Die Ungehaltenen

Karosh Taha: Im Bauch der Königin; Dumont

Karosh Tahas neuer Roman Im Bauch der Königin erzählt aus zwei Richtungen von der Konfrontation kurdischer Einwandererkinder mit ihren absenten Vätern, von starken Frauen in einer kurdischen Community im Ruhrgebiet und von ambivalenten Verhältnissen zur eigenen Heimat. Dabei kommt er in Gestalt eines Wendebuchs daher, was mehr als nur die Wahl zwischen zwei Anfängen bietet. Bildreich und einfühlsam kontrastiert Taha zwei jugendliche Erzählerstimmen vor dem Hintergrund geteilter Familienschicksale und einer gemeinsamen Freundschaft. Insbesondere die divergenten Wahrnehmungen von Weiblichkeit und Mutterschaft der deutsch-kurdischen Protagonist*innen stehen dabei im Blickpunkt.

 von SIMON HLAWATSCH Weiterlesen

Samsons Schwachstelle oder: Das Alte Testament auf der Opernbühne

"Samson et Dalila" an der Deutschen Oper am Rhein Foto: Jochen Quast

“Samson et Dalila” an der Deutschen Oper am Rhein Foto: Jochen Quast

Camille Saint-Saëns dürfte den meisten Musikliebhabern weniger als Opernkomponist, eher als Verfasser von Konzert- bzw. Orchesterstücken bekannt sein – allen voran Le Carnaval des animaux (Der Karneval der Tiere). Mit Samson et Dalila schuf der Franzose aber auch ein Meisterwerk des spätromantischen Musiktheaters, das nun in einer Neuinszenierung in der Deutschen Oper am Rhein zu erleben ist. Die Partitur weiß hier Axel Kober zum Leuchten zu bringen, während Regisseur Joan Anton Rechi eine beeindruckend stimmige Aktualisierung des biblischen Stoffes gelingt.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Eine literarische Reise in den Kohlenpott

Philip Behrendt et al.: Literarische Orte im Ruhrgebiet Cover: Klartext

Die Redaktion der Literaturkarte.Ruhr präsentiert mit den Literarischen Orten im Ruhrgebiet den Beweis dafür, dass das Ruhrgebiet bereits seit Jahrhunderten eine überaus vielseitige literarische Geschichte aufweist. Geknüpft sind die Romane, Gedichte, Dramoletten und sonstigen Textformen an Orte, die sich als Ausflugsziele wunderbar in eine Reihe weiterer Attraktionen der Metropole Ruhr eingliedern. Wer seine Lektüre etwa mit einer Shoppingtour, einem Cafébesuch oder einer ausführlichen Wanderung verbinden möchte, kommt hier garantiert auf seine Kosten.

von THOMAS STÖCK Weiterlesen

Schwarze Diamanten und weißer Tod

Ralf Piorr (Hg.) – Die Männervon Luise Cover: Klartext

Das Erlebnis der Arbeit unter Tage ist im „Pott“ hinlänglich bekannt – doch die Schattenseiten des Bergmannslebens bleiben oft unerzählt. Ralf Piorrs Wiederentdeckung der anonymen Erzählung Die Männer von Luise überzeugt nicht durch sein ästhetisches Potenzial oder die Poetik des Autors, sondern durch die harte Realität der Kohlenförderung. Von einem, der sich „die Trauer und die Wut von der Seele geschrieben“ hat.

von THOMAS STÖCK Weiterlesen

Auf nach Istanbul

"Istanbul" am Schauspielhaus Bochum Foto: Diana Küster

“Istanbul” am Schauspielhaus Bochum Foto: Diana Küster

In dem Stück Istanbul, das bereits seit Oktober 2017 am Bochumer Schauspielhaus läuft, wagt die Regisseurin Selen Kara einen spannenden Perspektivwechsel, indem sie das „deutsche“ Wirtschaftswunder in der Türkei ansiedelt und einen deutschen „Gastarbeiter“ an den Bosporus schickt. Unterlegt mit türkischen Liedern, Herz und Humor erzählt das Stück von einer aufregenden Reise, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

