Der verführerische Klang rostiger Wasserrohre

Tove Ditlevsen: Gesichter; Cover: Aufbau

Nachdem 2021 mit der hochgelobten Kopenhagen-Trilogie (Kindheit, Jugend und Abhängigkeit) ein regelrechtes Tove-Ditlevsen-Jahr im deutschsprachigen Feuilleton gefeiert wurde, ging es im Februar dieses Jahres schon mit der nächsten Neuübersetzung und Veröffentlichung aus dem Œuvre der 1976 verstorbenen dänischen Autorin weiter. Gesichter (dän. Originaltitel: Ansigterne, erstmals veröffentlicht 1968) erzählt die Geschichte einer gefeierten Kinderbuchautorin mit Schreibblockade, Eheproblemen – und jeder Menge schauriger Paranoia.

von CAROLIN KAISER

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Eine Reise ins Jenseits

Spiritfarer; Cover: Thunder Lotus Games

In dem Indie-Game Spiritfarer spricht das Team von Thunder Lotus Games das sensible Thema des Todes an. Dabei gelingt es ihnen, die Problematik des Abschiednehmens in ein interaktives Abenteuer zu verwandeln, und gleichzeitig den Spielern und Spielerinnen das Thema des Sterbens sanft näher zu bringen. Zwangsläufig stellt man sich selbst die Frage: Wie gehe ich mit dem Tod eines geliebten Menschen oder Tieres um? Oder wie erkläre ich dieses Thema einem Kind?

von KRISTINA KUBITZA

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Ich ist ein anderer

"Die Kopien" am ROTTSTR5 Theater Foto: Sophia Remer

“Die Kopien” am ROTTSTR5 Theater Foto: Sophia Remer

Constanze Hörlin inszeniert Caryl Churchill am ROTTSTR5 Theater in Bochum. Die Kopien thematisiert aktuelle Fragen nach Identität und Austauschbarkeit und ist doch in seiner Zeit verhaftet. Die Inszenierung vermag jedoch nicht über die Oberflächlichkeit des Textes hinwegzutäuschen.

von MORITZ MÜLLER Weiterlesen

Mutter mit Axt sucht Vorort mit Charme

Emily Ruskovich – Idaho Cover: Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag

Drei amerikanische Familienromane mit den Müttern im Zentrum: Emily Ruskovichs „Idaho“, Brit Bennetts „Die Mütter“ und Celeste Ngs „Kleine Feuer überall“. Alle drei Bücher handeln vom Leben in Familien, aber auch vom Ausbrechen aus familiären Strukturen. Sie fragen danach, wie viele und welche Menschen es zwingend braucht, um überhaupt Familie zu sein. Die Grundthemen der Bücher gleichen sich also, aber die Romane sind von ganz unterschiedlicher Qualität.

von SIMONE SAUER-KRETSCHMER Weiterlesen

Der ganz alltägliche Wandel

Doris Anselms Kurzgeschichtenband und in dem Moment holt meine Liebe zum Gegenschlag aus erzählt von jenen Momenten, die das Leben entscheidend verändern. Die Autorin schildert diese gezielt und lässt dabei weder Kinder, noch Businessmen oder Hausfrauen aus: Unterschiedlichste Personen treten nacheinander in den Mittelpunkt, werden dem Leser jedoch nicht nahegebracht, sondern verwundern zunächst und lassen ihn einen Großteil der Figuren negativ und realitätsfremd wahrnehmen. Ein Kurzgeschichtenband, der die Stimmung eines verregneten Herbsttages heraufbeschwört, trostlos und negativ.

von VIVIANE SCHWERTFEGER  Weiterlesen

Die Provokation des Seins

Lukas Bärfuss - Koala   Cover: Wallstein VerlagPutzig ist er, der Koala, wie er da in aller Seelenruhe auf seinem Baum sitzt und an seinem Eukalyptus mümmelt. Wenn Koala aber nun der Spitzname des eigenen Bruders ist, der sich in die Badewanne legt und sich eine tödliche Injektion setzt, will das so gar nicht zu dem Bild des niedlichen Tieres passen. Oder doch?

von KATJA PAPIOREK

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Anjas Geschichte, von Mischa erzählt

Wie geht man damit um, wenn sich die Ehefrau das Leben nimmt? Das Buch über Anna des russischen Philosophen Michail Ryklin ist nicht nur die Dokumentation einer Spurensuche nach möglichen Gründen, sondern auch eine Liebeserklärung an die Frau, mit der er 33 Jahre zusammengelebt hat. Entstanden ist eine intime, aber niemals voyeuristische Bestandsaufnahme eines gemeinsamen Lebens, die bewegend ist, ohne kitschig zu sein. Und doch bleibt der Leser mit zwiespältigen Gefühlen zurück.

von KAI FISCHER

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„Haben Sie denn nicht mitbekommen, was sich da draußen abgespielt hat?“

Martin Beyer - Mörderballaden   Cover: Asphalt und AndersInspiriert von zeitgenössischen Liedern besingt Martin Beyer mythische, historische und fiktive Gewalttaten in seinen Mörderballaden. So richtig überzeugen kann aber nur die versteckte Zusatzgeschichte am Ende.

Von ALINE PRIGGE

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L’ennui, c’est moi!

DAvid Foster Wallace - Der Bleiche König   Cover KiWiWelches Schicksal muss einen Menschen ereilen, damit er freiwillig den langweiligsten Job der Welt am langweiligsten Ort der Welt erledigt? Der Bleiche König, der letzte Roman von David Foster Wallace, stellt einen Platz vor, um den die meisten lieber einen großen Bogen machen: die US-amerikanische Bundessteuerbehörde.

von KARIN BÜRGENER

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