Mehr über einen Autor, den Sie nicht kennen, als irgendwo sonst im Netz

Johannes Linnankoski (1869–1913) im Jahr 1906

In unserem heutigen Porträt widmen wir uns einem Autor, der in Deutschland so unbekannt ist, dass er noch nicht einmal einen eigenen Wikipedia-Artikel hat. Dabei hat Johannes Linnankoski mit Laulu tulipunaisesta kukasta (dt.: Das Lied der glutroten Blume) einen der bekanntesten Romane der finnischen Nationalliteratur geschrieben. Den Roman kennen Sie noch weniger als den Autor? Wenig verwunderlich, ist Linnankoskis Werk doch bis heute in der Bundesrepublik Deutschland nicht erschienen. Heute jährt sich Linnankoskis Tod zum 109. Mal – Grund genug, einen genaueren Blick auf diesen anti-romantischen Romantiker zu werfen. Und auf ein formatives Kinoerlebnis in Frankreich.

von CAROLIN KAISER

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Ein Protofeminist?

Henrik Ibsen (1828–1906)

Heute vor 116 Jahren ist der norwegische Dichter Henrik Ibsen in Oslo (damals noch Christiania) gestorben. Zu Lebzeiten sowohl bewundert als auch verachtet, gilt Ibsen heutzutage als einer der wichtigsten Dramatiker der europäischen Literatur. Gerade seine späteren, gesellschaftskritischen Dramen des Realismus und Naturalismus sorgten mit gewissenhafter Regelmäßigkeit für hitzige Diskussion in der dänisch-norwegischen Gesellschaftselite und im restlichen Europa. Enemy Number One für Ibsen: die bürgerliche Ehe.

von CAROLIN KAISER

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Die Kunst des Fremdseins

Alexander Goldstein: Aspekte einer geistigen Ehe; Cover: Matthes & Seitz Berlin

Matthes & Seitz engagieren sich für russische Literatur und bringen einen Essayroman von hypnotischer Langsamkeit heraus, der zu Widersprüchen reizt. Alexander Goldsteins Aspekte einer geistigen Ehe bietet sich an als Antidot gegen den rasenden Aufmerksamkeitsdruck unserer Zeit – und als Alteritätserfahrung.

von FELIX JUETERBOCK

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„Mein Geist verlangte nach einer kleineren Welt“

Ottessa Moshfegh: Der Tod in ihren Händen; Hanser Berlin

Ottessa Moshfegh wagt mit ihrem neuen Roman Der Tod in ihren Händen einen Vorstoß in die Welt der unzuverlässigen Erzähler und schafft eine Protagonistin, deren einsamer Alltag durch den Fund eines Zettels durchbrochen wird, der von einem vermeintlichen Mord berichtet. Was zunächst nach dem Anfang eines klassischen Whodunit-Krimis aussieht, bekommt sehr schnell einen bitteren Beigeschmack. Geht es hier wirklich um die Aufklärung eines Mordes oder sollte eigentlich etwas ganz anderes aufgearbeitet werden?

von NICK PULINA

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Sechs Kosmopoliten suchen einen Mörder

Maxim Biller – Sechs Koffer Cover: Kiepenheuer & Witsch

Sechs Koffer ist wahrlich alles andere als Unterhaltungslektüre. Das Vermächtnis des Großvaters Schmihl und die Widerfahrnisse der Familie Biller auf dem Weg aus Prag in den Westen zeichnen das Porträt einer nicht gerade sympathischen Familie, die den teils lebensbedrohlichen Schikanen des Kommunismus zu entrinnen sucht. Mit seinem direkten – man ist dazu verleitet zu sagen: beinahe ordinären – Sprachstil bewegt sich Maxim Biller irgendwo zwischen Krimi, Agententhriller und Familientragödie.

von THOMAS STÖCK Weiterlesen

Befreiung aus dem Gefängnis des Geistes

Hubert Dreyfus und Charles Taylor - Die Wiedergewinnung des Realismus Cover: Suhrkamp

Mit ihrem Gemeinschaftswerk Die Wiedergewinnung des Realismus mischen sich zwei der bedeutendsten Philosophen unserer Tage, Hubert Dreyfus und Charles Taylor, in die Debatte um das gegenwärtige Wiederaufleben des Realismus – oder sollte man besser sagen: der Realismen ? – ein. Ihr Buch gehört zweifellos zu dem Besten, was man zu diesem Thema lesen kann.

von BERNHARD STRICKER Weiterlesen

Stoischer Realismus

COVER_Williams_Butcher's Crossing_dtvDie Wiederentdeckung von John Williams’ lange nur als Geheimtipp gehandeltem Roman Stoner (1965) sorgte 2013 im deutschen Feuilleton für Furore . Seit Kurzem liegt nun auch Williams’ früherer Roman Butcher’s Crossing (1960) in deutscher Übersetzung vor. Wenn es sich bei diesem Western auch um einen ganz anderen Roman handelt als bei Stoner, so verdient er doch eine keineswegs weniger enthusiastische Aufnahme.

von BERNHARD STRICKER
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