von STEFANIE KÄHNE Weiterlesen

Ein Bergbau-Märchen als Opernrarität

Heinrich Marschners "Hans Heiling" am Aalto-Theater Essen Foto: Thilo Beu

Heinrich Marschners “Hans Heiling” am Aalto-Theater Essen Foto: Thilo Beu

Das Aalto-Musiktheater traut sich was: Nach Meyerbeers Le Prophète in der letzten Spielzeit bringt es jetzt eine Neuinszenierung der ebenfalls selten zu erlebenden Oper Hans Heiling von Heinrich Marschner auf die Bühne. Die Essener Philharmoniker werden von Frank Beerman, einem profunden Kenner des romantischen Randrepertoires, ausdifferenziert und klangmächtig durch den Abend geführt, während die Inszenierung von Andreas Baesler den lokalpatriotischen Bezug zu Aufstieg und Fall der Zechenkultur – etwas zu konsequent – deutlich macht.

von HELGE KREISKÖTHER Weiterlesen

Denken wir uns an entlegene Orte. „Denken wir die Stadt leer“

"Truck Tracks Ruhr" von Rimini Protokoll und Urbane Künste Ruhr bei den Ruhrfestspielen Foto: Volker Hartmann/Urbane Künste Ruhr

“Truck Tracks Ruhr” von Rimini Protokoll und Urbane Künste Ruhr bei den Ruhrfestspielen Foto: Volker Hartmann/Urbane Künste Ruhr

Truck Tracks Ruhr heißt das neue Konzept des Kollektivs Rimini Protokoll, produziert von Urbane Künste Ruhr. Eine Fahrt, die diverse Blicke eröffnet: von außen, von innen, durch die Linse. Das Projekt liefert zugleich den rein virtuellen wie auch den realen Roadmovie und den dazugehörigen Soundtrack. Zufällige Darsteller-Innen auf dem Asphalt und mit den Zuschauer-Innen gleichzeitig auf dem Rücksitz. Das alles in Fragmenten, die die Imagination beflügeln und dabei die jeweiligen Städte neu entdecken, weiter- und umdenken. Die zweite Station des Projektes Album #2 Recklinghausen feierte Premiere bei den Ruhrfestspielen.

von SILVANA MAMMONE Weiterlesen

„Abhauen gibt’s nicht. Wär schön. Aber geht nicht.“

Adolf Winkelmann: Junges Licht // Quelle: Weltkino

 

Der Dortmunder Adolf Winkelmann hat mit Ralf Rothmanns Junges Licht einen der eindringlichsten Ruhrgebiets-Romane verfilmt. Der Film über eine Kindheit im Ruhrgebiet der Sechziger will sehr viel. Hier und da nervt er auch. Aber in der Erinnerung wird er immer besser.

von FABIAN MAY

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“Die Zukunft ist heute, das Morgen ist jetzt”

"The Rest is Noise" am Schauspielhaus Bochum im Rahmen der Ruhrtriennale Foto: Christoph Sebastian

“The Rest is Noise” am Schauspielhaus Bochum im Rahmen der Ruhrtriennale Foto: Christoph Sebastian

Die letzte Etappe der Lesereihe von Alex Rossʼ Buch The Rest is Noise im Rahmen der Ruhrtriennale führt uns ans Schauspielhaus Bochum. Das Konzept ist inzwischen bekannt: Seit November 2015 wird einmal im Monat der Verlauf des 20. Jahrhunderts anhand musikalischer Klassik-Strömungen durchleuchtet, untermalt und unterhaltsam erklärt. Auch die sechste Station gestaltet sich unter der Regie von Triennale-Intendant Johan Simons kurzweilig und führt das Publikum an Musik heran, die für ein Verdi-verwöhntes Ohr erstmal ungewohnt ist.

von ANNIKA MEYER Weiterlesen

STADT durch Kunst neu denken und erleben – Urbane Künste Ruhr 2015

Logo Urbane Künste RuhrSeit nunmehr vier Jahren inspiriert das Festival Urbane Künste Ruhr das Ruhrgebiet und seine Bewohner. Auch in diesem Jahr präsentiert es, unter der künstlerischen Leitung von Katja Aßmann, experimentelle, grenzüberschreitende und nachhaltige Kunstprojekte. Von Mai bis November wird das Programm diverse Stadtlandschaften im Ruhrgebiet neu erforschen und dazu anregen, es bleibend zu verändern.

von SILVANA MAMMONE Weiterlesen