Glauben nach der Katastrophe?

Margarete Susman: Das Buch Hiob und das Schicksal des jüdischen Volkes; Cover: Suhrkamp

Der Shoah sind in Europa über sechs Millionen Juden zum Opfer gefallen, beinahe wäre das jüdische Volk vollkommen vernichtet worden. Wie kann man angesichts einer solchen Katastrophe noch an Gott glauben? Margarete Susman stellt sich in ihrem 1946 erschienenen Essay Das Buch Hiob und das Schicksal des jüdischen Volkes diese Frage und erzählt uns von ebendiesem Schicksal. Doch findet Susman auch in der Jubiläumsausgabe zu ihrem 150. Geburtstag lediglich Antworten, die nicht zu überzeugen vermögen.

von THOMAS STÖCK

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Wenn die Gerechtigkeit ihren Weg nicht findet

Philip Roth, Nemesis; Cover: Hanser

In seinem 2010 erschienenen Roman Nemesis zeigt Philip Roth den Lesenden auf, wie Schuldgefühle und ein übersteigertes Verantwortungsbewusstsein einen Menschen brechen können. Bei dem Roman handelt es sich um den dritten und letzten Teil der Trilogie mit dem unheilvollen Namen Nemeses – der Pluralform der griechischen Rachegöttin Nemesis. In gewohnt düsterem Schreibstil geht Roth diesmal ins Gericht mit Gott. So scheint es zumindest zunächst…

von ISABEL MANTHE

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Kasachstans Goethe – Ein Nationaldichter feiert seinen 175. Geburtstag

Abai: Slowa nazidanija; Cover: Meloman Publishing

Der kasachische Nationaldichter heißt wie nochmal? Genau: Abai Kunanbajew. Zugegebenermaßen – gerade geläufig ist die Kenntnis über diesen kasachischen Nationalhelden in Europa nicht. Doch dies vollkommen zu Unrecht. Abai steht als hochgebildeter Gelehrter in einer Reihe mit Goethe, Puschkin und Byron.

von ALINA WOLSKI

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Die Welle bricht über uns herein

Daniel Defoe: Die Pest in London; Jung und Jung

Mit seinem Bericht Die Pest in London dokumentiert Daniel Defoe den Umgang der Londoner Bürger mit einer der größten Katastrophen, der sich die englische Metropole in der Neuzeit ausgesetzt sah. Dabei stützt sich Defoe sowohl auf nüchterne Zahlen statistischer Erhebungen als auch auf äußerst heterogene Einzelschicksale. Eine vortreffliche Neuübersetzung haucht diesem stellenweise ziemlich anstrengenden Erzählstil neues Leben ein.

von THOMAS STÖCK

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Barocker Brudermord

Alto-Theater Essen

Dietrich W. Hilsdorf, in NRW und vor allem in Essen längst eine Opernregielegende, kehrt mit einem Barockwerk ans Aalto-Theater zurück: Il primo omicidio Der erste Mord von Alessandro Scarlatti. Für diesen Abend rund um Kain und Abel hat sich das Warten allemal gelohnt: Hilsdorfs farbenreiche Bühnenästhetik passt zum Stoff, während die Essener Philharmoniker, obgleich sie nicht auf historischen Instrumenten spielen, die sinnliche, gleichermaßen lyrische und schroffe Musik unter der Leitung von Rubén Dubrovsky zum Leuchten bringen.

 

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Samsons Schwachstelle oder: Das Alte Testament auf der Opernbühne

"Samson et Dalila" an der Deutschen Oper am Rhein Foto: Jochen Quast

“Samson et Dalila” an der Deutschen Oper am Rhein Foto: Jochen Quast

Camille Saint-Saëns dürfte den meisten Musikliebhabern weniger als Opernkomponist, eher als Verfasser von Konzert- bzw. Orchesterstücken bekannt sein – allen voran Le Carnaval des animaux (Der Karneval der Tiere). Mit Samson et Dalila schuf der Franzose aber auch ein Meisterwerk des spätromantischen Musiktheaters, das nun in einer Neuinszenierung in der Deutschen Oper am Rhein zu erleben ist. Die Partitur weiß hier Axel Kober zum Leuchten zu bringen, während Regisseur Joan Anton Rechi eine beeindruckend stimmige Aktualisierung des biblischen Stoffes gelingt.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Jetzt hätte es eigentlich losgehen sollen

