Was bleibt, sind Erinnerungen

Abbas Khider: Der Erinnerungsfälscher; Cover: Hanser

Das Flucht nicht einfach ist, war klar. Aber wie schwer es sein kann, die alte Heimat hinter sich zu lassen und in einer neuen, fremden Umgebung von vorne anzufangen, davon haben die wenigsten Menschen eine Vorstellung. In Abbas Khiders neuem Roman Der Erinnerungsfälscher wird auf eindrucksvolle Weise die Zerrissenheit eines Geflüchteten zum Gegenstand gemacht.

von SHARLEEN WOLTERS

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Kampf dem Kopftuch

Marjane Satrapi: Persepolis; Cover: Edition Moderne

2022 markiert eine Zeitenwende im Iran: Als Reaktion auf den Tod einer jungen Kurdin namens Mahsa Amini in der Gewalt der iranischen Sittenpolizei brechen sich landesweit Proteste Bahn. Frauen legen das Kopftuch ab, schneiden sich die Haare ab, Männer unterstützen sie auf den Straßen. Wie konnte es dazu kommen, dass das Schicksal der Iraner von religiösen Fanatikern bestimmt wurde? Diese und weitere Fragen beleuchtet Marjane Satrapi anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte in der Graphic Novel Persepolis.

von THOMAS STÖCK

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Exil-Unikat-Vervielfältigungen

Usama Al Shahmani: Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt; Cover: Limmat Verlag

Ein irakischer Autor namens Dafer Schiehan lässt sein erstes Theaterstück im eigenen Land aufführen. Von da an ist er persona non grata, muss das Land verlassen und gelangt so in die Schweiz. Usama Al Shahmanis autobiografisch inspirierte Erzählung Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt zeigt uns eines der unzähligen einzigartigen Schicksale, die die Menschen über die Grenzen führen. Ein jedes Leben ein Unikat – das der Autor aber nicht zum ersten Mal in eine Geschichte gießt.

von THOMAS STÖCK

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Die Ungehaltenen

Karosh Taha: Im Bauch der Königin; Dumont

Karosh Tahas neuer Roman Im Bauch der Königin erzählt aus zwei Richtungen von der Konfrontation kurdischer Einwandererkinder mit ihren absenten Vätern, von starken Frauen in einer kurdischen Community im Ruhrgebiet und von ambivalenten Verhältnissen zur eigenen Heimat. Dabei kommt er in Gestalt eines Wendebuchs daher, was mehr als nur die Wahl zwischen zwei Anfängen bietet. Bildreich und einfühlsam kontrastiert Taha zwei jugendliche Erzählerstimmen vor dem Hintergrund geteilter Familienschicksale und einer gemeinsamen Freundschaft. Insbesondere die divergenten Wahrnehmungen von Weiblichkeit und Mutterschaft der deutsch-kurdischen Protagonist*innen stehen dabei im Blickpunkt.

 von SIMON HLAWATSCH Weiterlesen

Mad World…

"Orest in Mossul" am Schauspielhaus Bochum Foto: Fred Debrock

“Orest in Mossul” am Schauspielhaus Bochum Foto: Fred Debrock

International, multimedial und im erschreckend aktuellen Kontext feiert Orest in Mossul Bochumer Premiere am Schauspielhaus. Der preisgekrönte Regisseur Milo Rau versetzt die Motive der antiken Tragödie des Aischylos in das irakische Mossul der Gegenwart. Weltpolitik trifft auf persönliches Schicksal, wenn die Konsequenz der Realität Gewalt ist. Die Schrecklichkeit erscheint in ihrer eigenen Ästhetik und trifft direkt ins Herz.

von JASMIN GIERLING Weiterlesen