„Wer noch Milchzähne hat, den könnt ihr laufenlassen.“

Stephan Thome – Gott der Barbaren Cover: Suhrkamp

In seiner Erzählung Gott der Barbaren über den Taiping-Aufstand im China des 19. Jahrhunderts stilisiert Stephan Thome seinen Roman zu einer Kulturgeschichte des Fremden. Inmitten von politischen Würdenträgern, gewaltenthemmten Kriegern und unaussprechlichem Leid versucht der Deutsche Philipp Johann Neukamp, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Doch während die Gewaltexzesse in immer grausamere Taten kulminieren, geht dem Roman selbst ein wenig die Puste aus.

von THOMAS STÖCK Weiterlesen

Am Anfang war das Ende

Inger-Maria Mahlke – Archipel Cover: Rowohlt

Inger-Maria Mahlke widmet sich in Archipel einhundert ereignisreichen Jahren dreier Familien auf dem spanischen Eiland Teneriffa. Das interessante Konzept einer in der Zeit zurückwandernden Erzählung krankt jedoch an einer zu großen Anzahl verschiedener Handlungsstränge, die inhaltlich schlichtweg uninteressant sind und sich in offenen Enden verlieren. Dabei stolpert die Autorin über sprachliche Unzulänglichkeiten, während die wechselhafte spanische Geschichte zum bloßen Hintergrundgeräusch verkommt.

von THOMAS STÖCK Weiterlesen

Im Bardo ist die Hölle los

George Saunders: Lincoln im Bardo Cover: Luchterhand

George Saunders: Lincoln im Bardo Cover: Luchterhand

Es ist die Nacht, in der Willie Lincoln, der elfjährige Sohn des Präsidenten, stirbt. Bei George Saunders wird in Lincoln im Bardo daraus ein Meisterwerk, das ‚Berührung‘ neu erfindet.

von SIMONE SAUER-KRETSCHMER Weiterlesen

Ecce homo caesaris – Porträt des Kaisers als armes Geschöpf

John Williams - Augustus Cover: dtv

John Williams – Augustus Cover: dtv

„Ich bin ein Mensch und so dumm und schwach wie alle Menschen“, konstatiert der mittlerweile Augustus genannte römische Kaiser am Ende seines Lebens und blickt zurück auf ein Reich, das in der Weltgeschichte seinen ersten Höhepunkt erreichte. John Williams zeigt uns in Augustus das lange, traurige Leben eines Menschen, der sich seinen staatlichen Pflichten widmet wie ein Vater seinen Kindern – und unglücklich und zufrieden zugleich ankommt in der Erfüllung seines Schicksal.

von JONAS PODLECKI Weiterlesen

Liebe und Sprachgewalt vor dem Hintergrund des spanischen Bürgerkriegs

In seinem neuen Roman Die Nacht der Erinnerungen erzählt Antonio Muñoz Molina die Liebesgeschichte eines Architekten und einer jungen Amerikanerin vor dem Hintergrund des spanischen Bürgerkriegs. Dabei gelingt es ihm gekonnt, geschichtlichen Kontext und die Geschichte der Liebe des Protagonisten zu einer jungen Studentin zu verbinden und beides in einen Sprachstil zu betten, der den Leser fasziniert und begeistert.

von Louisa Hackmann

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