCHMIDT Weiterlesen

Die Beatles als Bindeglied zwischen Generationen

COVER_Peter Smith_Sam, die Beatles und ich_Kiepenheuer & WitschEs ist ein Buch über eine Band, die jedem ein Begriff ist, egal, ob er sie schon in seiner Jugend gehört hat, oder erst Jahrzehnte später geboren wurde. Aber der Roman Sam, die Beatles und ich. Wie ich das Herz meines Sohnes gewann von Peter Smith ist nicht nur ein Buch über die Beatles, sondern beschäftigt sich, wie schon der Titel verrät, vielmehr mit der Beziehung zwischen Vater und Sohn. Peter Smith, der mit der Musik der Beatles aufgewachsen ist, erlebt die Faszination der vier Liverpooler nun gemeinsam mit seinem siebenjährigen Sohn ganz neu.

Von ANNA LENA KNIEPER Weiterlesen

Wie hast Du’s mit der Religion?

Ayad Akhtars "Geächtet" vom Wiener Burgtheater bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen Foto: Georg Soulek

Ayad Akhtars “Geächtet” vom Wiener Burgtheater bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen Foto: Georg Soulek

Bei den Recklinghäuser Ruhrfestspielen werden dieses Jahr unter dem Motto „Kopf über, Welt unter“ große, oft unbequeme Fragen und komplexe Themen auf verschiedenste Weise auf der Bühne präsentiert und verhandelt. Ayad Akhtars mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetes Stück Geächtet könnte damit den Kern der diesjährigen Spielzeit treffen – der Regisseurin Tina Lanik und dem Dramaturgen Florian Hirsch vom Wiener Burgtheater fehlt es jedoch an Mut zur Kürzung und Abstraktion, um den Zuschauer bei all den Abhandlungen über das Für und Wider des Islams, die Frage nach dem individuellen Wert des Glaubens u. v. m. emotional am Ball zu halten.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen