Insel der Unglückseligen

Tarjei Vesaas: Der Keim; Cover: Guggolz Verlag

Auf einer beschaulichen Insel geschieht ein Mord – und nun übt die Dorfgemeinschaft Selbstjustiz. So ließe sich Tarjei Vesaas‘ Der Keim in einem Satz zusammenfassen. Was den erstmals 1940 erschienenen Roman zu so einer spannenden Lektüre machen, sind Vesaas Gespür für das Bedrohliche im Alltäglichen und die Frage danach, wie man in einer kollektiven Gewalttat den Alleinschuldigen identifiziert.

von CAROLIN KAISER

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20. Türchen: Im norwegischen Schnee versinken

Die Adventszeit neigt sich dem Ende, und somit ist auch ein Ende des Weihnachtsstresses in Sicht. Der Winter dauert allerdings noch lang und hoffentlich ist in den nächsten Wochen reichlich Zeit zum Lesen. Wer noch ein winterliches Buch sucht, das beim Stressabbau hilft, könnte mit Karl Ove Knausgårds Im Winter fündig werden. Die ruhige Sammlung von Vignetten aus dem Leben des norwegischen Autors zeichnet ein Bild der Menschheit in der kalten Jahreszeit.

von KAREN ELIAS

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Ein Protofeminist?

Henrik Ibsen (1828–1906)

Heute vor 116 Jahren ist der norwegische Dichter Henrik Ibsen in Oslo (damals noch Christiania) gestorben. Zu Lebzeiten sowohl bewundert als auch verachtet, gilt Ibsen heutzutage als einer der wichtigsten Dramatiker der europäischen Literatur. Gerade seine späteren, gesellschaftskritischen Dramen des Realismus und Naturalismus sorgten mit gewissenhafter Regelmäßigkeit für hitzige Diskussion in der dänisch-norwegischen Gesellschaftselite und im restlichen Europa. Enemy Number One für Ibsen: die bürgerliche Ehe.

von CAROLIN KAISER

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Türchen 5: Ehekrise unterm Weihnachtsbaum

Sie haben einen einsamen, tristen Winternachmittag vor sich und wissen nicht, was Sie lesen sollen? Sie sind anspruchsvoll und wollen etwas, das gesellschaftskritisch, aber auch weihnachtlich ist? Schätzen Sie sich glücklich, denn das heutige Törchen unseres Adventskalenders führt sie in das traute, weihnachtlich geschmückte Haus eines norwegischen Ehepaares kurz vorm Krisenmodus. Vorhang auf für Henrik Ibsens Nora oder Ein Puppenheim!   

von CAROLIN KAISER

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Die Welt in einem Kammerspiel

In der Casa des Schauspiels Essen wird Ibsens Peer Gynt wieder- bzw. neuentdeckt. Neben dem großartigen Alexey Ekimov in der Titelrolle sind lediglich drei Darstellerinnen und ein Musiker zu erleben, die keine Langeweile aufkommen lassen. Regisseur Karsten Dahlem gelingt es dennoch nicht, einen Theaterabend zu schaffen, der über cineastische Inszenierungsstandards hinausgeht.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Nachsitzen mit Karl Ove Knausgård

Leben von Karl Ove Knausgard Quelle: LuchterhandGanz egal, wie sehr man sich auch bemüht, irgendeine ‚literarische Entdeckung‘ verpasst man immer. Falls einem das unfreiwillige Versäumnis später bewusst wird, gibt es bereits eine Vielzahl von Kommentaren zum Text, die einem die eigene Meinungsfindung nicht unbedingt erleichtern. Karl Ove Knausgårds sechsbändiges Mammutprojekt Min Kamp, das dem autobiographischen Schreiben der Gegenwart zumindest quantitativ eine neue Dimension verleiht, ist genau so ein Fall für mich. Aber: das literarische Feuilleton, Interviews mit dem Autor und die hauptsächlich in Amerika geführte Debatte, ob Knausgård gar der neue Proust sei, kennen nur eine Konsequenz – Selbst lesen.

von SIMONE SAUER KRETSCHMER

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