Samsons Schwachstelle oder: Das Alte Testament auf der Opernbühne

"Samson et Dalila" an der Deutschen Oper am Rhein Foto: Jochen Quast

“Samson et Dalila” an der Deutschen Oper am Rhein Foto: Jochen Quast

Camille Saint-Saëns dürfte den meisten Musikliebhabern weniger als Opernkomponist, eher als Verfasser von Konzert- bzw. Orchesterstücken bekannt sein – allen voran Le Carnaval des animaux (Der Karneval der Tiere). Mit Samson et Dalila schuf der Franzose aber auch ein Meisterwerk des spätromantischen Musiktheaters, das nun in einer Neuinszenierung in der Deutschen Oper am Rhein zu erleben ist. Die Partitur weiß hier Axel Kober zum Leuchten zu bringen, während Regisseur Joan Anton Rechi eine beeindruckend stimmige Aktualisierung des biblischen Stoffes gelingt.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Mad World…

"Orest in Mossul" am Schauspielhaus Bochum Foto: Fred Debrock

“Orest in Mossul” am Schauspielhaus Bochum Foto: Fred Debrock

International, multimedial und im erschreckend aktuellen Kontext feiert Orest in Mossul Bochumer Premiere am Schauspielhaus. Der preisgekrönte Regisseur Milo Rau versetzt die Motive der antiken Tragödie des Aischylos in das irakische Mossul der Gegenwart. Weltpolitik trifft auf persönliches Schicksal, wenn die Konsequenz der Realität Gewalt ist. Die Schrecklichkeit erscheint in ihrer eigenen Ästhetik und trifft direkt ins Herz.

von JASMIN GIERLING Weiterlesen

Wir sind Hamlet

"Hamlet" am Düsseldorfer Schauspielhaus   Foto: Sandra Then

“Hamlet” am Düsseldorfer Schauspielhaus Foto: Sandra Then

Ein schillernder Prinz, der vom Tod seines Vaters in den Wahnsinn getrieben wird, zieht das Publikum im Düsseldorfer Schauspielhaus in seinen Bann und zeigt das Leben und die Menschlichkeit in all ihren Abgründen. Christian Friedel, seine Band Woods of Birnam und das Ensemble zeigen in Roger Vontobels Inszenierung ein facettenreiches Schauspiel, das mehr als nur einmal die Stimmung eines Poprock-Konzerts hervorruft.

von JASMIN GIERLING Weiterlesen

Narrheiten eines alten Königs

Shakespeares "König Lear" vom Schauspiel Stuttgart bei den Ruhrfestspielen Foto: Thomas Aurin

Shakespeares “König Lear” vom Schauspiel Stuttgart bei den Ruhrfestspielen Foto: Thomas Aurin

Was tun, wenn die jüngere Generation nach der Krone greift und man selbst nur noch Relikt vergangener Glorie ist? Dass dies nur in der Shakespearehandlung zutrifft, beweist eine Theater-Legende: Nach der Premiere am Schauspiel Stuttgart zeigt Claus Peymann seinen König Lear nun auch bei den Ruhrfestspielen.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

Blutleere Orestie

Aischylos' "Orestie" am Schauspielhaus Bochum Foto: Birgit Hupfeld

Aischylos’ “Orestie” am Schauspielhaus Bochum Foto: Birgit Hupfeld

Aischylosʼ wohl berühmtestes Drama um den Atridenfluch, Blutrache und Muttermord gehört seit Langem zu den Theaterklassikern. Es dauerte jedoch knapp 100 Jahre, bis die Orestie auch auf der Bochumer Bühne Einzug hielt. Lisa Nielebock inszeniert die Trilogie nun in den Kammerspielen – statt karg-analytischen 110 Minuten hätte man sich aber mehr Dramatik und mehr Zeit für Spiel und kontextuelles Regiekonzept gewünscht.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

