John Hersey: Hiroshima, Cover: Jung und Jung Verlag
Angesichts der aktuellen Nachrichtenlage wirkt ein Buch über einen Atombombenabwurf vielleicht nicht auf jedermann wie die ansprechendste Lektüre. Für John Herseys Reportage Hiroshima lohnt es sich aber, die Komfortzone zu verlassen. Leserinnen und Leser erwartet kein billiger Katastrophenvoyeurismus, sondern ein Vorzeigestück in der Verbindung von Journalismus und romanhafter Erzählweise.
Jo ist Schriftstellerin, ihre Erschafferin war es auch. Die Rede ist von Louisa May Alcott und Jo, eine der Protagonistinnen aus ihrem Roman Little Women. Im Fokus stehen die Schwestern Meg, Jo, Beth und Amy March, die sich mit ihren Rollen als junge Frauen im 19. Jahrhundert und dem gesellschaftlichen Druck auseinandersetzen müssen, ähnlich wie Alcott selbst.
Lady Strachan and Lady Warwick making love in a park. Copyright: Wellcome Library, London.
Ein Blick und dann war es um sie beide geschehen. Wo die Liebe hinfällt, ist meist unergründlich. Wahrscheinlich kommt es genau aus diesem Grund immer wieder dazu, dass Menschen sich ineinander verlieben, obwohl ihre Mitmenschen genau das verhindern wollen. In einer Welt, die jahrhundertelang davon bestimmt war, dass Ehen zum Vorankommen der eigenen Familienbelange instrumentalisiert wurden, füllte die Liebe oftmals nur eine Nebenrolle aus. Und doch sind literarische Liebesbekundungen mindestens genauso alt wie Arrangements zur Verheiratung der Kinder. Und diese Liebesbekundungen waren übrigens schon seit der Antike nicht auf die Zweisamkeit von Mann und Frau gemünzt, sondern erfolgten ebenso zwischen zwei Männern wie zwischen zwei Frauen.
Mit ihrer Arbeit sowie ihren Büchern trug Toni Morrison einen bedeutenden Teil zur Etablierung afroamerikanischer Literatur auf dem Buchmarkt bei. Heute wäre die erste afroamerikanische Literatur-Nobelpreisträgerin 92 Jahre alt geworden – ein guter Grund, um an ihr beeindruckendes Werk zu erinnern.
Eine Weltmacht, ein dramaturgisches Naturtalent, eine Rückblende, ein Tisch voll Sushi, ein großartiger Champagner, eine Analogie mit Großkatzen, eine etwas uncharmante Analogie mit Borsten, eine Phase wachender Nächte, ein Staat als Symptom, ein Staat als heiß geliebtes Zünglein an der Waage, ein Rechercheauftrag und ein hoffnungsvoller Ausblick. Herzlich willkommen zum politischen Kinoabend in der lesBar!
Nein, die Rede ist nicht von Michael Graceys Filmmusical aus dem Jahr 2017, sondern von Colonel Parker – einem Schausteller, der in den 50er Jahren einen jungen Mann entdeckte und diesen zu seinem Projekt machte – der größten Geldmaschinerie der Musikgeschichte: Elvis Presley. In seinem neuen Film Elvis inszeniert Baz Luhrmann die Lebensgeschichte des „King of Rock“ in einem fulminanten Biopic-Spektakel aus der Perspektive des geldgierigen Managers und selbsternannten Colonels, den einige für den Tod des Superstars verantwortlich machten.
Tomas Venclova: Variation über das Thema Erwachen; Cover: Hanser
Variation über das Thema Erwachen lautet der deutsche Titel des dritten Gedichtbandes von Tomas Venclova. Dahinter verbirgt sich ein Parforceritt eines Weltbürgers durch die Welt- und Literaturgeschichte. Für Venclovas Lyrik darf man mit Fug und Recht das Prädikat Weltliteratur bereithalten, muss sich aber auch darauf einstellen, die hochkomplexen Gedichte in einem zeitintensiven Prozess zu dechiffrieren.
Gioconda Belli: Mich lockt die Liebe mit ihren Stacheln; Cover: Peter Hammer Verlag
Der neue Gedichtband Mich lockt die Liebe mit ihren Stacheln der nicaraguanischen Lyrikerin Gioconda Belli verspricht erotische Episoden inmitten vom Kampf gegen Ungerechtigkeiten. Gegen die Unterdrückung der Frau und eine mörderische Diktatur schreibt die Autorin schon seit Jahrzehnten an. Doch ist dieses Dichten voraussetzungsreich – weshalb wir uns einen Exkurs in nicaraguanischer Geschichte gestatten.
Garth Greenwell eröffnet in seinen Texten das Panoptikum der Bilder, Gefühle und Affekte. Seine neueste Erscheinung reinheit begleitet einen Mann durch die Orte einer Stadt, die zugleich Stationen seines Lebens, seiner Liebe und seines Leidens sind, und dabei die Leserschaft durch Sex und Poesie nahe am körperlichen Miterleben zu halten versucht. Nicht immer gelingt das.
Gonçalo M. Tavares: „In Amerika“, sagte Jonathan; Cover: Kupido Literaturverlag
Eine Reise von der Westküste der USA hoch in den Nordosten und zum Abschluss einige Tage in Florida: Mit „In Amerika“, sagte Jonathan entführt uns Gonçalo Tavares auf eine Reise in einige der großen amerikanischen Städte, aber auch in die Naturenklaven inmitten des US-amerikanischen Traums. An seiner Seite findet sich stets ein Porträt eines Kafka-Fotos, das ihn zu allerlei abgründigen Gedankengängen von eindrücklicher Sprachgewalt anregt. Kafka und die USA – das passt bereits seit dem Verschollenen wunderbar zusammen.