Zwischen Verliebtsein und Verachtung

Viktor Schklowski: Zoo. Briefe nicht über Liebe, oder Die Dritte Heloise; Cover: Guggolz

Manche ältere Texte schaffen es, sowohl tagesaktuell als auch unglaublich schlecht gealtert zu sein. Viktor Schklowskis (1893–1984) Briefroman Zoo. Briefe nicht über Liebe, oder Die Dritte Heloise von 1923 ist ein solcher Fall. Mit dieser Neuübersetzung hat der Guggolz-Verlag einen Text herausgekramt, der an manchen Stellen durchaus interessante Einblicke in das Leben russischsprachiger Literatenexilanten in den 1920er Jahren liefert. An vielen anderen Stellen jedoch möchte man seinen Schädel an der Wand zerschlagen.

von CAROLIN KAISER

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Leidenschaften eines Botanikers

David Diop: Reise ohne Wiederkehr; Cover: Aufbau Verlag

David Diops Reise ohne Wiederkehr zeigt uns das Leben im Senegal Mitte des 18. Jahrhunderts aus der Perspektive eines weißen Botanikers auf. Der Protagonist Michel Adanson frönt dort seinen Leidenschaften – sowohl in Sachen der Wissenschaft wie auch der Liebe. Schnell entpuppt sich der Roman des Booker-Prize-Trägers als spannungsreicher Abenteuerroman, der leider viel zu schnell vorbei ist.

von THOMAS STÖCK

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„Kämpfen, trotz allem.“

Marco Balzano: Ich bleibe hier; Diogenes

Mit seinem Roman Resto qui gewann Marco Balzano bereits 2018 den Premio Asti d’Appello und 2019 sowohl den Prix Méditerranée étranger als auch den Premio Bagutta. Verdienterweise – denn Balzano gelingt es, mit einfacher Sprache und der Erschaffung einer spannenden Protagonistin das komplexe Schicksal eines gesamten Dorfes zu erzählen. Seit Sommer 2020 ist der Roman nun auch in deutscher Übersetzung unter dem Titel Ich bleibe hier erhältlich. Einzig wer einen ausführlichen Einbezug der übergeordneten historischen Geschehnisse in die Geschichte erwartet, wird wohl eher enttäuscht.

von REEMDA HAHN

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Die komische Poesie des Dysfunktionalen

vorschlag:hammer - "Die Leiden der jungen Wörter" im Ringlokschuppen   Foto: Paula Reissig

vorschlag:hammer – “Die Leiden der jungen Wörter” im Ringlokschuppen Foto: Paula Reissig

Der Ringlokschuppen zeigte am vergangenen Wochenende die wundersame Inszenierung von Die Leiden der jungen Wörter vom Kollektiv vorschlag:hammer. Sie begeisterte durch Feinfühligkeit, Witz und eine herausragende schauspielerische Leistung. Hindurch zieht sich die Frage, wie wir unsere Erfahrungen und intensivsten Gefühle auszudrücken vermögen. Über Licht und Schatten, Musik und Poesie schwebt vor allem die Unzulänglichkeit von Sprache. Was mit Theater geschieht, wenn die Unmöglichkeit wahrhaftiger Kommunikation verinnerlicht und schließlich erfasst wird, zeigt das Kollektiv mit ihrer Interpretation von Johann Wolfgang von Goethes berühmtem Briefroman Die Leiden des jungen Werther.

von SILVANA MAMMONE Weiterlesen

Hohlkörper auf dem Schachbrett der Gesellschaftskritik

Thomas Klugkist - Hanna und Sebastian   Cover: C.H. BeckEs will nicht ganz gelingen, dieses Spiel mit der schönen und bekannten Form des Brief-Romans. Hanna und Sebastian, zwei auf skurril anmutende und besonders ehrliche Art Liebende, sind dazu verdammt, als Leerhüllen einer trotzigen, vielmals philosophisch-phrasenhaften Gesellschafts-, Menschen- und Weltkritik Form und Raum zu geben.

von SYLVIA KOKOT

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