Wenn die Paranoia um sich greift

Arthur Millers "Hexenjagd" am Schauspiel Düsseldorf Foto: Sebastian Hoppe

Arthur Millers “Hexenjagd” am Schauspiel Düsseldorf Foto: Sebastian Hoppe

Das Düsseldorfer Schauspielhaus bringt Arthur Millers Hexenjagd auf die Bühne. In der Regie des Russen Evgeny Titov entwickelt das Stück mitunter einen düsteren Sog, verblasst aber insgesamt wegen seiner etwas ideenlosen Imitation konventioneller cineastischer Effekte. 14 leidenschaftliche Schauspieler berühren das Publikum ungeachtet ihrer schablonenhaften Rollentypen.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Weniger ist manchmal mehr – Konventionelle Regie, die überzeugt

"Norma" am Aalto-Theater in Essen Foto: Matthias Jung

“Norma” am Aalto-Theater in Essen Foto: Matthias Jung

Eine Oper über ein gallisches Dorf würde bei vielen Regisseuren vorhersehbare Comic-Interpretationen hervorrufen. Anders sieht es in dieser Spielzeit im Essener Aalto-Theater aus. Imogen Kogge und Tobias Hoheisel bringen Vincenzo Bellinis Norma nun als erstes Stück der diesjährigen Spielzeit in fast biederer, dafür aber ausgesprochen zeitloser Inszenierung auf die Bühne. Ein herrlich motiviertes Solistengespann sowie die hohe Qualität der Essener Philharmoniker zaubern einen gelungenen Opernabend, ganz ohne Miraculixʼ Zaubertrank.

von STEFAN KLEIN Weiterlesen

Was ist faul im Staate?

"Hamlet" am Schauspiel Köln Foto: David Baltzer

“Hamlet” am Schauspiel Köln Foto: David Baltzer

Zur Eröffnung der neuen Spielzeit bringt der Kölner Intendant Stefan Bachmann Shakespeares Hamlet auf die Bühne des Depot 1. Der gewichtige Stoff um den prominentesten Zweifler der Theatergeschichte gäbe Anlass zu vielerlei kontroversen, zeitgemäßen Deutungen – an diesem Abend wird er jedoch bloß zu einem traurigen Abbild ideenlosen Stadttheaters.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Ästhetik und Gewalt im Hasenkostüm

"Oresteia" bei den Ruhrfestspiele Foto: Guido Mencari

“Oresteia” bei den Ruhrfestspiele Foto: Guido Mencari

Wer Aischylos’ Orestie im Theater sehen will, macht sich schon zuvor auf keinen leicht verdaulichen Abend gefasst. Rache, Mord und Familienfluch sind Ingredienzen, die an die Nieren gehen. Der Regisseur Romeo Castellucci hat mit seinem Theaterkollektiv Socìetas Raffaello Sanzio bereits 1995 eine italienischsprachige Oresteia auf die Bühne gebracht – nun führt er sie, dezent aktualisiert, im Rahmen einer Europatournee bei den Ruhrfestspielen wieder auf. Eine drastische Inszenierung, die Bilder statt Worte sprechen lässt.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

Die alte Dame bläst zur Großwildjagd

"Der Besuch der alten Dame" am Schauspielhaus Bochum   Foto: Thomas AurinAm Donnerstag brachte Intendant und Regisseur Anselm Weber Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame und damit nach ihrer sechsjährigen Bochumer Abstinenz auch Mechthild Großmann in der Rolle der Milliardärin Claire Zachanassian auf die Bühne des Schauspielhauses Bochum. Das Stück um Liebe, Verrat und den verzweifelten Versuch, den zerplatzten Traum eines glücklichen Lebens durch Geld zurückzugewinnen, bedeutete für Friedrich Dürrenmatt den endgültigen Durchbruch – von seinem Biss, seinem hintergründigen Humor und den zeitlosen Diskursen über Moral und die Käuflichkeit des Menschen ist jedoch in der Bochumer Inszenierung leider nicht mehr viel zu sehen.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen