„Lern im Leben die Kunst, im Kunstwerk lerne das Leben.“

Porträt Friedrich Hölderlins (1770–1843) von Franz Carl Hiemer (1768–1822), circa 1792

Friedrich Hölderlin (1770–1843) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Romantik. In seinem literarischen Schaffen vereint er Philosophie, Mythologie, Antike und Natur mit einem einzigartigen Stil voller Komplexität und Intensität. Zu seinem 253. Geburtstag lassen wir sein literarisches Schaffen nochmal Revue passieren.

von JULIA LEWEN

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Was bleibt, sind Erinnerungen

Abbas Khider: Der Erinnerungsfälscher; Cover: Hanser

Das Flucht nicht einfach ist, war klar. Aber wie schwer es sein kann, die alte Heimat hinter sich zu lassen und in einer neuen, fremden Umgebung von vorne anzufangen, davon haben die wenigsten Menschen eine Vorstellung. In Abbas Khiders neuem Roman Der Erinnerungsfälscher wird auf eindrucksvolle Weise die Zerrissenheit eines Geflüchteten zum Gegenstand gemacht.

von SHARLEEN WOLTERS

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Künstlerische Schnitzeljagd

Eckhart Nickel: Spitzweg; Cover: Piper

In Eckhart Nickels Roman Spitzweg geht es um Kunst, ein inszeniertes Verschwinden, einen Gemälderaub und drei Jugendliche, die sich mittendrin befinden. Wenn man sich mit Kunst nicht auskennt, ist das kein Problem, der Roman bietet einen vielfältigen Einblick und der Erzähler selbst kennt sich auch nicht mit Kunst aus – behauptet er zumindest.

von CELINA FARKEN

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Ein Leseerlebnis wie ein Schlag ins Gesicht

Annika Büsing: Nordstadt; Cover: Steidl

Die Nordstadt: In vielen deutschen Großstädten ist diese Stadtregion pejorativ besetzt. Von Gewalt, Armut und Bildungsferne ist dieser Ort auch in Annika Büsings Roman Nordstadt betroffen. Personifiziert wird dieses Elend in unserer Mitte, das wir nur allzu gerne auszublenden suchen, durch die junge Bademeisterin Nene. Sie durchlebt Traumatisches: Ständig fehlt in ihrer Familie das Geld, ihr Vater schlägt sie, ein Klassenkamerad vergewaltigt sie. Klare Ansage für die Lektüre: Lesen statt wegschauen – und unser Mitleid können wir uns sonst wo hinstecken.

von THOMAS STÖCK

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Unglückliches Glück

Natalie Buchholz: Unser Glück; Cover: Penguin Random House

Natalie Buchholz präsentiert in Unser Glück ein soziologisch-psychisches Experiment über den Zusammenhalt einer Familie. Wie viel braucht es, um eine perfekt erscheinende Ehe zu zerstören? Hier hätte sie weiter gehen, stärker zuspitzen und das Romanfinale in einer unbedingten Ausweglosigkeit münden lassen sollen, um das Potential ihrer Idee voll auszuschöpfen.

von ALINA WOLSKI

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Von Blutbuchen, Tintententakeln und der Suche nach der Vergangenheit

Kim de l’Horizon: Blutbuch; Cover: Dumont

Autofiktion ist im Trend: Nach dem Nobelpreis-Sieg von Annie Ernaux geht nun auch der Deutsche Buchpreis 2022 an die Autofiktion Blutbuch von Kim de l’Horizon. Der mit verschiedensten Konventionen brechende Debütroman erzählt von Queerness, Familiengeschichte und generationsübergreifenden Traumata. Um all dies miteinander verweben zu können, benutzt de l’Horizon eine Sprachmischung aus Mundart, Hochdeutsch und Anglizismen und kreiert eine innovative Form der Literatur.

von KAREN ELIAS

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To be, or not to be?

Slata Roschal: 153 Formen des Nichtseins; Cover: homunculus

Es gibt vielleicht keine Frage auf der Welt, die die Menschen mehr umtreibt: Was geschieht nach dem Tod? Dass wir alle eines Tages sterben müssen, sofern in den nächsten Jahren keine medizinische Revolution stattfindet, ist klar. In ihrem Debütroman 153 Formen des Nichtseins stellt sich Slata Roschal die Frage nach dem Leben, dem Tod, und dem Dazwischen – dem Nichtsein. Dabei hält sie nicht ganz, was sie verspricht, aber das ist auch gut so, denn hätte sie das Nichtsein wörtlich genommen, so lägen leere Seiten vor uns. Der Roman hat es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2022 geschafft, auf der Shortlist fehlt er. Schade.

von REEMDA HAHN

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Deutsch-ägyptische Trauerbewältigung

Annabel Wahba: Chamäleon; Cover: Eichborn Verlag

Der Tod ist ein treuer Begleiter (auto-)biografischen Erzählens. Auch Annabel Wahbas Familienporträt Chamäleon ist aus dem traurigen Anlass entsprungen, dem an Krebs erkrankten Bruder André mit einem Blick auf die eigene Familiengeschichte das Leid zu lindern. Das gelingt der vortrefflichen Erzählerin durch Exkurse in die deutsch-ägyptische Geschichte sowie durch das Aufzeigen der Verflechtungen von zwei auf den ersten Blick differenten Welten.

von THOMAS STÖCK

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Zwischen Jacken und Mänteln – da steckt die Herzlichkeit

Dagmar Leupold: Dagegen die Elefanten; Cover: Jung & Jung

An der Garderobe. Da ist er. Herr Harald. Ein Mann in seinem Alltag. Der tragisch wie komische Protagonist in Dagmar Leopolds Roman Dagegen die Elefanten! nimmt einen an die Hand und zeigt, wie herzlich die Einsamkeit sein kann.

von CHRISTIN WEIDENFELLER

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Kommatakoma im Kriegsgebiet

Gabriele Riedle: In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg; Cover: Die Andere Bibliothek

Seit Februar dieses Jahres hat der Krieg in Europa wieder Konjunktur. Weltweit gesehen hatte er allerdings leider nie eine Rezession. Frisch versorgt mit Nachrichten und Erzählungen aus den Krisenherden der Welt werden wir von Journalistinnen und Journalisten, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um den Krieg und seine Gesichter in unsere Friedenszeitungen zu bringen. Gabriele Riedle – selbst eine solche Kriegsreporterin – hat in In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg. Eine Art Abenteuerroman ihre Erlebnisse in diesem außerordentlichen Beruf in Romanform verarbeitet. Ein Roman, der es ebenso zu Recht auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2022 geschafft hat, wie er zu Unrecht nicht auf seine Shortlist gesetzt wurde.

von CAROLIN KAISER

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