14. Türchen: Weihnachten in Baltimore

Wie wäre es mit einer Kriminalserie, die dieses Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiert und es immer noch wert ist, die ruhige Zeit der Feiertage für ein fröhliches Binge-Watching zu nutzen? Es ist die Rede von The Wire, die der Autor David Simon kreiert hat. Es geht um ehrliche, harte Polizeiarbeit im ewigen Kampf des `War on drugs`, komplexe Persönlichkeiten und Handlungsstränge, die einen NICHT nach der ersten Folge in den Bann ziehen. Geben Sie der Mutter der Kriminalserien zu Weihnachten eine Chance, sich in ihre anspruchsvollen und spannungsgeladenen Fänge zu begeben.

von LISA THEISSEN

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Warum ein guter Erzähler noch keine gute Erzählung macht

Poljak Wlassowetz: Litiotopia; Cover: Kopf & Kragen Literaturverlag

In Bolivien wird das weiße Gold unserer Tage geschürft: Lithium. Nutznießer in Poljak Wlassowetz’ Roman Litiotopia ist die deutsche Familie Federmann, die bereits mit den ersten Konquistadoren das Land in Beschlag genommen hat. Der Kampf des jüngsten Familienzöglings Ferdinand Federmann verkommt jedoch zur Farce, weil Wlassowetz sich nicht entscheiden kann, ob er nun eine Dystopie schreiben will, einen Roman im Stile des magischen Realismus lateinamerikanischer Prägung – oder nicht doch lieber ein Hollywood-reifes Drehbuch.

von THOMAS STÖCK

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Die Suche nach der verlorenen Freiheit

Aka Morchiladze: Reise nach Karabach, Cover: Weidle

„Gut“ oder „schlecht“ sind keine Kategorien, in die man den Roman Reise nach Karabach des Georgiers Aka Morchiladze einordnen kann. Vielmehr handelt es sich um ein derbes, nüchternes Werk mit Höhen und Tiefen, das von seiner Geschlossenheit lebt und besonders im Nachklang brilliert.                                    

von ALINA WOLSKI Weiterlesen

Zwischen Spaß, Tragik und Trivialität

"Unendlicher Spaß" bei den Ruhrfestspielen 2018 Foto: David Baltzer / Agentur Zenit

“Unendlicher Spaß” bei den Ruhrfestspielen 2018 Foto: David Baltzer / Agentur Zenit

Mit Unendlicher Spaß erschuf David Foster Wallace 1996 wohl den Roman der Postmoderne: ein geniales Konglomerat aus wahnwitziger Zukunftsvision, einem gigantischen Netz aus nach Sinn- und Wahrhaftigkeit suchenden Figuren, ganz vielen Abhängigkeiten und noch viel mehr Fußnoten. Doch kann man das alles angemessen auf die Bühne bringen? Thorsten Lensings Inszenierung beantwortet diese Frage mit einem klaren Jein und präsentierte die Romanadaption mit tollem Starensemble bei den Ruhrfestspielen.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

Im Griff der Filmindustrie

F. Scott Fitzgerald - Für Dich würde ich sterben Cover: Hoffmann und Campe

F. Scott Fitzgerald – Für Dich würde ich sterben Cover: Hoffmann und Campe

F. Scott Fitzgerald verbrauchte sich in jeglicher Hinsicht: emotional an der Liebe zu seiner Frau Zelda, schriftstellerisch an seinen erzählerischen Auftragsarbeiten und gesundheitlich an seiner Trunksucht, die in einem tödlichen Herzinfarkt resultierte. Trotz seiner Exzesse hinterließ er fünf Romane und über 160 Erzählungen, ein literarisches Reservoir, das einige der wichtigsten Werke des 20. Jahrhunderts enthält. Nun erschienen bei Hoffmann und Campe größtenteils noch unveröffentlichte Erzählungen in dem Band Für dich würde ich sterben, der ein neues Licht auf den Autor der Lost Generation und sein Schaffen Ende der 1930er Jahre wirft. Er zeigt, dass Fitzgerald aus seinem Leben schöpfte wie bisher, und dass er zu wesentlich mehr in der Lage gewesen wäre, als diese Erzählungen es suggerieren mögen.

von JONAS PODLECKI Weiterlesen

“Das hier ist die neue Welt”

Fiston Mwanza Mujila - Tram 83 Cover: Zsolnay

Fiston Mwanza Mujila – Tram 83 Cover: Zsolnay

In seinem für den Man Booker Prize nominierten Debütroman Tram 83 entwirft der in Graz lebende kongolesische Autor Fiston Mwanza Mujila ein sprachgewaltiges, modernes Sodom. Nun wurde der bereits 2014 erschienene Roman vom Französischen ins Deutsche übertragen.

von LEONARD MERKES Weiterlesen

Hinter dem Spiel grinst der Krieg

COVER_Denijen_Pauljevic_Der Wundenleser_Raniser_DebutRomane über Flüchtlingserlebnisse haben Konjunktur. Der Münchner Autor Denijen Pauljevic schickt über 20 Jahre nach seiner eigenen Flucht einen traumatisierten Mann in eine bizarre Militärübung in der bayerischen Provinz. Soldaten proben dort an Freiwilligen den Ernstfall. Der Leser findet sich mitten in einem surrealen Mitmachtheater, in dem alles möglich scheint – außer das Buch vorzeitig zuzuklappen.

von LINA BRÜNIG Weiterlesen

Keine schrecklich nette Familie

"Eine Familie (August: Osage County)" am Schauspiel Dortmund Foto: Birgit Hupfeld

“Eine Familie (August: Osage County)” am Schauspiel Dortmund Foto: Birgit Hupfeld

Intrigen, Verlust und Abhängigkeiten in der Sommerhitze der Pampa Oklahomas – in Tracy Lettsʼ Eine Familie (August Osage County) kommen alte Wunden und Streitigkeiten wieder zum Vorschein, als sich Familie Weston zusammenfindet, um erst das Verschwinden, dann den Tod des Vaters zu verarbeiten. Sascha Hawemann inszeniert einen fast vierstündigen Abend, der zwar selten langweilt, aber das Dortmunder Ensemble nicht von seiner besten Seite zeigt.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

„Astronauten“ oder Ein Scheitern in drei Zitaten

Sandra Gugic - Astronauten   Cover: C.H. BeckEs gibt Romane, die kommen gefühlt zehn Jahre zu spät. Sandra Gugics Debüt Astronauten ist einer dieser Romane. Ihre Figuren: In einem Perspektivenroman umhertreidelnde Astronauten in der bösen Überwachungsmatrix namens Leben und mit dem inszenierten Ich in mannigfaltigen (medialen) Ausprägungen Hadernde. Gähn.

von NADINE HEMGESBERG

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Nachträgliche Schändung eines Leichnams, oder: Wie man mit Texten Geld verdient

Hunter S. Thompson - Die Rolling-Stone-Jahre   Cover: Heyne HardcoreStellt die Anthologie Fledermausland eine zu großen Teilen gelungene Hommage an den amerikanischen Journalisten und Schriftsteller Hunter S. Thompson dar, so schreit der hintere Umschlag von Die Rolling-Stone-Jahre die Leserin an, dass hier „die größten journalistischen Arbeiten Hunter S. Thompsons in einem Buch vereint“ seien. Schön und gut und greatartig, mag sich die interessierte Leserin denken, um dann enttäuscht festzustellen, dass es sich um gekürzte Fassungen handelt.

von KAI FISCHER

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