Richard Wagners "Die Walküre" an der Oper am Rhein Foto: Hans Jörg Michel

Richard Wagners “Die Walküre” an der Oper am Rhein Foto: Hans Jörg Michel

Die Deutsche Oper am Rhein hat sich in dieser und in der kommenden Spielzeit vorgenommen, Wagners Mammut-Epos Der Ring des Nibelungen neuinszeniert vom Starregisseur Dietrich W. Hilsdorf auf die Bühne zu bringen. Mit Das Rheingold begann der insgesamt etwa 16 Stunden lange Wagner-Ritt im vergangenen Jahr mit dem sogenannten „Vorabend“, nun steht der „Erste Tag des Bühnenfestspiels“, Die Walküre, auf dem Programm des Düsseldorfer Opernhauses. Während die Sänger glänzen, holt sich Regisseur Hilsdorf bei der Premiere vor allem Buh-Rufe ab.

von STEFAN KLEIN Weiterlesen

„Und ein wunderliches Gefühl der Unvergänglichkeit“

Nescio - Werke   Cover: Suhrkamp

Nescio – Werke Cover: Suhrkamp

In seinen Erzählungen huldigte der holländische Schriftsteller Nescio auf berührende Weise den Bohemiens, Außenseitern und Möchtegern-Poeten, die am spießbürgerlichen und engstirnigen Holland des frühen 20. Jahrhunderts scheitern. Dieser schmerzliche Dualismus mag dem wenig bekannten Autor selbst nicht fremd gewesen sein. Jan Frederik Grönloh, der sich hinter dem Pseudonym Nescio (lat. Ich weiß nicht) verbarg, schrieb zeitlebens in seiner Freizeit, während er als Angestellter Teil des braven Bürgertums blieb. Seine lyrisch anmutende Prosa, die zwischen feiner Ironie und Melancholie changiert, ist ein Ereignis.

Der längst überfälligen Wiederentdeckung der wenigen Erzählungen Nescios hat sich nun der Suhrkamp-Verlag in einer Neuübersetzung angenommen.

von LEONARD MERKES Weiterlesen

Auf ein Gläschen Absinth in den Rhein

Wagners "Rheingold" an der Deutschen Oper am Rhein Foto: Hans Jörg Michel

Wagners “Rheingold” an der Deutschen Oper am Rhein Foto: Hans Jörg Michel

Die Deutsche Oper am Rhein erarbeitete unter der Regie von Dietrich W. Hilsdorf eine Rheingold-Inszenierung, die schonungslos mit Richard Wagner umgeht, während sie gleichzeitig sein musikalisches Genie ehrt. Nach Premiere und Spielzeit in Düsseldorf schwimmt Hilsdorfs Vorabend zur Ringtetralogie den Rhein entlang und feierte nun Premiere im Duisburger Opernhaus. Hier wurde es vom Publikum gefeiert und lässt auf weitere spannende Wagner-Abende an den Häusern am Rhein hoffen.

von STEFAN KLEIN Weiterlesen

Parsifal – eine Antioper?

"Parsifal" am Schauspiel Essen Foto: Diana Küster

“Parsifal” am Schauspiel Essen Foto: Diana Küster

Nach seiner beliebten Frankenstein-Inszenierung kehrt Gustav Rueb mit Parsifal, inspiriert durch Wagner und Tankred Dorst, zurück ans Schauspiel Essen. Den monumentalen Stoff um die Suche nach dem Heiligen Gral lässt er mit parodistischem Pathos auf den Zuschauer einprasseln. Was dem Abend jedoch – frei von konservativer Werktreue – fehlt, ist etwas Richtungweisendes, eine Portion Logik. Am Ende jubeln „Eingeweihte“, während ein Viertel des Publikums das Theater bereits in der Pause verlassen hat.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen