Aller Anfang ist schwer (7): Die Bücherdiebin

Markus Zusak: Die Bücherdiebin, Cover Blanvalet

Markus Zusaks Die Bücherdiebin öffnet mit der Erinnerung an die eigene Sterblichkeit, die Sterblichkeit des Lesers. Die Relevanz des Individuums wird auf unmittelbarste Weise bekräftigt. Diese Signifikanz eines jeden Charakters für sich und ihre Relevanz im Bezug zu einander ist der Fokuspunkt der Geschichte. Ihr Erzähler ist konzipiert, um die Bedeutung des unscheinbaren Einzelnen darzustellen, wie kein anderer es könnte. 

von ANDREAS MARTIUS

Weiterlesen

Erweckung eines einsamen Mädchens

Eeva-Liisa Manner: Das Mädchen auf der Himmelsbrücke; Cover: Guggolz

Leena ist von Traurigkeit geplagt. Die Protagonistin in Eeva-Liisa Manners Das Mädchen auf der Himmelsbrücke hat keine Freunde in der Schule, die ihre Lehrerin ihr zusätzlich zur Hölle macht. Auch zu Hause wartet auf sie nur ihre vom Leben enttäuschte Oma, deren Trübsal durch eine Diagnose von Epilepsie bei Leena noch verstärkt wird. Leena ergeht sich in kindlich-fantastischen Tagträumen, deren Strahlkraft jedoch durch ein musikalisch-religiöses Erweckungserlebnis überdeckt wird.

von THOMAS STÖCK

Weiterlesen

Türchen 8: Über Aliens, Zeitreisen und die (Un-)Möglichkeit des Erzählens

Wie erzählt man von Geschehnissen und Erinnerungen, die so unglaublich grausam sind, dass das menschliche Gehirn sie uns einfach vergessen lässt? Mit dieser Frage setzt sich Kurt Vonnegut in seinem Roman Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug aus dem Jahre 1969 auseinander. Ein Stück großartige Weltliteratur, das uns in das Leben eines zeitreisenden Soldaten eintauchen lässt, der von Aliens entführt, im Zoo ausgestellt und mit einer Pornodarstellerin namens Montana Wildhack gepaart wird. Was hier erst einmal verrückt klingen mag, verbindet sich zu einem der großen Monument der Antikriegsliteratur.

von ANN-KATHRIN ALBUSTIN

Weiterlesen

Deutsch-ägyptische Trauerbewältigung

Annabel Wahba: Chamäleon; Cover: Eichborn Verlag

Der Tod ist ein treuer Begleiter (auto-)biografischen Erzählens. Auch Annabel Wahbas Familienporträt Chamäleon ist aus dem traurigen Anlass entsprungen, dem an Krebs erkrankten Bruder André mit einem Blick auf die eigene Familiengeschichte das Leid zu lindern. Das gelingt der vortrefflichen Erzählerin durch Exkurse in die deutsch-ägyptische Geschichte sowie durch das Aufzeigen der Verflechtungen von zwei auf den ersten Blick differenten Welten.

von THOMAS STÖCK

Weiterlesen

Literatur und Feuilleton Podcast – Folge 004: Literaturpop

Auf dem Beitragsbild zu sehen ist Taylor Swifts Bühnenshow, die unter anderem einen Balkon beinhaltet, während des Speak Now Concert in Heinz Field. Copyright Ronald Woan.

Bei unserem heutigen Thema werden sich sicherlich einige unter euch gefragt haben: Was ist Literaturpop überhaupt? Vielleicht ist ja die sogenannte Popliteratur bekannt, also eine Literatur, die sich mit populärkulturellen Phänomenen beschäftigt. Den genau umgekehrten Prozess möchten wir nun heute mit euch anschauen: Wann stellt populäre Musik einen Zusammenhang zu Literatur her? Wie können diese Zusammenhänge aussehen? Wie kann man Schreib- und Leseprozesse gesanglich darstellen? In insgesamt vier Teilen blicken wir auf Momente, in denen die Trennlinien zwischen den beiden Kunstformen populärer Musik und Literatur verwischen.

