Kampf dem Kopftuch

Marjane Satrapi: Persepolis; Cover: Edition Moderne

2022 markiert eine Zeitenwende im Iran: Als Reaktion auf den Tod einer jungen Kurdin namens Mahsa Amini in der Gewalt der iranischen Sittenpolizei brechen sich landesweit Proteste Bahn. Frauen legen das Kopftuch ab, schneiden sich die Haare ab, Männer unterstützen sie auf den Straßen. Wie konnte es dazu kommen, dass das Schicksal der Iraner von religiösen Fanatikern bestimmt wurde? Diese und weitere Fragen beleuchtet Marjane Satrapi anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte in der Graphic Novel Persepolis.

von THOMAS STÖCK

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Heißer Flirt vor der Revolution

Gioconda Belli: Mich lockt die Liebe mit ihren Stacheln; Cover: Peter Hammer Verlag

Der neue Gedichtband Mich lockt die Liebe mit ihren Stacheln der nicaraguanischen Lyrikerin Gioconda Belli verspricht erotische Episoden inmitten vom Kampf gegen Ungerechtigkeiten. Gegen die Unterdrückung der Frau und eine mörderische Diktatur schreibt die Autorin schon seit Jahrzehnten an. Doch ist dieses Dichten voraussetzungsreich – weshalb wir uns einen Exkurs in nicaraguanischer Geschichte gestatten.

von THOMAS STÖCK

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Gefangen in der Ehehölle

Nassira Belloula: Marias Zitronenbaum; Cover: Verlag Donata Kinzelbach

Die algerische Autorin Nassira Belloula zeigt uns in Marias Zitronenbaum die Leiden einer Landsfrau auf, die als Sechzehnjährige zwangsverheiratet wird. Weil sie sich nicht länger damit abfinden will, nicht einmal einen Schritt vor die Tür ohne Begleitung zu setzen, bricht sie aus ihrem alten Leben aus. Ein feministisches Plädoyer für das Selbstbestimmungsrecht der Frau, das ohne viel Handlung, dafür mit vielen weisen Worten aufwartet.

von THOMAS STÖCK

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Selbstfindung mit Ich, Iech und Momoko

Chisako Wakatake: Jeder geht für sich allein; cass verlag

Chisako Wakatakes Jeder geht für sich allein ist ein Roman, der seinen Leser:innen in den Lebensabend der Japanerin Momoko mitnimmt. Dabei wird nicht nur Momokos Leben immer wieder mit Dialekthumor und entwaffnender Direktheit herausgefordert, sondern führt auch dazu das eigene Lebensbild in Frage zu stellen, dabei es jedoch nicht versäumt, Hoffnung in der Dunkelheit finden zu lassen.

von MEIKE WINKLER

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„Mein Geist verlangte nach einer kleineren Welt“

Ottessa Moshfegh: Der Tod in ihren Händen; Hanser Berlin

Ottessa Moshfegh wagt mit ihrem neuen Roman Der Tod in ihren Händen einen Vorstoß in die Welt der unzuverlässigen Erzähler und schafft eine Protagonistin, deren einsamer Alltag durch den Fund eines Zettels durchbrochen wird, der von einem vermeintlichen Mord berichtet. Was zunächst nach dem Anfang eines klassischen Whodunit-Krimis aussieht, bekommt sehr schnell einen bitteren Beigeschmack. Geht es hier wirklich um die Aufklärung eines Mordes oder sollte eigentlich etwas ganz anderes aufgearbeitet werden?

von NICK PULINA

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Abnabelungsprozess gescheitert (?)

Eva Roman: Pax; Klaus Wagenbach

In ihrem zweiten Roman widmet sich Eva Roman dem seit Jahrhunderten literarisch häufig verarbeitetem Thema des Erwachsenenwerdens. Dank einfühlsamer Figurenzeichnung und herrlich ambivalenten Figurenbeziehungen gelingt es Roman trotzdem die bereits hundertfach erzählte Geschichte der Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen spannend und anregend zu gestalten.

von CAROLIN KAISER

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Hinter den Kulissen des Bauhauses

Jana Revedin: Jeder hier nennt mich Frau Bahaus; Dumont

Zum 100. Bauhaus-Jubiläum 2019 erschien viel Neues, was sich mit dem Baustil der Klassischen Moderne, den prägenden Künstlern und der Kunstschule als solcher beschäftigt. Jana Revedins biografischer Roman Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus wirft einen allumfassenden und doch subjektiven Blick auf und hinter die Fassaden des Bauhauses. Die Protagonistin Ise Frank entlarvt, wie progressiv das Bauhaus unter ihrem Ehemann Walter Gropius tatsächlich war. Der Roman bleibt in diesen Schilderungen leider ziemlich oberflächlich.

von JASMIN GIERLING Weiterlesen

Throwback Thursday: Cocktail gefällig?

Philip Greene: A Drinkable Feast; Tarcher Perigee

Paris in den 1920ern: Die Avantgarde lebt hier, arbeitet, feiert – und trinkt. Philip Greene entführt den Leser mit seinem 2018 erschienen A Drinkable Feast: A Cocktail Companion to 1920s Paris in die Goldenen Zwanziger. Wer den Geistern von Hemingway, Joyce, Stein und Co. hinterherjagen möchte, wird hier ganz bestimmt fündig – und auch jeder Neuling kommt ganz sicher auf den Geschmack.

von THOMAS STÖCK Weiterlesen

Muttertier Medea

"Medea.Matrix" bei der Ruhrtriennale Foto: Ju/Ruhrtriennale

“Medea.Matrix” bei der Ruhrtriennale Foto: Ju/Ruhrtriennale

Im Rahmen der Ruhrtriennale bringen die Regisseurin Susanne Kennedy und der Installationskünstler Markus Selg den Medea-Mythos auf die Bühne der Gebläsehalle des Landschaftsparks Duisburg-Nord. Wie schon Christoph Schlingensief in seiner Kirche der Angst vor dem Fremden in mir nutzen Kennedy und Selg den Raum als Industriekathedrale und hinterfragen in Medea.Matrix die Rolle der Frau als Gebärende und Mutter.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

Paula schreibt: Interpretationshilfe zum modernen Mann

Paula Lambert - Keine Angst, der will nur spielen   Cover PiperEin pinkfarbener Einband, auf dem Cover der Scherenschnitt einer „starken“ Frau im kurzen Kleid, die selbstsicher die Hände in die Hüften stemmt und ein Titel, der alles und nichts bedeuten kann: die Covergestaltung von Paula Lamberts Buch Keine Angst, der will nur spielen. Der Männer Report erfüllt äußerlich und auch inhaltlich die allgemeinen Erwartungen an Bücher, die im Buchhandel die Abteilung „Freche Bücher für freche Frauen“ füllen. Glücklicherweise bleibt es aber nicht nur dabei.

von PIA ALEITHE

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