Ukro-Karneval der Tiere

Mike Johansen: Die Reise des Gelehrten Doktor Leonardo und seiner zukünftigen Geliebten, der schönen Alceste, in die Slobidische Schweiz; Cover: Secession.

Einen Landschaftsroman schreiben – das klingt nach einem postmodernen Projekt, das auf die tagesaktuellen Krisen wie den Klimawandel und das Artensterben eingeht. Tatsächlich hat ein solches Vorhaben einer der wichtigsten Vertreter der ukrainischen Schriftstellerriege „Hingerichteten Wiedergeburt“ unternommen: Mike Johansen. In Die Reise des Gelehrten Doktor Leonardo und seiner zukünftigen Geliebten, der schönen Alceste, in die Slobidische Schweiz ist aber etwas faul mit den Figuren … Was sich wohl hinter deren maskenhaften Gesichtern verbirgt?

von THOMAS STÖCK

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Türchen 15: Schneebälle werfen

In Europa herrscht Krieg, und das ist eine furchtbare Sache. Zu Beginn des Jahres stand die Ukraine wochenlang im Fokus der Medien. Mittlerweile sind die Kriegsberichte in den Nachrichten wieder nur einige unter vielen. Aber: Sie verschwindet nicht aus unseren Köpfen, die Ukraine. Und das ist wichtig, hat doch Russlands Präsident Wladimir Putin behauptet, dieses Land gebe es gar nicht. Mitarbeitende des KATAPULT-Verlags haben diese Aussage zum Anlass genommen, sich auf die Suche nach der ukrainischen Identität zu machen. Und sie sind fündig geworden: In 100 Karten über die Ukraine und die Spezialoperation den Krieg wird das Land aus unterschiedlichsten, oft ungewöhnlichen, mal ernsten, mal lustigen Perspektiven dargestellt. Dabei kann man so einiges lernen: Oder wussten Sie, dass in der Ukraine gleich zweimal Weihnachten gefeiert wird?

von REEMDA HAHN

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Der Dandy vom Dorf in Kyjiw

Walerjan Pidmohylnyj: Die Stadt; Cover: Guggolz Verlag

Nicht alle Tage kommt es vor, dass man eine solche Perle dem eingestaubten Regal der vergessenen Bücher entreißen kann! Walerjan Pidmohylnyjs Die Stadt gelingt der Spagat, einen der großen europäischen Künstler- und Großstadtromane um 1900 verfasst zu haben und zugleich das Flair einer sowjetischen Tauwetterperiode zu vermitteln, die uns heute weitestgehend unbekannt ist: die der Neuen Ökonomischen Politik und der Ukrainisierung. Doch was in der Literatur ein gutes Ende nimmt, endete für dessen Autor tödlich.

von THOMAS STÖCK

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In der lesBar mit Dmitrij Schostakowitsch und allem, was hilft

Ein Stadtorchester, ein entlassener Chefdirigent, ein anglophiler Hamburger, ein melancholischer Bergsteiger, ein klingender Antifaschist, ein verstopftes Schmunzeln, ein berühmtes WarnApp-Risiko, ein unsägliches Leid und eine selten kurze Kolumne. Willkommen zur Therapiesitzung in der lesBar!

von NICK PULINA

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Ukraine: Sehnsuchtsraum Frieden

Dareg A. Zabarah (Hg.): Charkiw / Charkow (Europa Erlesen); Cover: Wieser Verlag

In der Ukraine tobt ein Krieg, mit dem Wladimir Putin seine Großmachtfantasien zu erfüllen sucht. Darunter leiden die Menschen der Ukraine, die sich mutig den russischen Truppenverbänden entgegenstellen – doch der Krieg nimmt neben den Menschen auch die ukrainische Kultur unter Beschuss. Höchste Zeit für uns, uns das kulturelle Erbe des Landes anhand der Stadt Charkiw ins Gedächtnis zu rufen und uns für die friedliche Völkerverständigung einzusetzen.

von THOMAS STÖCK

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Unsterbliche Vergangenheit

Katja Petrowskaja: Vielleicht Esther   Quelle: Suhrkamp VerlagKatja Petrowskaja geht in Vielleicht Esther den Geschichten ihrer ursprünglich jüdischen Familie auf den Grund: Berichte ihrer Recherchen in Warschau, Mauthausen, Auschwitz und ihrer Heimatstadt Kiew verbindet sie kunstvoll mit eigenen Erinnerungen. Trotz der schweren Thematik gelingt ihr so ein verblüffend leichtgewobenes Textgeflecht – der Versuch, die großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts und deren Auswirkungen auf Einzelschicksale in eine dichte, berührende Erzählung zu binden.

von LINA BRÜNIG

 

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Vom post-karnevalistischen Irrsinn der Welt

Der Roman Perversion des ukrainischen Schriftstellers Juri Andruchowytsch ist ein Paradebeispiel post-moderner Literatur, bietet aber trotzdem keine perfekte Unterhaltung.

von ANNE REUS

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