Weiterlesen

The Importance of Being Ernest

Passfoto Ernest Hemingways im Jahre 1923. Zu dieser Zeit hielt er sich in Paris auf.

Vor genau 123 Jahren erblickte Ernest Miller Hemingway das Licht der Welt. Bekannt ist er uns heute nicht nur für seinen reduktionistischen Schreibstil, der uns als Eisberg-Theorie geläufig ist. Auch war er ein prototypischer Macho, dessen Figuren genau die Werte verkörpern, die auch Hemingways öffentliches Bild prägten. Doch trotz ihrer Chauvi-Attitüde lässt sich seinen Werken weiterhin viel Positives abgewinnen.

von THOMAS STÖCK

Weiterlesen

„Nun sind wir – oder ich, ohne Heimat ohne Wärme ohne – – – – Zeitung.“

Bettina Braun: Das Feuilleton des Exils; Cover: Schwabe

Welche Rolle Zeitungsliteratur und somit auch das Feuilleton für deutschsprachige Exilautor*innen in der Zeit zwischen 1933 und 1945 gespielt haben, ist in der Forschung bislang nicht thematisiert worden. Dr. Bettina Braun (Universität Zürich) hat sich dieser Thematik in ihrer Dissertation Das Feuilleton des Exils. Veröffentlichungen in der Basler National-Zeitung 1933–1945 gewidmet, die im Januar 2022 im Schwabe-Verlag erschienen ist.

von JANA SCHRÄDER-GRAU

Weiterlesen

Nobelpreisträger und Spät-Demokrat

Thomas Mann mit seiner Tochter Erika, seiner Frau Katia sowie seinem Sohn Klaus 1929. In diesem Jahr erhielt er auch den Nobelpreis für Literatur. Foto von Eduard Wasow.

Thomas Mann, der dieses Jahr seinen 147. Geburtstag gefeiert hätte, ist vor allem als Meister der Ironie und für seine gesellschaftskritischen Werke bekannt. Sein größtes Prosawerk die Buddenbrooks gilt als einer der ersten deutschen Gesellschaftsromane. Für selbigen erhielt Mann den Nobelpreis für Literatur.

von CELINA FARKEN

Weiterlesen

Ukraine: Sehnsuchtsraum Frieden

Dareg A. Zabarah (Hg.): Charkiw / Charkow (Europa Erlesen); Cover: Wieser Verlag

In der Ukraine tobt ein Krieg, mit dem Wladimir Putin seine Großmachtfantasien zu erfüllen sucht. Darunter leiden die Menschen der Ukraine, die sich mutig den russischen Truppenverbänden entgegenstellen – doch der Krieg nimmt neben den Menschen auch die ukrainische Kultur unter Beschuss. Höchste Zeit für uns, uns das kulturelle Erbe des Landes anhand der Stadt Charkiw ins Gedächtnis zu rufen und uns für die friedliche Völkerverständigung einzusetzen.

von THOMAS STÖCK

Weiterlesen

Als das Ende nahe ist

Hans Fallada: Jeder stirbt für sich allein; Cover: Aufbau Taschenbuch Verlag

Am 5. Februar 1947 – also vor 75 Jahren – starb Hans Fallada. In wenigen Wochen vor seinem Tod verfasste Fallada das Manuskript seines letzten Romans Jeder stirbt für sich allein. 60 Jahre nach der Erstveröffentlichung gelangte dieser Roman durch eine Neuveröffentlichung zu Weltruhm. In seinem Zentrum stehen die Quangels, ein älteres Ehepaar, das sich nach dem Verlust ihres einzigen Sohnes dazu entscheidet, sich dem Hitlerregime entgegenzustellen. Es entspinnt sich eine Geschichte des Widerstands, des Duckmäusertums, des Verrats – und die Spirale der Gewalt, sie dreht sich mit immer höherer Geschwindigkeit.

von THOMAS STÖCK

Weiterlesen