Der Absturz des Schwebenden

Dževad Karahasan: Einübung ins Schweben, Cover: Suhrkamp

Alles andere als leichte Kost: Dževad Karahasans Werk Einübung ins Schweben erörtert existenzielle Fragen vor der Kulisse des belagerten Sarajevos während des Bosnienkrieges. Der Roman des jüngst verstorbenen bosnischen Schriftstellers liefert Denkanstöße, kann sprachlich jedoch nicht auf ganzer Linie überzeugen.

von NICOLAS UHRBERG

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Podcast Literatur und Feuilleton – Folge 015: Antikriegsliteratur

Das Foto zeigt einen Protestmarsch in Boston gegen den Vietnamkrieg im Jahr 1970, geschossen von Nicholas DeWolf. Die Demonstranten fordern u. a. den Abzug der US-amerikanischen Truppen aus Südostasien und die Freilassung der Bürgerrechtlerin Angela Davis.

„All this happened, more or less. The war parts, anyway, are pretty much true.“ Kurt Vonneguts Roman The Slaughterhouse-Five or The Children’s Crusade beginnt mit einer Aussicht auf das, was sich in der Menschheitsgeschichte immer wiederholt: Krieg… Ein Wort, das in den allermeisten Menschen Unbehagen, Angst, Trauer oder Wut auslöst. Zerstörung, Bombardierung, Massaker, Lebensmittelknappheit, posttraumatische Belastungsstörung, Verzweiflung. Diese Wörter werden mit Krieg assoziiert. Krieg ist ein komplexes und verheerendes Ereignis. „Make Love not War.“ Viele von euch werden diesen Satz kennen. Er entstand 1967 und wurde von den Hippies als Slogan genutzt, als sie gegen den Vietnam- und den Kalten Krieg protestierten. Doch wie lassen sich Krieg und die Proteste gegen ihn in der Literatur darstellen? Das wollen wir in dieser Folge gemeinsam herausfinden.

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Kampf dem Kopftuch

Marjane Satrapi: Persepolis; Cover: Edition Moderne

2022 markiert eine Zeitenwende im Iran: Als Reaktion auf den Tod einer jungen Kurdin namens Mahsa Amini in der Gewalt der iranischen Sittenpolizei brechen sich landesweit Proteste Bahn. Frauen legen das Kopftuch ab, schneiden sich die Haare ab, Männer unterstützen sie auf den Straßen. Wie konnte es dazu kommen, dass das Schicksal der Iraner von religiösen Fanatikern bestimmt wurde? Diese und weitere Fragen beleuchtet Marjane Satrapi anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte in der Graphic Novel Persepolis.

von THOMAS STÖCK

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Kommatakoma im Kriegsgebiet

Gabriele Riedle: In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg; Cover: Die Andere Bibliothek

Seit Februar dieses Jahres hat der Krieg in Europa wieder Konjunktur. Weltweit gesehen hatte er allerdings leider nie eine Rezession. Frisch versorgt mit Nachrichten und Erzählungen aus den Krisenherden der Welt werden wir von Journalistinnen und Journalisten, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um den Krieg und seine Gesichter in unsere Friedenszeitungen zu bringen. Gabriele Riedle – selbst eine solche Kriegsreporterin – hat in In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg. Eine Art Abenteuerroman ihre Erlebnisse in diesem außerordentlichen Beruf in Romanform verarbeitet. Ein Roman, der es ebenso zu Recht auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2022 geschafft hat, wie er zu Unrecht nicht auf seine Shortlist gesetzt wurde.

von CAROLIN KAISER

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In der lesBar mit Punchdrunk und sonst nichts

Punchdrunk Immersion The Burnt City immersive theatre
Foto: Julian Abrams

Eine vergangene Stille, eine andauernde Katastrophe, ein Weitermachen, ein altbekannter Theaterbetrieb, eine Frage der Kunst, ein Freud’scher Freischütz, eine politische Debatte, ein antiker Mythos, eine moderne Herangehensweise, ein einsaugendes Konstrukt, zwei Londoner Theatergenies, ein Vorschlag zum Diskurs, keine Getränkeempfehlung. Herzlich willkommen in der lesBar auf Abwegen!

von NICK PULINA

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Ukraine: Sehnsuchtsraum Frieden

Dareg A. Zabarah (Hg.): Charkiw / Charkow (Europa Erlesen); Cover: Wieser Verlag

In der Ukraine tobt ein Krieg, mit dem Wladimir Putin seine Großmachtfantasien zu erfüllen sucht. Darunter leiden die Menschen der Ukraine, die sich mutig den russischen Truppenverbänden entgegenstellen – doch der Krieg nimmt neben den Menschen auch die ukrainische Kultur unter Beschuss. Höchste Zeit für uns, uns das kulturelle Erbe des Landes anhand der Stadt Charkiw ins Gedächtnis zu rufen und uns für die friedliche Völkerverständigung einzusetzen.

von THOMAS STÖCK

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Troja, ein Spielplatz der Götter

Stephen Fry: Troy. Our Greatest Story Retold; Cover: Penguin Random House UK

Menschen und ihre Geschichten sind nicht einfach. Wenn Götter ihre Hände mit im Spiel haben, wird es chaotisch. Wie sehr, dass zeigt Stephen Fry, indem er die Geschichte Trojas einmal mehr aufrollt und ihr mit Troy einen neuzeitlichen Anstrich verleiht.

von MEIKE WINKLER

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Aus dem Süden was Neues

Goran Ferčec: Wunder wird es hier keine geben; Cover: Residenz Verlag

Goran Ferčecs Roman Wunder wird es hier keine geben ist eine dunkle Reflexion des Konflikts im ehemaligen Jugoslawien: Unstimmigkeiten in der Einheit, eine bizarre Resolution und eine unappetitliche Geschichte. Dennoch führt sie am Ende genau dorthin, wo sie hingehört.

von NICK BIBIC

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„Wenn ein Berg Brot daliegt, dann existiert die Welt.“

Anatoli Pristawkin: Schlief ein goldnes Wölkchen, Cover: Aufbau Verlag

In seinem Roman Schlief ein goldnes Wölkchen blickt Anatoli Pristawkin zurück in seine Kindheit und schildert mit der Geschichte der Kusmin-Zwillinge zugleich seine eigene wie auch die tausender anderer Waisenkinder rund um das Moskau der 40er Jahre. Eine Geschichte von Heimatlosigkeit, Hunger und der Deportation in den Kaukasus, in dem – vom Tschetschenien-Konflikt geschüttelt – das Versprechen eines neuen Lebens bestenfalls trügerisch erscheint.


von ANDREAS MARTIUS

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Ich backe mir einen Roman…

Guillaume Musso: La vie secrète des écrvains; Calmann-Lévy

Angesichts der zahlreichen Lobeshymnen auf La vie secrète des écrivains kann man viel von diesem Roman erwarten – doch dem hohen Anspruch wird er nicht gerecht. Er ist widersprüchlich, sprachlich insbesondere bezogen auf die Thematik nicht ausgeklügelt genug und macht jedes Mitdenken der Leserschaft obsolet. Guillaume Mussos fatalster Fehler: Er hält sich nicht an das Rezept, das er selbst in seinem Roman vorgibt.

von ALINA WOLSKI

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