„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie dagegen ist unglücklich auf ihre besondere Art.“

Lew Tolstoi (Fotografie Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski, 1908)

Mit diesen Worten beginnt Anna Karenina, einer der berühmtesten Ehebruchromane der Literatur neben Madame Bovary und Effi Briest. Wenn der Name Leo Tolstoi fällt, denkt man in erster Linie wahrscheinlich anden oben erwähnten Roman oder Krieg und Frieden. Die beiden Bücher spiegeln die russisch- aristokratische Gesellschaft wider, in der er gelebt hat. Tolstoi zeichnete sich vor allem durch sein soziales Engagement und seine religiösen und politischen Ansichten aus. Anlässlich seines 195. Geburtstags blicken wir auf das Leben von einem der wichtigsten Vertreter der russischen Literatur zurück.

von VANESSA MUSZARSKY

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Aller Anfang ist schwer (7): Die Bücherdiebin

Markus Zusak: Die Bücherdiebin, Cover Blanvalet

Markus Zusaks Die Bücherdiebin öffnet mit der Erinnerung an die eigene Sterblichkeit, die Sterblichkeit des Lesers. Die Relevanz des Individuums wird auf unmittelbarste Weise bekräftigt. Diese Signifikanz eines jeden Charakters für sich und ihre Relevanz im Bezug zu einander ist der Fokuspunkt der Geschichte. Ihr Erzähler ist konzipiert, um die Bedeutung des unscheinbaren Einzelnen darzustellen, wie kein anderer es könnte. 

von ANDREAS MARTIUS

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Der Absturz des Schwebenden

Dževad Karahasan: Einübung ins Schweben, Cover: Suhrkamp

Alles andere als leichte Kost: Dževad Karahasans Werk Einübung ins Schweben erörtert existenzielle Fragen vor der Kulisse des belagerten Sarajevos während des Bosnienkrieges. Der Roman des jüngst verstorbenen bosnischen Schriftstellers liefert Denkanstöße, kann sprachlich jedoch nicht auf ganzer Linie überzeugen.

von NICOLAS UHRBERG

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Eine Frau überlebt

Elodie Harper: Die Wölfe von Pompeji; Cover: Piper

Pompeji: Die antike Stadt, die im Jahr 79 n. Chr. durch den Vulkanausbruch des Vesuvs in Feuer, Flammen und Glut vernichtet wurde. Diese und viele weitere Geschichten über Schlachten, Eroberungen und die Befreiungskriege Roms sind uns wohl bekannt. Caesar, Crassus, Spartacus: Männer, die die Geschichte geformt haben. Elodie Harper eröffnet mit Die Wölfe von Pompeji einen anderen Blickwinkel auf diese Zeit. Sie erzählt die Geschichte einer Frau, die unter der männlichen Gewalt überlebt – jedoch mit vielen stilistischen Schwächen. 

von MAJA GRÜTER

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Verrückt sind ja immer die anderen

Angela Lehner: Vater unser Cover: dtv Verlag

Angela Lehners Roman Vater unser erzählt die Geschichte einer narzisstischen Protagonistin, die sich in eine Psychiatrie einweisen lässt, um ihren Bruder zu retten. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Lüge immer mehr und lassen den Leser mit vielen offenen Fragen zurück. Das Buch wurde mit dem Debütpreis des Österreichischen Buchpreises 2019 ausgezeichnet.

von PAULA BURMEIER

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Aller Anfang ist schwer (5): Hundert Jahre Einsamkeit

Gabriel García Márquez: Hundert Jahre Einsamkeit; Cover: Fischer Verlag

Die Geschichte des biblischen Sündenfalls ist eine der bekanntesten Erzählungen der Menschheitsgeschichte. In Gabriel García Márquez‘ Roman Hundert Jahre Einsamkeit lösen die Blutsverwandten José Arcadio Buendía und Úrsula Iguarán durch ihre Ehe und einen Mord einen neuen Sündenfall aus. Zwischen dem Ciénaga Grande und der Sierra Nevada de Santa Marta gründen die beiden das Dorf Macondo, welches von der Außenwelt durch Sümpfe und Urwald abgeschnitten ist. Ein idyllischer Ort, um eine Familie zu gründen, doch der Schein trügt. Für die Buendías und ihre Nachkommen folgen hundert Jahre Schlaflosigkeit, Vergessen und Einsamkeit. 

von VANESSA MUSZARSKY  

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„Game of Thrones“ im echten Leben

Noah Martin: Florentia – Im Glanz der Medici; Cover: Droemer Verlag

Ränkeschmiede, verbotene Liebesaffären, Mordkomplotte: In Noah Martins Florentia wartet der populäre Historienroman mit einer absoluten serienreifen Leistung zur Höchstform auf. Martin gelingt es, das Florenz des 15. Jahrhunderts mit Themen des 21. Jahrhunderts in Einklang zu bringen, sodass uns in den Buchzeilen Homosexualität oder die Frage nach weiblicher Selbstbestimmung begleiten. Die Ausschmückungen der historischen Überlieferung lassen aus Florentia ein markantes Psychogramm einer Familie erstehen, die für den Machterhalt persönliche Belange hintanzustellen bereit ist.

von THOMAS STÖCK

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Ein Schatz aus der Schublade

Karl Alfred Loeser: Requiem, Cover: Klett-Cotta

Großartige literarische Neuheiten müssen nicht immer neu sein: Mit Requiem von Karl Alfred Loeser ist eine der spannendsten Neuerscheinungen der Frühjahrssaison ein Roman, der schon vor vielen Jahrzehnten verfasst wurde – und dann als unveröffentlichtes Manuskript geschlummert hat. Glücklicherweise hat es dieser grandiose Roman über die frühe NS-Zeit nun in die Öffentlichkeit geschafft. Ein sowohl sprachlich als auch erzählerisch gelungenes Werk!

von CAROLIN KAISER

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Letzte Landung in der Hohlwelt

Clemens J. Setz: Monde vor der Landung, Cover: Suhrkamp Verlag

Welchem Büchner-Preisträger ließe es man wohl durchgehen, einen so ganz unironischen Roman über einen selbstgerechten Fanatiker zu schreiben? Nun… Aber wer könnte es so behutsam und literarisch einwandfrei umsetzen wie Clemens J. Setz in seinem neuen Buch? Weniger verspielt als seine anderen Werke, ist Monde vor der Landung trotz einigen Zweifeln ein großartiger Roman. Denn die Geschichte des historischen Hohlwelt-Theoretikers Peter Bender nimmt die Leser*innen sofort mit und bietet ein Einfühlungsvermögen, das bei einem solchen Protagonisten ein kleines Wunder ist.

von FELIX JUETERBOCK

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Von Wortträumereien und Übersetzen

Pascal Mercier: Das Gewicht der Worte; Cover: Hanser Verlag

Es wird mal wieder Zeit für einen Throwback-Thursday! Denn manchmal entdeckt man Bücher für sich ja erst, wenn diese schon eine Weile auf dem Markt sind. So auch Pascal Merciers Das Gewicht der Worte. Im Jahr 2020 erschienen, erzählt der auf Deutsch verfasste Roman die Geschichte eines leidenschaftlichen Übersetzers, dem anfangs die Worte fehlen. Eine Erzählung über das Leben, die Liebe zur Sprache und wie sich beides verändern kann.

von VIKTORIA GORETZKI

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