Zwischen Spartakus und Bonaparte

Sudhir Hazareesingh: Black Spartacus; Cover: C. H. Beck

Sudhir Hazareesinghs Biografie Black Spartacus porträtiert den Mann, der in der französischen Kolonie Saint-Domingue die schwarze und kreolische Bevölkerung aus der Sklaverei in die Freiheit führte und der damit den Weg ebnete für die Unabhängigkeit des heutigen Haiti: Toussaint Louverture. Hazareesingh zeigt auf, dass es Toussaint als fähigem General gelang, nacheinander Franzosen, Briten und Spanier bittere Niederlagen zuzufügen. Auch politisch konnte „der schwarze Spartakus“ häufig seinen Willen durch geschicktes und weitsichtiges Handeln durchsetzen, wobei er jedoch seine republikanischen Ideale für die eigene Machtposition verriet. Eine durch ihren Detailreichtum beeindruckende Biografie, die zugleich die Stärken und Schwächen dieses geschichtswissenschaftlichen Genres aufzeigt.

von THOMAS STÖCK

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Ab in den Kaninchenbau

Francis Nenik: E. Oder Die Insel; Cover: Voland & Quist

Die deutsche Geschichte zwischen 1933 und 1945 ist tot erzählt, künstlerisch überaufgearbeitet, für nichts Neues mehr zu gebrauchen? Pah! Francis Nenik zeigt mit seinem bereits im Mai erschienenen Roman E. oder Die Insel, dass die deutsche Vergangenheitsbewältigung weiterhin mit Themen und Geschehnissen aufwarten kann, die im kollektiven Gedächtnis noch nicht ihren festen Platz gefunden haben. Und das ganz ohne kitschige Familiengeschichten! Das größte Mysterium: Warum ist der Roman nicht für den Deutschen Buchpreis 2021 nominiert?

von CAROLIN KAISER

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Und er war eben doch ein Nazi

Per Leo: Flut und Boden // Quelle: Klett-Cotta

 

Als Historiker ist der Autor Per Leo damit vertraut, sich auf Spurensuche in der Vergangenheit zu machen. In seinem literarischen Debüt Flut und Boden. Roman einer Familie taucht er bis zu den Anfängen des 20. Jahrhunderts hinab, um von dort aus die Geschichte seiner eigenen Familie zu ergründen. Auslöser hierfür, aber nicht alleiniger Fokus des Romans, sind sein Großvater Friedrich und dessen Nazivergangenheit.

 

von GREGOR J. REHMER

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Eine Herzmetapher für den Bauch

Kerstin Preiwuß - Restwärme   Cover: Berlin VerlagEine Frau sitzt im Zug. Man weiß zunächst nicht, wohin sie fährt. Doch die Beschreibungen der kargen Landschaft, die am Zugfenster vorbeifliegt, und die nassen Hosenbeine der Frau, die sich an ihre Fußknöchel schmiegen und sie frösteln, lassen erahnen, dass der Bestimmungsort der Reise kein schöner sein wird. Kerstin Preiwuß erzählt in ihrem Debütroman Restwärme eine über mehrere Generationen reichende Familiengeschichte, die nichts von nostalgischer Wärme hat.

von ESRA CANPALAT Weiterlesen

Unüberzeugend? – Unüberzeugt!

Peter Schneider - Die Lieben meiner Mutter   Cover: KiwiPeter Schneiders Autofiktion Die Lieben meiner Mutter hat einiges zu bieten – das zumindest suggerieren zahlreiche Rezensionen, die sich in Begeisterungsstürmen ergehen (wie z.B. Zeit, taz, dradio oder 3Sat). Der Roman handle von großen Gefühlen, wahrer Leidenschaft, von Stärke und Aufrichtigkeit einer Frau in schweren Zeiten heißt es dort. Seltsam, dass das Buch mir dies so gar nicht vermittelt. Beim Bemühen, die Toten wiederzuerwecken, werden sie leider nicht lebendig. Schneider scheitert: am falschen Verständnis, an unpassenden Worten und vielleicht am eigenen Anspruch. Er rührt mich nicht, er überzeugt mich nicht, er quält mich! – Eine Suche nach Gründen …

von ANNA KREWERTH

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